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Medien und Gesellschaft

Negativbeispiel für Wissenschaftsjournalismus: New York Times und die Facebook-Studie

Frederik Fischer
Mitgründer KoDorf / Summer of Pioneers - Neues Leben und Arbeiten auf dem Land
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Frederik FischerFreitag, 24.08.2018

Kaum ein Text wurde in dieser Woche in meinem Netzwerk häufiger geteilt als die New York Times Geschichte über den Einfluss von Facebook auf rechtsradikale Gewaltverbrechen in Deutschland. 

Kein Wunder: Sie versprach den wissenschaftlichen Beleg für ein Gefühl, das viele von uns schon lange umtreibt. Facebook radikalisiert die Gesellschaft - insbesondere am rechten Rand. 

Ein Paper von Wissenschaftlern der Universität Warwick hat nun den Zusammenhang von Facebook-Posts und rechtsradikalen Gewalttaten in Deutschland untersucht. Ihr Ergebnis: Je höher die Facebooknutzung in einer Stadt, desto mehr rechtsradikale Gewalttaten. Nun gilt aber natürlich: Korrelation ist nicht zwingend Kausalität. Die Autoren der Studie weisen in ihrer Arbeit auch ausdrücklich auf diesen Umstand hin: 

The results in this section should be interpreted as purely suggestive and do not allow for causal inference.

Wie in einem Musterbeispiel für schlechten Wissenschaftsjournalismus ignoriert die New York Times diesen Hinweis aber und versteigt sich in steile Thesen und Formulierungen wie dieser: 

Their reams of data converged on a breathtaking statistic: Wherever per-person Facebook use rose to one standard deviation above the national average, attacks on refugees increased by about 50 percent.

In dem empfohlenen Text, räumt Felix Salmon mit dieser mutigen Interpretation ebenso auf, wie mit zahlreichen anderen problematischen Aspekten des Textes und zieht das Fazit: 

"The Times should have avoided terms like “landmark” and “breathtaking,” and should probably have avoided mentioning specific results at all. The white paper is intriguing, and it was a great idea to use it as a jumping-off point for the newspaper’s shoe-leather reporting. The study was not, however, something to cite as a significant scientific advance."  
Negativbeispiel für Wissenschaftsjournalismus: New York Times und die Facebook-Studie

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Kommentare 2
  1. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 6 Jahren

    völlig zu recht "unpiq"! das durcheinanderwürfeln von "causality" und "correlation" ist eine pest. und zeugt von wenig journalistischer professionalität, nicht nur bei wissenschafts-journalist·innen.

    1. Werner Müller
      Werner Müller · vor 6 Jahren

      Ist halt wie bei FB: Sensationen und "starke Worte" schaffen clicks. Radikalisierung wird durch die Algorithmen gefördert.

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