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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
Ich weiß, dass "alte weiße Männer" eine zutreffende Beschreibung von, nun ja, alten weißen Männern ist.
Ich weiß, dass sich viele alte weiße Männer gar nicht beleidigt fühlen, wenn sie als "alte weiße Männer" bezeichnet werden. (Till Raether, zum Beispiel)
Ich weiß, dass der andere Teil der alten weißen Männer, also jener, der sich beleidigt fühlt, eigentlich keinen Grund dazu hat, wenn sie einmal spüren, wie es ist, auf äußere Merkmale reduziert zu werden, während andere Bevölkerungsgruppen das täglich erleben.
Trotzdem bin ich Sibylle Berg dankbar für diesen Text. Es gibt wenige Themen, bei denen es schwerer ist, sachlich und frei von Aggression zu diskutieren, als Feminismus und Rassismus. Umso wichtiger finde ich es, Polemik und Pauschalisierung durch radikale Differenzierung zu ersetzen.
Sibylle Berg drückt es so aus:
Eine der nervigen Spießigkeiten jener, die sich im Recht glauben, und das tun eigentlich alle Menschen, ist die Verallgemeinerung und die Abwertung von Menschengruppen, zu denen sie sich nicht zugehörig wähnen. Der "alte weiße Mann" ist Sammelbegriff für das Böse der Welt geworden. Als gäbe es keine alten schwarzen Diktatoren, junge weiße Faschisten, dumpfe weiße Frauen.
"Alte weiße Männer" mag objektiv betrachtet noch so sehr zutreffen - für einen Teil der Beteiligten ist es ein Kampfbegriff.
Alte weiße Männer sind Leonard Cohen gewesen und Stephen Hawking, sie sind die Väter und Brüder, die müde gewordenen Rockstars und Künstler, die Gescheiterten, die Reizenden, die Erfreulichen, die Seenotretter und Ärzte, die Kindergärtner und Kranken, die Feuerwehrmänner und Schauspieler. Man kann doch nicht für eine Gleichberechtigung sein und verbal einen großen Teil der Bevölkerung davon ausnehmen.
Quelle: Sibylle Berg Bild: Neal Preston/ Ree... spiegel.de
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Ich finde die Verwendung in einigen Fällen auch unangenehm. Andererseits in vielen anderen Fällen aber nicht. Alleine eine Gruppe zu benennen, ist nicht Diskriminierung. Wir können schlecht gesellschaftliche Entwicklungen diskutieren, ohne auch gesellschaftlich relevante Gruppierungen zu benennen. Wenn ich sage, die Deutschen essen viel Schweinefleisch, werden wenige den Satz als unzutreffend anzweifeln, weil es ja auch viele Deutsche gibt, die kein oder wenig Schweinefleisch essen.
Die Nichtbenennung von weißen Männern als nur eine von vielen Gruppen hat nunmalauch dazu beigetragen, dass weiße Männer so sehr als das Normale gesehen wurden und werden, dass ihr Verhalten lange kaum analysiert, debattiert, kritisiert wurde. Dass sich das in Teilen geändert hat, ist doch gut. Ihre Nichtnennung war nunmal auch Grundlage für die Diskriminierung vieler anderer Gruppierungen.
Dass "der alte weiße Mann" manchmal auch sehr abfällig benutzt wird und das doof ist, geschenkt. Aber so geht es uns halt echt allen, und immer schon.
Ach, ich habe mir als Frau schon so viel anhören müssen, ob alleinerziehend, feministisch oder unemanzipiert, ob zu angstfrei oder unsolidarisch.
Ja diskriminierend, nun trifft es die letzten aller Gruppen, die es auch nicht geben kann in einer differenzierten Welt.
Erst wenn alle Diskriminierungen verschwunden sind, kann diese auch weg.
Find den Text ganz unterhaltsam und auch nichts wirklich falsch. Kann es auch verstehen, dass sich hier und da mal jemand beledigt fühlt - zumal man sich als weiß-männlich-deutsche-Hete nach Jahrhunderten der Unsichtbarkeit ja auch erstmal daran gewöhnen muss, auf Äußerlichkeiten reduziert zu werden. Dennoch bleibt der Unterschied zwischen Leuten, die auf alte weiße Männer schimpfen und jenen, die das auf marginalisierte Bevölkerungsgruppen tun, dass die einen im schlimmsten Fall nerven, die anderen aber diskriminieren.