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Medien und Gesellschaft

Journalismus&Netz im Mai: Trump vs Twitter, Nannen-Preis für Rezo, Media Pioneer feiert Meinungen

Bernd Oswald
Autor, Trainer und Trendscout für digitalen Journalismus

Digital Resident aus Leidenschaft. Aber ohne dabei betriebsblind zu sein. Seit 2000 bewege ich mich als Journalist und als Trainer an den digitalen Schnittpunkten von Politik, Medien und Gesellschaft. Nützliche Links habe ich schon immer gerne geteilt.

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Bernd OswaldSamstag, 06.06.2020

Der US-Präsident regt sich über Faktenchecks seiner Aussagen auf, ein Nannen-Preis für YouTuber Rezo entfacht Diskussionen, ob das Journalismus ist und Gabor Steingarts Start-up Media Pioneer singt ein Loblied auf Meinungen – auch auf unbequeme.

Twitter factchecked Trump

Ende Mai kam es zum großen Streit zwischen US-Präsident Trump und Twitter. Trump hatte in einem Tweet Briefwahlen als eine Form der Wahlfälschung bezeichnet. Twitter deklarierte diese Aussage als „unbegründet“ und versah den Tweet mit einem Link zu Hintergrundinformationen über das Briefwahl-System in den USA. Das wiederum trieb Trump auf die Palme und er erließ ein Dekret, mit dem er den sozialen Netzwerken unter anderem die Möglichkeit nehmen will, solche Faktenchecks, in denen Trump eine Einschränkung der Meinungsfreiheit sieht, zu veröffentlichen. Rechtlich dürfte er damit aber kaum durchkommen.

Nannen-Preis für Rezo sorgt für Diskussionen

Dazu müssen sie noch nicht mal Journalisten sein, so wie YouTuber Rezo, der gerade für sein 2019 veröffentlichtes Video „Die Zerstörung der CDU“ einen Nannen-Preis für das beste Web-Projekt bekommen hat – was in der Branche durchaus umstritten ist. Ben Krischke kommentiert auf Meedia, dass er Rezos Auszeichnung für falsch hält, weil Rezo „kein Journalist, sondern Entertainer mit einem gewissen Informationsanspruch ist“.

Rezo sieht sich nicht als Journalist

In seiner Zeit-Kolumne setzt sich Rezo mit einigen Vorwürfen an seiner Arbeitsweise auseinander, zum Entertainer-Vorwurf schreibt er etwa:

„Diese Kritik macht Journalismus von der Form statt vom Inhalt abhängig. Und wenn der Sprachstil von meinen Mitte-20- bis Mitte-30-jährigen Freunden und mir als „Jugendsprache“ bezeichnet wird, offenbart das ehrlich gesagt nur einen grundlegenden disconnect zu einem signifikanten Teil der erwachsenen Bevölkerung und ist in etwa so treffend, wie wenn man Tagesschau-Texte als „Rentnerslang“ bezeichnet.“

Im Übrigen sieht sich Rezo „durch diesen Preis nicht als Über-Journalist“, im Gegenteil er findet es, „sogar immer noch merkwürdig, mich überhaupt als Journalisten zu bezeichnen.“

Media Pioneer feiert „Meinungen der anderen“

Im Mai ist auch Media Pioneer gestartet, das Start-up des früheren Handelsblatt-Herausgebers Gabor Steingart. Media Pioneer wirbt sehr selbstbewusst mit dem Slogan „100 Prozent Journalismus, keine Märchen“. Vera Linß berichtet im Deutschlandfunk unter anderem über das Geschäftsmodell und die redaktionelle Ausrichtung von Media Pioneer.

Auf die darf man tatsächlich neugierig sein: In einem Werbevideo ruft Steingarts Tochter Timea dazu auf: „Lasst uns anfangen, die Meinung der anderen zu feiern“. Steingart selbst ergänzt, als im Video der iranische Ayatollah Khomeini zu sehen ist: „Selbst wenn wir die Meinungen nicht mögen, sollten wir sie auf jeden Fall respektieren“.

Stefan Niggemeier kommentiert in seinem Übermedien-Blog:

„Die Fixierung auf Meinungen ist bemerkenswert. Meinungen werden doppelt absolut gestellt: Sie sind in jedem Fall zu tolerieren und zu respektieren. Und sie sind alles, was es gibt. Handeln spielt irgendwie keine Rolle.“

Den kompletten Journalismus&Netz-Rückblick mit weiteren Themen wie Facebooks-Lösch-Faktoren, Stars im digitalen Journalismus und einer nützlichen Sammlung von freien Tools für die Internet-Recherche gibt's auf dem Torial-Blog.

Journalismus&Netz im Mai: Trump vs Twitter, Nannen-Preis für Rezo, Media Pioneer feiert Meinungen

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