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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft Flucht und Einwanderung Feminismen
Reporter, Kurator, Autor für deutsche und internationale Medien. Studium der Politikwissenschaft/Anthropologie. Themen: Weiße Mehrheitsgesellschaft, MENA, Autokratien, Kapitalismuskritik, Feminismus und kritische Theorie.
Es sind Skandale, die sich tagtäglich wiederholen: Die anhaltende Diskriminierung von nichtweißen Menschen auf dem deutschen Wohnungsmarkt ist Alltag für so viele rassifizierte und migrantisierte Wohnungssuchende in diesem Land. Natürlich finden auch weiße Menschen im Kontext der Krise auf dem Wohnungsmarkt ebenfalls immer häufiger keine passenden Angebote, doch keine weiße Person hat bisher eine Wohnung nicht bekommen aufgrund der vermeintlich falschen Herkunft oder des vermeintlichen falschen Nachnamens. Zumindest sind mir solche Fälle nicht bekannt.
Vor wenigen Tagen wurde publik, dass die städtische Wohnungsbaugesellschaft Brebau in Bremen systematisch nichtweiße Wohnungsbewerber*innen benachteiligt hat. Recherchen von Radio Bremen und Panorama hatten skandalöse Praktiken aufgedeckt:
Für die meisten Vermerke hat sich die Brebau eigene Codes ausgedacht. Ein Kopftuch bei einer Bewerberin etwa wird mit der Abkürzung KT zu vermerkt. Ein schwarzer Mensch bekommt die Abkürzung E40. Zu dieser Kategorie heißt es in der entsprechenden Anweisung weiter: "Keine 'People of Colour' (dazu gehören auch Sinti, Roma, Bulgaren, Rumänen)". Dabei differenziert die Brebau offenbar nicht, ob Menschen in Deutschland geboren, eingebürgert, bestens ausgebildet, voll integriert oder Gutverdiener sind. Mit dem Kürzel WE sind potentielle Mieterinnen und Mieter gemeint, die laut Vorstellung der Brebau als "westlich integriert" anzusehen sind. Etwa Menschen mit Migrationshintergrund (in Deutschland lebende Ausländer, eingebürgerte Deutsche) und Migranten, die mit der deutschen Kultur vertraut seien, heißt es in einem entsprechenden Vermerk. "Menschen mit Kopftuch haben gefühlt keine Chance", sagt ein Informant aus dem Kreis der Belegschaft zu Radio Bremen.
Die Geschäftsführung der Brebau wurde nach der Berichterstattung freigestellt, die Bremer Stadtregierung aus SPD, Linken und Grünen versprach Aufklärung. Wichtig festzuhalten ist, dass dies kein Einzelfall in Deutschland darstellt. Hier eine kleine Liste mit ähnlichen Skandalen, aus denen eine Struktur abzulesen ist:
> Hier ein Fall aus Augsburg.
> Hier eine Recherche in Köln.
> Eine entsprechende Geschichte aus Stuttgart.
> Fallbeispiele aus Berlin. Und hier noch ein letzter Fall, obwohl diese Liste unendlich lang werden könnte.
Doch was muss eigentlich geschehen, damit diese diskriminierenden Strukturen aufgelöst und nichtweiße Menschen deswegen nicht von Obdachlosigkeit bedroht werden? Reicht schon der Austausch an der Spitze einer Wohnungsbaugesellschaft? Die Einführung eines Antidiskriminierungsgesetzes? Mehr Wohnungsbau? Braucht es mehr Berichterstattung?
Mir ist zumindest in den vergangenen Jahren mit den vielen Fällen klar geworden, dass es ein Anfang wäre, einen Grundsatz zu beachten: Wohnen ist Menschenrecht.
Quelle: Stella Vespermann, Lina Brunnée und Sebastian Manz Bild: Radio Bremen www.butenunbinnen.de
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"... doch keine weiße Person hat bisher eine Wohnung nicht bekommen aufgrund der vermeintlich falschen Herkunft oder des vermeintlichen falschen Nachnamens."
Nun ja, arme Eltern zu haben und falsche Adresse ist auch Herkunft.