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Medien und Gesellschaft

Journalistïn: Bald nur noch ein Beruf für Eliten?

Bernd Oswald
Autor, Trainer und Trendscout für digitalen Journalismus

Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich mich als Journalist und als Trainer an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.

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Bernd OswaldDienstag, 03.12.2019

Seit Jahren wird gefordert, dass der Journalismus vielfältiger werden muss. Genauer: Dass die Journalistïnnen aus wirklich allen Schichten der Gesellschaft kommen sollen, dass wir mehr Journalistïnnen mit Migrationshintergrund brauchen. Die Realität ist aber nach wie vor eine andere. Und das hat auch damit zu tun, dass die ersten Schritte im Journalismus schlecht oder gar nicht bezahlt werden. Die Generation Praktikum lässt grüßen. Tobias Hausdorf will auch Journalist werden – gegen den Rat seiner Eltern. In seinem lesenswerten Essay auf Spiegel Online schildert er die finanzielle Situation von Nachwuchsjournalistïnnen sehr anschaulich:

Jetzt bin ich im aktuellen Jahrgang der Evangelischen Journalistenschule, wir sind 16 Leute. Zurzeit machen wir Praktika bei öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern. 11 von 16 bekommen momentan kein Geld. Laut Vertrag habe auch ich keinen Anspruch auf Vergütung für das dreimonatige Praktikum. Die Arbeitseinsätze sind Teil der Ausbildung, das praktische Lernen steht im Vordergrund. Aber niemand fragt sich, wovon man lebt. Irgendwoher wird das Geld schon kommen.

Nicht nur Hausdorf kennt Beispiele, wo Praktikantïnnen zumindest vorübergehend Redakteurïnnen vertreten, auch hier oft für Gottes Lohn. Unter diesen Voraussetzungen stellt sich eine Frage, wer überhaupt noch Journalistïn werden will:

Die, die es sich leisten können. Das ist nicht nur unfair, sondern auch fatal für die Demokratie. Weil Stimmen fehlen, weil Perspektiven und Lebenserfahrungen im öffentlichen Diskurs nicht auftauchen. Journalismus darf kein elitäres Projekt sein, sonst setzt sich soziale Ungleichheit fort.

Journalistïn: Bald nur noch ein Beruf für Eliten?

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Kommentare 4
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor fast 5 Jahre

    Journalistïn: Bald nur noch ein Beruf für Eliten?

    Schön wärs, dann hätten viele Tageszeitungen, Fernseh und Radiosender eine ausgewogene Berichterstattung und keine C. Relotius(e) mehr

  2. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 5 Jahren

    Wer eine wirkliche Demokratie möchte, muss für diesen wichtigen Beruf für alle Bürger möglich machen.

  3. Christoph Weigel
    Christoph Weigel · vor 5 Jahren

    deine "Journalistïnnen" sind eine nette schreib-variante, und imho flüssiger lesbar als journalist*innen oder Journalist_innen. btw: beim WDR sind die sprecherinnen inzwischen ganz schön geübt, die mikro-pause zwischen "journalist" und "innen" zu sprechen, das klingt gut! ist aber blöd beim schreiben/tippern. das "ï" – ein i mit trema wie in "jung & naïv" – ist ja auf jeder smartfon-tastatur zu finden, aber ebenso der im katalanischen übliche interpunct/middot, was zu "journalist·innen" verleitet, was ich persönlich noch besser/lesbarer als i-mit-trema finde.
    ich denke, wir werden noch eine weile an ge-genderten schreibweisen basteln, bis sich etwas wirklich praktikables durchsetzt. zumindest so lange, bis mehr gleichberechtigung erreicht ist...

  4. Hendrik Spree
    Hendrik Spree · vor 5 Jahren

    "bald nur noch"? Er ist es bereits seit Jahrzehnten.

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