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Aufstieg und Fall eines Studios: Sehenswerte Doku über die menschliche Dimension des Telltale-Endes
Redakteurin, Spielebloggerin
Hat englische und deutsche Literaturwissenschaft sowie Politik in Erlangen studiert. Schreibt auf lostlevels.de über Indie-Spiele und arbeitet in der Redaktion des Bookazines WASD mit. Lebt, spielt und arbeitet in Berlin.
Über den Tod des Adventure-Studios Telltale, das im November 2018 nach 14 Jahren endgültig seinen Betrieb einstellte, hat piqd-Kollege Rainer Sigl letztes Jahr schon Lesenswertes gepiqt. Ein halbes Jahr später haben sich die Macher des YouTube-Kanals noclip des Themas angenommen und die verlinkte Doku Telltale: The Human Stories Behind the Games veröffentlicht.
In Sachen Computerspiel-Dokus kann für mich mit noclip derzeit niemand mithalten. Ihre über Patreon finanzierten (englischsprachigen) Videos befassen sich mit spannenden Themen, sind intelligent geschrieben und professionell produziert. Das gilt auch für diesen Film. Die knapp einstündige, englischsprachige Doku beschäftigt sich nämlich nicht so sehr mit den längst bekannten Fakten über Aufstieg und Fall des Studios, sondern interessiert sich für die Menschen bei Telltale und dafür, wie sie die Arbeit dort und das Ende des Studios erlebt haben. Vier ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen kommen zu Wort und erzählen von ungesunden Arbeitsbedingungen, einem problematischen Führungsstil und fragwürdigen Managemententscheidungen, aber auch von kreativer Freiheit, Erfolgserlebnissen und einer ausgeprägten Solidarität untereinander.
Beklemmend wird es, wenn sich die vier jeweils an den Tag erinnern, an dem ganz plötzlich alles zu Ende war. Die Kombination aus Interviews, Spielszenen und Aufnahmen des leerstehenden Ex-Telltale-Geländes hinterlässt nachhaltigen Eindruck. Nach dem plötzlichen Aus standen hunderte Menschen vor den Trümmern ihrer beruflichen Existenz – und das in einer Branche, die immer noch ohne gewerkschaftliche Organisation auskommt und in einem Land, in dem mit dem Arbeitsplatz meist auch die Krankenversicherung verloren geht. Etliche der ehemaligen Telltale-Mitarbeiter suchen heute noch nach Arbeit.
Zum Weiterlesen empfiehlt sich das tolle, umfangreiche Feature von Elise Favis bei Game Informer.
Quelle: Noclip Bild: Noclip EN youtube.com
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Klasse Doku. schade auch um das Potential. unabhängig davon: die schlussbemerkung im Vorwort (von USA von wegen keine gesetzliche Krankenversicherung etc.) erinnert mich an einen aktuellen Gedanken von gestern. Ich las nebenbei seit Jahrzehnten mal wieder ein enid-blyton-Büchlein... und auch wenn der Plot in Deutschland spielen sollte :-), merkte man doch spätestens am ende bei der eigentlich Happyend-Gestaltung, dass es in England (ok england der 60iger) spielte: der nette kranke gutsbesitzer bekommt die verschollene Smaragdkette zurück und kann sich jetzt (!) endlich die teure Operation leisten. ... sowas kann und konnte in Deutschland nicht passieren. Das passt eben nicht...
das fällt mir in letzter zeit öfters auf, dass mir etwa in amerikanischen serien - die uns doch so vertraut sind und die u.a. dafür gesorgt haben, dass wir Deutschen wir Europäer uns mit den Amis und ihrer Welt so gleich fühlen - Dinge aufstoßen...
klassischer plot einer der netten spannenden krankenhaus-serien: der patient bzw. dessen angehörige können die nötige op nicht bezahlen, in der krimiserie ist Thema dass jemand wegen arztrechnungen total verschuldet ist und und und...
a) das höchste der Gefühle ist dann dass pro bono gearbeitet wird oder gesammelt. und b) die Helden akzeptieren das mehrheitlich auch noch nehmen es als normal hin! ...Da wird einem klar, dass die Amis in vielen Dingen eben nicht so zivilisiert sind - und wer weiß wo wir uns hier in der EU darüber täuschen was unseren zivilisationsstand betrifft :-). Die ungleichzeitigkeit des gleichzeitigen...