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Pop und Kultur

Jihad Rap — An den Rändern muslimischer Subkulturen

Anne Hahn
Autorin und Subkulturforscherin
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Anne HahnSonntag, 30.10.2016

„Seit Jürgen Habermas sie in seiner Rede zum Buchpreis 2001 als solche bezeichnete, denkt man sich Europa auch als postsäkulare Gesellschaften, in denen das Verhältnis von Säkularisierung und Religion überprüft werden muss...  So ist das Formulieren eines inklusiven Standpunkts nichts weniger als die Suche nach einer neuen Vernunft, die weder dogmatisch intellektuell noch strikt spirituell ist. Das fällt schwer in einer Zeit, die nicht gerade Quell der großen Ideen ist - vielleicht besteht die große Idee deshalb derzeit darin, die kleinen zu leben.

Der US-amerikanische Konvertit Muhammad Knight etwa ersann eine islamische Punkrock-Szene in einem runtergerockten Haus in einer schäbigen Ecke Buffalos. Seine Bewohner sind schiitische Skinheads und Straight-Edge-Sunniten, indonesische Skater und sudanesische Rude Boys. Schwule Muslims, betrunkene Muslims, kopulierende Muslims und ein Burka-tragendes Riot Grrrl... Es existieren so viele Bilder von jungen Muslimen, die sich ihre Identität nicht mit Brutalität und Bomben erkämpfen, sondern mit Mut und Witz. Es gibt Burkas mit Joy-Division-Aufdruck oder das tanzende Publikum, das bei einem Konzert von Boney-M. in Ramallah während des Songs Ra Ra Rasputin im Refrain Ra Ra Ramallah singt."

Die Schweizer Linguistin und Journalistin Yvonne Kunz hat auf 131 Seiten zu Papier gebracht, was Jihad Rap ist und ausmacht. Leicht lesbar, extrem klug und vielschichtig. Ihre poptheoretische Gleichung: Wenn es im Westen Gangster Rap gibt, muss es im Orient so etwas wie Jihad Rap geben. Was ihr eine Sufi-Frau bei Recherchen in Bradford lachend bestätigt: „Die westlichen Kids wollen Gangster werden, die muslimischen Terroristen."

Kunz belässt es nicht bei fundierten Recherchen, Interviews mit Protagonisten und Rap-Zitaten, sie erklärt Nuancen und schafft einen tröstlichen Ausblick, trotz aller Härte. Ihr Buch endet mit dem Satz einer Taqwacores-Figur: „Ich bin so muslimisch, ich kann sagen: Fuck Islam!"

Jihad Rap —  An den Rändern muslimischer Subkulturen

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Kommentare 3
  1. Oskar Piegsa
    Oskar Piegsa · vor 8 Jahren

    Das klingt interessant, danke für den Hinweis! So gabz verstehe ich aber noch nicht, was hier mit "Jihad" gemeint ist. Michael Muhammad Knight und seine "Taqwacore"-Ideen zeichnen sich doch gerade dadurch aus, dass sie Strenggläubigen, Autoritätshörigen und allen, die in der Religion die Ausrede suchen, nicht mehr selber denken zu müssen (und damit auch: potentiellen Terroristen) hart vor den Kopf stoßen!

    1. Anne Hahn
      Anne Hahn · vor 8 Jahren

      das ist richtig - ich hab versucht, das Buch vom Ende her vorzustellen, mit den tröstlichen Ausblicken auf die Nischen innerhalb der muslimischen Subkultur - der Jihad-Rap wird ausführlich im Buch erklärt

    2. Oskar Piegsa
      Oskar Piegsa · vor 8 Jahren

      @Anne Hahn Verstehe! Danke auch für den Nachtrag, ich schaue mir das Buch bei Gelegenheit unbedingt an.

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