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Medien und Gesellschaft

"Umweltsau": Ein Video zeigt, wie kaputt die Debattenkultur ist – und wie rückgratlos der WDR

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

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Simon HurtzMontag, 30.12.2019

Ich war eine Woche weitgehend offline und lese gerade mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen nach, was das satirische Video eines Kinderchors (das ich persönlich für misslungen, aber harmlos halte) ausgelöst hat. Den Ablauf des vermeintlichen Skandals setze ich an dieser Stelle als bekannt voraus (wer die vergangenen Tage ähnlich wie ich unter einem Stein verbracht hat, kann die Anatomie des Shitstorms kompakt beim Volksverpetzer nachlesen). Stattdessen empfehle ich einige Texte, die mir geholfen haben zu verstehen, was in Deutschland los war.

Als piq habe ich den taz-Kommentar von Peter Weissenburger ausgewählt. Er bringt in acht Absätzen auf den Punkt, was der WDR mit seiner Entscheidung bewirkt hat, sich dem öffentlichen Druck – de facto der Empörung einiger rechter Schreihälse und "Promis mit überschüssiger Twitterenergie" – zu beugen und das Video zu entfernen:

Und der WDR ließ sich von alledem tatsächlich hinreißen, seinen Content zu löschen – etwas, das Redaktionen sonst nur in äußersten Fällen tun, also bei faktischen Fehlern oder grober Geschmacklosigkeit. Und bescherte damit einem Grüppchen ansonsten belangloser Privatpolterer in den sozialen Netzwerken ein zweites Weihnachtsfest.

Ähnlich kommentiert David Hugendick bei Zeit Online:

Entweder bedarf es einer gewissen taktischen Verblödungsbereitschaft, um dieses Lied als Angriff auf die Familie zu sehen. Oder es ist tatsächlich so, dass einer durch Klima- und Boomerdebatten aufgeheizten, überempfindlichen Social-Media-Öffentlichkeit noch das letzte Abstraktionsvermögen abhanden gekommen ist.

Sascha Lobo drückt es auf Twitter noch etwas drastischer aus:

Und nun zum Sport. Eigentlich schien das Rennen längst gelaufen – aber auf der Zielgeraden entreißt der WDR der GroKo-SPD noch den Pokal der erbärmlichsten Rückgratlosigkeit der Dekade.

Ebenfalls auf Twitter analysiert Martin Hoffmann die Meta-Ebene: "Wie entsteht eigentlich diese auf dem Ruder gelaufene Debattenkultur genau, die zahlreiche Medien immer wieder beklagen?", fragt er. Am Beispiel des "Umweltsau"-Videos zeigt er, wie sich die Wellen der wutschnaubenden Empörung von Twitter über rechte Influencer bis in klassische Medien ausbreiten:

Es folgt der entscheidende Moment, an dem viele Medien versagen: Die Kritik dieser Accounts wird in ersten Berichten aufgegriffen (“Shitstorm für ...”, “Empörung über ...”) und Pars pro Toto mit den eingebetteten Tweets aus der rechten Filterbubble scheinbar gestützt.

Sein Fazit:

Vielen (auch jungen) Medien fehlt ganz offensichtlich das Verständnis dafür, wie rechte Kreise im Netz Themen setzen – und die Funktionsweise der Aufmerksamkeitsökonomie gezielt hacken.

Dirk von Gehlen betrachtet die "Umweltsau"-Empörung und die Aufregung über den Großeltern-Tweet von Fridays for Future und sieht sie als Vorbote für das kommende Jahr:

Die beiden Oma-Debatten rund um Weihnachten sind eine gute Übung für das, was im kommenden Jahr auf uns wartet. Eine Auseinandersetzung zwischen den Generationen, in der es um mehr gehen wird als um das Wort Umweltsau.

Die gleiche Entwicklung sagt Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach voraus:

Wer ernsthaft denkt, dass dieser Konflikt 2020 nicht härter wird als 1968, ist meines Erachtens naiv. Und Verlauf und Ausgang werden bestimmt ähnlich sein, nur radikaler.

Ich fände das bedauerlich, weil ich glaube, dass die Klimakrise eine so große Herausforderung darstellt, dass wir ihre Folgen nur zusammen abmildern können. Aber vielleicht braucht es einen Generationenkonflikt, bis diejenigen, die heute Entscheidungen treffen, anfangen, die Meinungen derjenigen, die morgen mit den Konsequenzen leben müssen, zu berücksichtigen.

"Umweltsau": Ein Video zeigt, wie kaputt die Debattenkultur ist – und wie rückgratlos der WDR

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Kommentare 4
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

    und dieser sich abzeichnende generationenkonflikt besteht nicht etwa zwischen den jugendlichen und den 70-80ig Jährigen - nein: die heute 50-60ig jährigen sind meist das Problem.

  2. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

    Kurz zusammengefasst. Ich nehme sie Ernst sobald sie zu Fuß zur nächsten Chinesischen Botschaft wandern (oder besser gleich nach China) ,und weil kein Mensch egal wo auf der Erde illegal ist(um im SEDgrünen Sprech zu bleiben), um Einlass zu begehren und den Chinesischen Botschafter drängen die hunderte geplanten Kohlekraftwerke nicht zu bauen, weder in China, noch in Afrika. Dann sollten sie zu Indiens Botschaft gehen. usw.
    https://www.erneuerbar...
    Und nicht vergessen wo ihre Kleidung produziert wird, ihr Handy, ihr Laptop usw. Neben dem Energieverbrauch der nunmehr teuer eingekauft aus benachbarten Ländern per Kohle und Atomverstromung zu uns kommt.
    Vergessen sie nicht ihren Wahlkreisabgeordneten zu bitten dafür zu sorgen , die Entwicklungshilfe zu stoppen. z.b. an China
    https://www.focus.de/p...

    Btw., ich bin schon gespannt wie sie all die Menschen die wir geschenkt bekommen haben(K.Göring-Eckhardt) umerziehen möchten sobald wir alten weissen Menschen weggestorben sind.

    1. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor fast 5 Jahre

      whataboutism - es geht hier nicht um China und schon garnicht um Flüchtlinge.

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre · bearbeitet vor fast 5 Jahre

      @Cornelia Gliem Das ist mir bewusst, ich wollte auch nur die Doppelmoral derjenigen aufzeigen die sich wie oben aufgeführt echauffieren. Und ich habe auch mit keinem Wort Flüchtlinge als solche gemeint son-dern andeuten wollen, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen oftmals die Mülltrennung beigebracht werden müsste ,:https://www.journalist... aber es keinen gibt der dazu etwas sagt, aber alle Mutig genug sind alte Menschen anzuprangern, die ihr Leben lang für die Kinder und Enkelkinder gearbeitet haben, welche nun von hinten ( noch sprachlich) Meucheln.

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