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Pop und Kultur

Kunstkrimi: Wie China sich heimlich die Beutekunst der Kolonialmächte zurückholt

Fabian Peltsch
Musikjournalist

Fabian Peltsch interessiert sich für globale Popkultur-Perspektiven jenseits von World-Music-Klischees. Er ist Redakteur bei Table.Media in der China-Redaktion und schreibt daneben regelmäßig für Rolling Stone, Musikexpress, Mint, Fluter und die Welt.

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Fabian PeltschDienstag, 28.08.2018

Die Fälle sind spektakulär: Innerhalb von sechs Jahren verschwanden zahlreiche chinesische Kunstwerke aus europäischen Museen, punktgenau eingesackt und teils filmreif mit Motorrad und Speedboat vom Tatort weggeschafft. Wertvollere Stücke nicht-chinesischen Ursprungs wurden dagegen links liegen gelassen. Nicht nur die Polizei ist sich sicher: Das waren professionell ausgeführte Auftragsarbeiten.

Alex Palmer geht in seinem ausführlich recherchierten Artikel den Spuren nach. Spannend erzählt er von einer neureichen chinesischen Elite, die den Kauf von Beutekunst als patriotischen Akt begreift. Wie die chinesische Regierung will sie das Trauma des "Jahrhunderts der Erniedrigung" überwinden: Von 1840 bis 1949 schafften westliche Kolonialmächte chinesische Antiquitäten millionenfach aus dem Land. Als tragischer Höhepunkt gilt die Plünderung des alten Pekinger Sommerpalastes, der bis heute in Ruinen belassen daran erinnern soll, so eine Schmach nie wieder zuzulassen.  

Palmer vermutet, dass sich Peking über diplomatischen Druck, staatliche Organisationen, aber auch über schwerreiche Mittelsmänner und zwielichtige Kanäle die Beutekunst von den einstigen Kolonialmächten zurückholt. Viele der geraubten Werke sollen in China wieder aufgetaucht sein. Beweisen kann er das jedoch nicht. Die Spuren verlieren sich, auch da die chinesischen Behörden offenbar eine andere Meinung davon haben, wer der rechtmäßige Besitzer der zweifach geraubten Kunstwerke ist. So oder so zeigen die Fälle Wirkung: Einige Museen haben ihre Antiquitäten bereits freiwillig als Leihgaben nach China verschifft, um Diebstählen zuvorzukommen. 

„We can't ignore that the art was taken illegally, even if it was being well cared for“, sagt ein Vertreter der staatlichen Unternehmensgruppe China Poly Group, die auch als drittgrößtes Auktionshaus der Welt agiert. "If you kidnapped my children and then treated them well, the crime is still not forgiven.“ Ein echter Kunstkrimi, der noch lange nicht aufgeklärt ist. 

Kunstkrimi: Wie China sich heimlich die Beutekunst der Kolonialmächte zurückholt

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