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Pop und Kultur

Ellen Allien: Raven in Zeiten der Pandemie

christina mohr
Freie Autorin

Geboren in Frankfurt, heute wieder dort lebend und arbeitend - hauptberuflich für einen Sachbuch- und Wissenschaftsverlag, daneben als freie Autorin für Magazine wie Spex, Missy Magazine, Konkret, Die Anschläge, kaput-magazine.com, melodiva.de, culturmag.de.

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christina mohrFreitag, 06.08.2021

Okay, Berichte über Leben und Arbeit von Künstler:innen während der Pandemie gibt es zuhauf (und zu Recht). Das Groove-Interview mit der Berliner DJ, Labelbetreiberin, Produzentin und überhaupt Techno-Legende Ellen Allien ist dennoch besonders und lesenswert. Zum Beispiel greifen Interviewer Maximilian Fritz und Allien ganz aktuelle Tendenzen auf: Wie geht man zurzeit aus, ist es überhaupt ratsam? (Allien ist strikte Masken-Befürworterin, ganz nebenbei.)
Offen äußert Allien ihre Bedenken gegenüber "kontrolliertem Clubbing" – aber auch ihre Kompromissbereitschaft, damit es irgendwie weitergehen kann: 

Was war dein erster Gig nach der Wiedereröffnung der Clubs?

Ein Test-Rave im RSO mit Inhalt der Nacht, kurz danach ein b2b dort mit Dr. Rubinstein. Da wusste ich noch gar nicht, dass demnächst aufgemacht wird. Dann haben die mir erklärt, wie das abläuft, mit den Bändern um den Hals für die Gäste. In Zusammenarbeit mit der Universität. Und ich dachte mir: „Fuck. Das ist ja genau das, was wir nicht wollen in der Clubszene: Kontrolliert werden. Aber wenn das der Szene hilft, dass dadurch vielleicht schneller aufgemacht werden kann, dann mach’ ich das doch.”

Auch ein wichtiges Thema: DJ-Reisen in Zeiten von Corona. So wurde die Insel Sansibar in den letzten Monaten zum Clubbing-Hotspot, was Allien zweifelhaft findet – und über ihre aktuellen Erfahrungen beim Auflegen in Russland spricht:

Hast du mit den Leuten drüber geredet?

Ich habe gefragt, ob sie denn alle geimpft seien. Die meinten, dass sie Sputnik nicht trauen, weil es zu vielen Nebenwirkungen gäbe. Es gibt ja nur die eine Impfung, angeblich soll die ja sehr gut sein. Aber keiner war geimpft, niemand wollte das. Weil keiner aus der kompletten Community Putin traut. Die denken, das hilft nicht und das Virus ist wie ein Grippe. Das ist so krass gewesen für mich. Als wir am Sonntag dann wieder nach Berlin abgeflogen sind, wurde Russland zugemacht – Lockdown. Da war auf dem Roten Platz eine riesige Party, dann hatten die noch Fußball nebenbei. Und jetzt müssen sich alle, die im öffentlichen Dienst arbeiten, impfen lassen. Putin ist so ein Vollidiot, dass er’s nicht geschafft hat, den Nutzen der Impfung den Menschen verständlich zu machen. Und jetzt zwingt er sie.

Auch wenn Ellen Allien dank ihrer Popularität (vermutlich) vergleichsweise gut durch diese schwierige Zeit kommt, unterstreichen ihre Aussagen die Bedeutung von Clubkultur – für Berlin und die ganze Welt.

Ellen Allien: Raven in Zeiten der Pandemie

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