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Medien und Gesellschaft

"Jungs-Mädchen-Frage": Warum die jetzt-Redaktion der Kolumne nach 15 Jahren einen neuen Namen gibt

Simon Hurtz
Journalist, Dozent, SZ, Social Media Watchblog

Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
Mag es, gute Geschichten zu teilen. Das tut er hier.
Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.

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Simon HurtzSamstag, 11.01.2020

Meine erste journalistische Erfahrung war nicht die Schülerzeitung, sondern jetzt (damals noch jetzt.de). 2009 dachte ich, es sei eine gute Idee, ein paar Texte zu schreiben, bevor ich völlig ahnungslos an der Journalistenschule anfange.

In dieser Zeit kam ich zum ersten Mal mit der Jungs-Mädchen-Frage in Kontakt. Die Kolumnen, an denen ich mitschrieb, lassen sich, Pseudonym sei Dank, zum Glück nicht mehr ergoogeln. Spannend war für mich die Resonanz: Damals gab es noch ein jetzt-Forum mit einer aktiven Community, und die Kolumne gehörte regelmäßig zu den Texten, die am aktivsten kommentiert wurden.

Das liegt natürlich am Thema. "Immer zum Wochenende: Jungs fragen Mädchen fragen Jungs – denn manches kapiert man bei denen einfach nicht" stand 2005 im Vorspann der allerersten Ausgabe. Es ging um Sex, teils ziemlich explizit, um Feminismus und ganz allgemein um Fragen, die sich die meisten Menschen zwar oft stellen, aber nur selten aussprechen.

Die Kolumne sei bis heute eines der meistgelesenen Formate von jetzt, schreibt Charlotte Haunhorst. Trotzdem hat sich die Redaktion entschieden, die Jungs-Mädchen-Frage abzuschaffen und durch die Querfragen zu ersetzen. Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste sind die Begriffe "Jungs" und "Mädchen":

Gleichzeitig haben wir gemerkt, dass wir uns mit dem Format immer weniger wohl fühlen, (...) weil die Aufteilung der Welt in 'Jungs' und 'Mädchen' nicht mehr zeitgemäß ist. Junge Frauen wollen nicht mehr als 'Mädchen' bezeichnet werden, viele empfinden das als verniedlichend und herabwürdigend.

Entscheidend ist der zweite Grund:

Das noch größere Problem ist allerdings aus unserer Sicht, dass 'Jungs fragen Mädchen' all die Menschen ausschließt, die sich vielleicht keinem der beiden Geschlechter zuordnen. Und oft auch solche, die nicht heterosexuell sind. Eine Weile haben wir versucht, das aufzubrechen, indem wir neue Konstellationen wie 'hetero Jungs fragen schwule Jungs' ausprobiert haben. Einen regelmäßigen Platz haben diese Fragen aber nie in dem Format bekommen.

Das neue Format Querfragen bleibt das bewährte Dialog-Format, ergänzt mit neuen Perspektiven:

Es werden aber auch trans Männer über Männlichkeit sprechen, non-binäre Menschen darüber, wie wichtig ihnen die richtige Bezeichnung ist, und lesbische Frauen darüber, welche Klischees sie am meisten nerven. Es wird um Homophobie im Fußball gehen und darum, was Dragqueens davon halten, dass sie jetzt (zumindest teilweise) im Mainstream angekommen sind.

Besonders gut gefällt mir, wie Charlotte die Entscheidung begründet. Für die junge Generation, und damit die Zielgruppe von jetzt, spiele Gerechtigkeit eine große Rolle:

Dieser Wunsch nach Gerechtigkeit hat viel mit Repräsentanz zu tun – und damit auch mit Sprache und mit uns Medienschaffenden. Es reicht nicht mehr, Menschen 'mitzumeinen' oder ''über sie' zu berichten. Stattdessen muss man sie bewusst benennen und zu Wort kommen lassen.
"Jungs-Mädchen-Frage": Warum die jetzt-Redaktion der Kolumne nach 15 Jahren einen neuen Namen gibt

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