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Ein Lob der Verständnislosigkeit – warum KI bei Übersetzungen kein Segen ist

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschDonnerstag, 13.08.2020

Ach, die Welt ist ein Sprachgewirr! Roger Willemsen nannte die Vielsprachigkeit einst "eine der letzten romantischen Sachen".

Sie ist so liebenswert umständlich, zwingt uns in unpraktische Prozeduren, macht uns auf einen Schlag von weltläufigen, selbstbewussten Individuen zu kindlich agierenden, imbezilen Stammlern, die sich mit primitiven Gesten und blödsinniger Schauspielerei zu verständigen suchen.

In Zeiten immer besser werdender Übersetzungssoftware werden solche Stammeleien im Urlaub seltener. Physiker glauben gar, dass man mittels winziger Hardware am Ohr Gespräche bald in Echtzeit übersetzen kann.

Tobias Haberl wirft in diesem unterhaltsamen Essay (hier auf blendle) ein, dass durch KI vermittelte Sprache nur noch verkürzt und funktional sei, "eine Mischung aus Smalltalk und Bedienungsanleitung, ohne Witz, Geist und Poesie." Der Autor erinnert sich an die wunderbare Sprachlosigkeit mit seiner italienischen Urlaubsliebe und zitiert eine Übersetzerin:

Sprache spiegle nun mal die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Emotionen und verarme, sobald sie auf ihre Funktion reduziert werde. Wer sich in der Fremde mit Augen, Händen und Füßen durchschlage, erlebe allemal mehr als Touristen, die mit dem Handy in der Hand durch die Gegend liefen. 

Haberl meint, dass man nur durch die Auseinandersetzung mit einer Sprache ein Gefühl für die Mentalität von Menschen bekomme. Höre ich Mentalität, denke ich an Tradition. Und bei "Tradition" denke ich an das "Bayerisches Restaurant Stück" von Monty Python, mit dem sehr sprachtalentierten John Cleese ("Traditionell jenseits von gut und böse!"). Eine KI hätte hier das so übliche Huhn-um-die-Ohren-Schlagen und Aus-dem-Fenster-Werfen womöglich verhindert. Wäre doch schade gewesen.

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