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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
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Am 3. März lädt Olessja P. ein Video auf TikTok hoch. Die Kamera zeigt einen Jugenzentrum in Nordrhein-Westfalen. Es geht um Lucas, den 13-jährigen Sohn von P. "Was Sie jetzt machen mit Kindern, das ist Rassismus", sagt die empörte Mutter. Ihr Sohn sei rausgeworfen worden, weil er russischstämmig ist. "Deutschland wacht auf!", steht als Texteinblendung über dem Video. "Was haben unsere Kinder damit zu tun? Nur weil die russische Wurzeln haben, werden die diskriminiert."
Das Video dauert knapp acht Minuten und wurde mehr als 70.000 Mal angesehen. Olessja P. hat es gelöscht, dafür hat es Lucas' Stiefmutter auf Instagram gepostet. Von dort wurde es weiterverbreitet, zu Facebook und zu Telegram. Das hat Folgen:
[Das Video] hat Menschen dazu gebracht, Google-Bewertungen, Onlinekommentare und E-Mails zu verfassen, in denen die Mitarbeiterinnen des Jugendklubs "Unmenschen" genannt werden, die "irgendwann mal dafür böse bezahlen" werden. Die Jugendorganisation der AfD hat das Video aufgegriffen und die russische Botschaft in Berlin. Harry Lause, der Leiter des Jugendtreffs, sagt: "Der Hass hat uns überrollt."
Dabei scheint es für die Empörung wenig Anlass zu geben. Die Version des Jugendzentrums geht so: Lucas verkaufe seit Jahren an der Theke Cola und Chips, zudem sei er ehrenamtliches Mitglied im Jugendrat. Nachdem er sich positiv zum russischen Angriffskriegs geäußert habe, hätten die Mitarbeiterïnnen gemeinsam entschieden, ihm die Arbeit und das Amt zu entziehen. "Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, weil das ein toller Junge ist, der eine super Tendenz hat. Aber durch sein Ehrenamt repräsentiert er das Haus ja auch nach außen", sagt Lause.
Lucas hat kein Hausverbot und kann weiter ins Jugendzentrum kommen. Trotzdem hielt die Aufregung tagelang an, Lause wurde übel beschimpft. Leider ist das kein Einzelfall:
Dass reale Ereignisse instrumentalisiert werden und Tatsachen verdreht, beobachtet Sergej Prokopkin, Rechtsanwalt und Jurist, momentan regelmäßig. "Wenn jemand auf der Straße beschimpft wird, heißt es später im russischen Staatsfernsehen: 'Auf deutschen Straßen werden alle Russ*innen beschimpft.'" Die russische Regierung spiele sich als Beschützer auf. "Die Nachricht dahinter lautet: 'In Europa seid ihr nicht sicher, nur der Kreml kann euch schützen.'"
Eine russische Nachrichtenseite verbreitete die Falschmeldung, in Euskirchen sei ein 16-jähriger Junge von ukrainischen Geflüchteten erschlagen worden. Soziale Netzwerke sind voller Gerüchte und Behauptungen, die bei anderen Gewalttaten russophobe Motive unterstellen, sich später aber als Desinformation herausstellen.
Das ist aber nur ein Teil der komplexen Wahrheit:
Menschen, die Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion haben, (…) erfahren Diskriminierung. Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine gehen bei den Behörden mehr Meldungen über Angriffe ein. Allein die Berliner Polizei zählt seit dem 24. Februar 57 Übergriffe auf russische Institutionen und Personen. Darunter sind vor allem Sachbeschädigung und Graffiti. Das Bundeskriminalamt gehe von rund 500 strafrechtlich relevanten Delikten mit Bezug zum Ukrainekrieg aus.
All das beschreiben Anne Fromm, Luise Strothmann und Sonja Smolenski in ihrer ausführlichen Rekonstruktion des Videos aus dem Jugendzentrum. Das Fazit, das der Leiter Harry Lause zieht, ist traurig:
Wir arbeiten seit 20 Jahren daran, den Kindern und Jugendlichen Halt zu geben. Wir haben einen guten Ruf, die Leute im Ort vertrauen uns. Nach dem Video hat es sich so angefühlt, als sei das alles über Nacht weggewischt worden.
Quelle: Anne Fromm, Luise Strothmann, Sonja Smolenski Bild: Screenshot / Inst... taz.de
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Es ist eine Frechheit, wie hier die Russophobie von Leuten, inklusive vom Piqer Hurtz geleugnet wird, die sich sonst bei der kleinsten Gelegenheit als Anwalt in Sachen Rassismus aufspielen. Nicht mal die Polizeistattistik kann euch beeindrucken, nicht wahr? Was können viele der Russen für ihren irren Diktator? Ekelhaft ist das.