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Pop und Kultur

Diskussionswürdig: 50 Jahre weiße Rock- und Pop-Geschichte

Jan Paersch
Autor für taz, NDR, DLF, Jazz Thing und andere
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Jan PaerschDienstag, 05.01.2021

50 Jahre Pop in drei Stunden - das geht nicht ohne Vorspulen. Bei mir persönlich hat sich längst ein Neunziger-Overkill eingestellt: "Losing my religion", "Friday I'm in love", "Zombie" - danke, aber nein danke. Davon hatte ich genug für drei Leben (auch wenn die REM-Folge bei Netflix' "Song Exploder" wirklich gut ist).

"Fünf Jahrzehnte, in denen der Rock ursprüngliche bestehende Altersgrenzen durchbrach" - so beschreibt Rainer Praetorius seine Songauswahl, bei der er für jedes Jahr von 1970 bis 2020 ein Stück ausgewählt hat. Dass etliche einflussreiche Songs fehlen, ist da ebenso unvermeidlich wie die Selbstverständlichkeit, dass diese Zusammenstellung den persönlichen Geschmack des Autors widerspiegelt.

Problematisch ist die Genre-Beschränktheit: kein Soul, kein Rap, kein R&B, kein Techno. Und zu Recht wird auf Facebook geschimpft: "Diese Liste ist sehr, sehr weiß".  Der erste Nicht-Weiße taucht erst im Jahr 1990 auf: Geoffrey Oryema. Marvin Gaye, Stevie Wonder oder Prince sucht man hier vergeblich. Ein weiterer Social-Media-Kommentar: "schon ulkig, eine weiße ü50-Liste der geistigen/materiellen Mittelschicht."

Trotz allem empfehle ich dieses Special. Denn neben dem Wiederhören weniger bekannter Songs von Dylan, Patti Smith und John Cale kann man auch Neues entdecken. Zum Beispiel: Public Image Limited, Rachid Taha und Amon Düül II.

Diskussionswürdig: 50 Jahre weiße Rock- und Pop-Geschichte

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Kommentare 4
  1. Frank Schmidtsdorff
    Frank Schmidtsdorff · vor fast 4 Jahre

    Mit nicht mehr zu identifizierenden Tracks auf Kassette (dank John Peel), dann den Bhundu Boys, Sali Keita und Caetano Veloso fing für mich die Weltmusik an. Es ist auch undenkbar, eine Liste ohne Franco et le TPOK Jazz zu machen (wie ich aber erst heute weiss). Auch Led Zeppelin fehlt (Kashmir in der "Unleaded"-Version, dann habe ich ein Stück in den mittleren Osten geschaut), die beste Phase von Neil Young (ok, hier findet sich Hey Hey, My My, natürlich ein Eckpunkt (obwohl es für mich (Into the Black) ist). Dass Prince fehlt ist ein Witz. Der gesamte Sound der 80er ist ohne ihn nicht denkbar, Schlagzeug, Bläser, Bass. Reggae - Lee Perry, King Tubby. Can, Einstürzende Neubauten. Cem Karaca und die wunderbare türkische psychedelische Musik (bis heute). Oh je, so sollte sich ein Rückblick spätestens heute nicht mehr anhören. Und von Nine Inch Mails müsste es "Hurt" sein, dann kann man auch noch über Country reden.

    1. Stefan Dierkes
      Stefan Dierkes · vor fast 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

      Wenn man schon seinen breiten Musikgeschmack darbietet und Praetorius kritisiert, dann bitte bitte aufhören, Begriffe wie "Weltmusik" zu verwenden, der auf so vielen Ebenen diskriminierend und einfach nur vage ist. Als ob die genannten Künstler*innen ihre Musik als Weltmusik bezeichnen würden. Das ist nur ein Marketingbegriff, den Plattenfirmen nutzen um nicht-westliche Musik als Einheitsbrei zu vermarkten, ohne sich wirklich mit den Künstler*innen auseinandersetzen zu müssen.

    2. Frank Schmidtsdorff
      Frank Schmidtsdorff · vor fast 4 Jahre

      @Stefan Dierkes Ich finde den Begriff Weltmusik hilfreich. Er ist leider immer noch so unbestimmt, weil wir im Radio und der Öffentlichkeit keine Musik außerhalb des deutschen und Anglo-amerikanischen Sprachraums hören, nicht mal die aus Europa. Wir haben also nicht mal einen Begriff oder eben jede weitere differenzierende Ebene dafür als diese. Deshalb gibt es immer noch Labels, die in der Kategorie „Weltmusik“ arbeiten und kaum Musiker, die in den Medien überhaupt repräsentiert werden. Es ist oft richtig: Die Musik vieler Künstler wird für den „Weltmarkt“ neu aufgenommen, „zugänglicher“ arrangiert, manchmal übrigens durchaus mit „Gewinn“. Erfolg haben sie oftmals dann, wenn man überhaupt nicht mehr erkennt, woher sie kommen (also am besten Englisch singen).

    3. Jan Paersch
      Jan Paersch · vor fast 4 Jahre

      @Frank Schmidtsdorff Das ist wirklich schwierig. Ich versuche, den Begriff "Weltmusik" zu vermeiden, aber es stimmt schon, dass dadurch bestimmte Sounds erst sichtbar/hörbar werden. DLF Kultur nennt eine seiner Rubriken auch "Weltmusik" - eine kleine Rolle spielt dies also schon im Radio.

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