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Redakteur für das Games-Bookazine WASD und Computerspiel-Experte vor verschiedensten Bücherregalen im TV und Radio. Daneben doziert er regelmäßig auf Tagungen und Festivals sowie an Hochschulen mit Fokus auf digitale Spiele. Seine Texte über die Teilhabe an virtuellen Welten, die Ideologie von Spielmechaniken und die Kultur von Computerspielen erscheinen unter anderem in wissenschaftlichen Fachpublikationen, in diversen Kulturmagazinen sowie bei ZEIT ONLINE. Damit er nicht nur vor dem Monitor hockt, trägt das bekennende Sozialhilfekind die Kritik an unfairen Regelsystemen ebenso zurück in die gesellschaftliche Realität. Ihn interessieren Diskurse der ökonomischen Nützlichkeit marginalisierter Gruppen und die Bedingungen des »Mitspielens« am soziokulturellen Leben.
Was er sonst noch so treibt, lässt sich auf seinem Blog nachlesen: www.schauanblog.de
Ich habe seit mehr als einem Jahr das Glück, in einem Projekt zu arbeiten, das das Nützliche mit dem Angenehmen verbindet: Computerspiele auf ihr erinnerungskulturelles Potenzial abklopfen und Akteur*innen der Gedenkarbeit mit Spielentwickler*innen zusammenbringen. Denn langsam hat sich rumgesprochen (auch auf piqd etwa hier, hier und hier), dass die Erinnerung an die Vergangenheit nicht vor medienkulturellen Verschiebungen halt macht, sondern immer wieder in aktuelle Medienkontexte übersetzt werden muss. Und es gibt einen wachsenden Kanon von Computerspielen, die sich dieser Herausforderung sensibel und fundiert annehmen – etwa Through the Darkest of Times, My Child Lebensborn oder Attentat 1942. Und von Charles Games, dem Studio hinter dem letztgenannten Titel, ist nun zu Beginn des Monats ein weiterer gelungener Vertreter dieser Entwicklung erschienen.
Thematisierte Attentat 1942 die Ereignisse rund um das Heydrich-Attentat, konzentriert sich Svoboda 1945 – Liberation nun auf die Nachkriegsgeschichte eines fiktiven tschechischen Dorfes an der Grenze zu Deutschland. Als staatlicher Gutachter sollen die Spielenden in den frühen 2000er-Jahren darüber entscheiden, ob eine alte Schule des Ortes unter Denkmalschutz gestellt oder abgerissen werden soll. In pseudodokumentarischen, auf Zeitzeugenaussagen und historischen Dokumenten basierenden Interviews mit den neuen und alten Einwohnern von Svoboda stoßen sie dabei auf die komplizierte und wechselhafte Vergangenheit des Gebäudes. Die Grausamkeiten der Nazi-Herrschaft, die »wilden« und organisierten Vertreibungen der Sudetendeutschen, die Willkür der sowjetischen Nachkriegsordnung – alles ist mit diesem Ort auf die ein oder andere Weise verknüpft, wird multiperspektivisch aufgegriffen und (bei Bedarf) mit historisch fundierten (Historiker der Karls-Universität Prag sind an dem Spiel beteiligt) Texten eingeordnet.
Svoboda 1945 – Liberation ist so ein Computerspiel, das sich leicht empfehlen lässt – es ist relevant, packend, informativ und sehr zugänglich. Auch wenn es sich vielleicht lohnt, noch etwas zu warten, bis die deutsche Übersetzung erschienen und das Spiel auch für Tablets erhältlich ist. Ich habe in den rund 5 Stunden des Spiels auf jeden Fall mehr über die deutsch-tschechische Nachkriegsgeschichte gelernt als in meiner gesamten Schulzeit.
Quelle: Charles Games Bild: Charles Games svoboda1945.com
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