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Pop und Kultur

"Musik im Strafvollzug" - Klassik im Knast

Dorothea Tachler
Musikerin

Spielt und singt in Bands und macht Musik für Filme.
Ihre eigenen Bands heissen My Favourite Things und Hunki Dori.
Sammelt und verteilt Lieder und Artikel in München, Berlin und New York.

Zum Kurator'innen-Profil
Dorothea TachlerDienstag, 11.01.2022

Über dieses Thema kam gerade dieses Buch heraus, herausgegeben von Alicia de Bánffy-Hall, Daniel Mark Eberhard und Annette Ziegenmeyer. Musik kann im Strafvollzug ein wichtiges Werkzeug sein, um Personen zu resozialisieren. Alleine das Hören von Musik hilft schon dabei. Viele der Inhaftierten haben z.B. keinerlei Erfahrung, Klassik anzuhören - möglicherweise, weil die meisten aus sozial schwachen Gruppen kommen. Das Hören hilft, sich etwas Neuem zu öffnen und eine Bereicherung zu erleben. Instrumente im Vollzug zu erlernen bedeutet nochmal etwas ganz anderes. In der Jugendvollzugsanstalt Tegel in Berlin wurde eine eigene Inszenierung Beethovens Oper "Fidelio" erstellt, dank des Educations-Programm der Berliner Philharmoniker, und der Zusammenarbeit mit dem Gefängnis-Theater „Aufbruch“, wie einem weiteren Artikel des MDR über das Buch zu entnehmen ist. Den Insassen wird so eine Gelegenheit gegeben, sich selbst ganz anders wahrzunehmen und zu reflektieren, und über die eigene Zukunft nachzudenken. Und darum geht es, meint Autor Daniel Mark Eberhard - man kann nicht erwarten, dass Musik zum magischen Allheilmittel wird, sondern diese hilft, sich anders zu erfahren. Nicht mehr gewalttätig zu sein, oder ständig gegen etwas anzukämpfen oder zu rebellieren, sondern etwas zu gestalten und sich selber anders zu erfahren. 

Im Gefängnis machen sie jetzt Musik, und dann sind alle bessere Menschen. So ist es natürlich nicht. Nein, aber wir versprechen uns vom Modus, in den man sich bei der Auseinandersetzung mit Musik begibt, positive Effekte in vielfacher Hinsicht. Vor allem auf emotionaler Ebene, und – wenn das entsprechend angeleitet ist – auch auf sozialer Ebene.

Die Identität der Jugendlichen kann also neu erfahren werden, und auch Gefühle wie Stolz, und die musikalische Erfahrung allein können neuartig sein und viel Genugtuung bieten, und neue Horizonte öffnen. In dem Buch wird auch besprochen, dass Musik- und Sozialpädagogik hier eine bessere Verbindung benötigt: 

Wir haben zu wenige Musikpädagogen, die musikalische und soziale Arbeit verbinden können. Wir brauchen „Community musicians“, Leute, die einen Blick haben für die jeweilige Zielgruppe und die Möglichkeiten, die sich darin ergeben. Wir brauchen Menschen in diesen Einrichtungen, die offen zugehen auf Inhaftierte oder Arrestierte.

Diese gibt es zwar, aber momentan nur als Einzelkämpfer. Eine schöne Idee also, um den Arbeitsmarkt auszuweiten, und Gefängnis-Insassen neue Perspektiven zu bieten.

"Musik im Strafvollzug" - Klassik im Knast

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