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#ViewFromSomewhere #MovementJournalism
Hadija Haruna-Oelker schreibt:
„Kannst Du als Schwarze Frau beim Thema Rassismus überhaupt neutral sein?“ Diesen Vorwurf habe ich direkt und indirekt oft gehört. Weiße Menschen trauen häufig nur Weißen zu, sie könnten bei allen möglichen Themengebieten objektiv sein. Sie gelten als die kompetenten Journalisten, die sich professionell verhalten. „Betroffenheitsjournalismus“ heißt es nicht selten bei Journalisten wie mir.
Mit dieser geschärften Wahrnehmung ist mir ein Radiobeitrag von der Medienredaktion des Deutschlandfunks negativ aufgefallen. In dem Beitrag geht es darum, inwiefern Autor:innen, die über Flüchtlingsgeschichten schreiben, ihre professionelle Distanz wahren können. Der Beitrag wird so eingeleitet:
Manchmal wurde aus dem Begleiten, Beobachten und Berichten ein Selber-Helfen. Nur: Wo bleibt da die professionelle journalistische Distanz?
Mir ist da sehr deutlich geworden, wie hoch Distanziertheit im Journalismus gehalten wird. Jeder Anflug von Nähe muss immer mit einem Profit gerechtfertigt werden, der aus der Beziehung entspringt. So wird die Nähe der ZDF-Journalistin Ulrike Schenk von der Sendung 37 Grad so gerechtfertigt:
Schenk ist in dieser Zeit nicht nur Journalistin. Zu Beginn – nach der ersten Reportage – bleibt sie in Kontakt mit dem Jugendlichen. Als Privatperson, wie sie betont. Und hilft Samir sich zurechtzufinden. [...] Als sie sich entscheidet wieder über den Kontakt zu berichten, helfen ihr diese Erfahrungen bei der Recherche.
Katrin Elger vom Spiegel begründet es so:
Die Texte leben ja davon, dass man sehr nah drankommt und man kommt an die Menschen nicht nah ran, ohne dass man Nähe zu ihnen kriegt.
Hier klingt Nähe fast wie ein ansteckendes Virus, das man sich bei denen einfangen kann.
Der Spiegel hat in seinem Redaktionsstatut dem Thema Nähe sogar einen eigenen Absatz gewidmet:
Nähe ist manchmal nötig für unsere Geschichten, um exklusive oder andere Informationen zu erhalten oder möglichst dicht an die Figur und ihre Geschichte heranzukommen. Nähe ist aber gefährlich.
Dessen müssen wir uns immer bewusst sein. Wir können Verständnis für die schwierige Lage von Protagonisten zeigen, aber wir beraten sie nicht, wir »therapieren« nicht oder werden gar zu deren Verbündeten. Wir wahren professionelle journalistische Distanz
Journalisten sollen keine Verbündete sein, von niemandem? Das ist doch falsch. Wie konnte es nur dazu kommen? 😩
In dem Beitrag der @mediasres-Redaktion hat mir überhaupt nicht gefallen, dass der journalistische Standard der Distanz einfach als gegeben hingenommen wird. Ich finde, das wäre doch die Gelegenheit gewesen zu reflektieren, ob das Ideal so überhaupt erstrebenswert ist. Insbesondere für ein Medienmagazin.
Denn es gibt ja auch gut formulierte Kritik daran. Der Journalist Lewis Raven Wallace vom Podcast "The View from Somewhere" kritisiert zum Beispiel einen "Extractive Journalism". Einen Journalismus, der distanziert über Menschen berichtet, ohne etwas zurückzugeben und ohne Verantwortung zu übernehmen:
He had cried, I had what radio people call “good tape...” But there I was, a white person extracting a Black person’s painful story...and for what. For the benefit of an audience that was mostly elsewhere, who might feel BAD for Eddie, but wouldn’tactually change things for him. I knew there had to be another way.
Damit ist der eigentliche Piq hier die Folge "The End of Extractive Journalism". Unbedingt hören, because there is indeed another way.
---
(*) Liest hier eigentlich noch jemand "Simon Hurtz" immer wie "Simon says" und "Love hurts"? Leider falsch 🐺, 🐑, Hurtz.
Quelle: Michael Borgers Bild: unsplash.com/@non... www.deutschlandfunk.de
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Ich finde, die objektivst mögliche Berichterstattung ist, die eigene Subjektivität nicht nur kenntlich zu machen, sondern selbst zu erforschen. Das ist insgesamt eine hilfreiche Selbstbeschäftigung übrigens. Als Journalist hat mich diese von so vielen Chefredakteuren gepredigte Trennung von Fakten und Meinung in ihrer hirnspaltenden Simplistik immer ratlos gemacht. Im Prinzip ist sie ein statutgewordener Erkenntnistod. Ob ich "teilhabender" Berichterstatter bin, oder mich als "Verbündeter" fühle, liegt doch gar nicht in meiner Hand. Ich kann zwar für einen Bericht eine "neutrale" Sprache wählen. Aber bereits in der Auswahl des Themas an sich, und anschließend bei der Auswahl der Gesprächspartner, und Quellen; der eigenen Konfrontiertheit mit Recherche-Ergebnissen und Erwartungen und Folgen treffe ich viele Entscheidungen, die auf meiner unvermeidlichen Subjektivität gründen.
stimmt. Nähe-Distanz ist auch eine Frage des Genres. Eine Reportage benötigt eine andere "Nähe" als etwa ein Bericht.
Distanz wird glaube ich mit Neutralität verwechselt.wobei auch Neutralität überbewertet wird.