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Medien und Gesellschaft

Wohnungen nur für Weiße: Was muss sich ändern?

Mohamed Amjahid
Buchautor und Journalist

Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.

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Mohamed AmjahidDienstag, 25.05.2021

Es sind Skandale, die sich tagtäglich wiederholen: Die anhaltende Diskriminierung von nichtweißen Menschen auf dem deutschen Wohnungsmarkt ist Alltag für so viele rassifizierte und migrantisierte Wohnungssuchende in diesem Land. Natürlich finden auch weiße Menschen im Kontext der Krise auf dem Wohnungsmarkt ebenfalls immer häufiger keine passenden Angebote, doch keine weiße Person hat bisher eine Wohnung nicht bekommen aufgrund der vermeintlich falschen Herkunft oder des vermeintlichen falschen Nachnamens. Zumindest sind mir solche Fälle nicht bekannt.  

Vor wenigen Tagen wurde publik, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft Brebau in Bremen systematisch nichtweiße Wohnungsbewerber*innen benachteiligt hat. Recherchen von Radio Bremen und Panorama hatten skandalöse Praktiken aufgedeckt: 

Für die meisten Vermerke hat sich die Brebau eigene Codes ausgedacht. Ein Kopftuch bei einer Bewerberin etwa wird mit der Abkürzung KT zu vermerkt. Ein schwarzer Mensch bekommt die Abkürzung E40. Zu dieser Kategorie heißt es in der entsprechenden Anweisung weiter: "Keine 'People of Colour' (dazu gehören auch Sinti, Roma, Bulgaren, Rumänen)". Dabei differenziert die Brebau offenbar nicht, ob Menschen in Deutschland geboren, eingebürgert, bestens ausgebildet, voll integriert oder Gutverdiener sind. Mit dem Kürzel WE sind potentielle Mieterinnen und Mieter gemeint, die laut Vorstellung der Brebau als "westlich integriert" anzusehen sind. Etwa Menschen mit Migrationshintergrund (in Deutschland lebende Ausländer, eingebürgerte Deutsche) und Migranten, die mit der deutschen Kultur vertraut seien, heißt es in einem entsprechenden Vermerk. "Menschen mit Kopftuch haben gefühlt keine Chance", sagt ein Informant aus dem Kreis der Belegschaft zu Radio Bremen.

Die Geschäftsführung der Brebau wurde nach der Berichterstattung freigestellt, die Bremer Stadtregierung aus SPD, Linken und Grünen versprach Aufklärung. Wichtig festzuhalten ist, dass dies kein Einzelfall in Deutschland darstellt. Hier eine kleine Liste mit ähnlichen Skandalen, aus denen eine Struktur abzulesen ist: 

> Hier ein Fall aus Augsburg

> Hier eine Recherche in Köln

> Eine entsprechende Geschichte aus Stuttgart

> Fallbeispiele aus Berlin. Und hier noch ein letzter Fall, obwohl diese Liste unendlich lang werden könnte. 

"Rund ein Drittel der Befragten mit Migrationshintergrund, die in den vergangenen zehn Jahren eine Wohnung oder ein Haus gesucht haben, hat nach eigenen Angaben schon rassistische Diskriminierung bei der Wohnungssuche erlebt."

Doch was muss eigentlich geschehen, damit diese diskriminierenden Strukturen aufgelöst und nichtweiße Menschen deswegen nicht von Obdachlosigkeit bedroht werden? Reicht schon der Austausch an der Spitze einer Wohnungsbaugesellschaft? Die Einführung eines Antidiskriminierungsgesetzes? Mehr Wohnungsbau? Braucht es mehr Berichterstattung?  

Mir ist zumindest in den vergangenen Jahren mit den vielen Fällen klar geworden, dass es ein Anfang wäre, einen Grundsatz zu beachten: Wohnen ist Menschenrecht.

Wohnungen nur für Weiße: Was muss sich ändern?

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Kommentare 3
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre

    "... doch keine weiße Person hat bisher eine Wohnung nicht bekommen aufgrund der vermeintlich falschen Herkunft oder des vermeintlichen falschen Nachnamens."
    Nun ja, arme Eltern zu haben und falsche Adresse ist auch Herkunft.

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 3 Jahre

      schon richtig. Hier ist auch Klassismus im Spiel. (Auch weil wahrscheinlich der schwarze Millionär doch Chancen hätte). Allerdings kann man Armut und falscher Adresse zumindest grundsätzlich entgehen bzw. vertuschen (indem man zb weit weg zieht wo keiner weiß dass diese und jene Adresse dort 'ghetto' ist.).

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 3 Jahre · bearbeitet vor mehr als 3 Jahre

      @Cornelia Gliem Wenn man reich wird, spielt eben die Hautfarbe kaum noch eine Rolle. Wobei es stimmt schon, die Vorurteile wird man wohl nie los .... Appiah beschreibt das alles sehr schön:

      https://www.piqd.de/us...

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