Kanäle
Jetzt personalisiertes
Audiomagazin abonnieren
Log-in registrieren
forum verwendet Cookies und andere Analysewerkzeuge um den Dienst bereitzustellen und um dein Website-Erlebnis zu verbessern.

handverlesenswert

Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.

Du befindest dich im Kanal:

Medien und Gesellschaft

Jonathan Haidt: Smartphones vs. Smart Kids

René Walter
Grafik-Designer, Blogger, Memetiker | goodinternet.substack.com

Irgendwas mit Medien seit 1996, Typograph, Grafiker, Blogger. Ask me anything.

Zum Kurator'innen-Profil
René WalterDienstag, 19.12.2023

Jonathan Haidt fasst in einem seiner letzten Vorträge des Jahres die Ergebnisse der Arbeit an seinem kommenden Buch über Social Media und die rapide Zunahme von Mental Health Issues unter Jugendlichen seit 2012 zusammen.

Ich verfolge die Arbeit von Jonathan Haidt im Kontext von Social Media seit mehr als zehn Jahren, seit fünf berichte ich über seine Erkenntnisse regelmäßig hier auf Piqd und erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass Soziale Medien psychoaktive Wirkungen zeigen, die wir gerne unterschätzen und mit Verweisen auf die fraglos existierenden postiven Seiten digitaler Massenvernetzung beiseite wischen, auch wenn sich die psychoaktive Wirkung sozialer Medien verheerend auf die geistige Gesundheit von Jugendlichen auswirkt.

Der Gegenspieler von Jonathan Haidt, der Oxford Psychologe Andrew Przybylski, findet regelmäßig und so auch in seiner jüngsten Studie mit mehr als 12000 Probanden gar keine Zusammenhänge zwischen Screentime oder Sozialen Medien und der Teenage Mental Health Crisis. Dementgegen fanden gleich zwei im gleichen Zeitraum veröffentlichte Meta-Studien mit mehr als 30000 Probanden sehr wohl signifikante Auswirkungen von Screentime auf die neurologische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Eine weitere Studie fand heraus, dass Screentime für Kinder von 1 Jahr zu Entwicklungsverzögerungen führt.

In Deutschland haben 40 Bildungsforscher einen offenen Brief veröffentlicht, in dem sie ein Moratorium der Digitalisierung an Kitas und Schulen fordern, da sich die "wissenschaftlichen Hinweise auf enorme Nachteile und Schäden für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien" verdichten. Ich habe diesen offenen Brief als Mitzeichner unterschrieben und plädiere seit längerem für ein Smartphone-Verbot an Schulen, die Mental Health Krise unter US-Teenagern ist dabei nur eine weitere Facette. Nonkonsensuale Deepfake-Pornos (die auch an Schulen getauscht werden) und AI-Companions als die nächsten Stufen der digitalen Revolution werden die Zahlen der Mental Health Issues unter Jugendlichen garantiert nicht senken.

In seinem Vortrag schlägt Haidt nun vier Normen vor um den Teufelskreis allmächtiger digitaler Vernetzungsspielzeuge zu durchbrechen: Smartphones nicht unter 14 Jahren, Social Media-Zugang ab 16 Jahren, ein komplettes Verbot von Smartphones an Schulen und Unabhängigkeit und Free Play für Kids. Auch das unterschreibe ich. 

Meines Erachtens sind die Beweise für eine schädliche Wirkung soziales Medien erdrückend. Ich halte sie sprichwörtlich für Drogen, eine Form von "social smoking", und sie haben an Schulen nichts verloren.

Jonathan Haidt: Smartphones vs. Smart Kids

Möchtest du kommentieren? Dann werde jetzt kostenlos Mitglied!

Kommentare 8
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor 12 Monaten

    Es an Schulen komplett zu verbieten wird nicht helfen. Das müsste sowieso wenn gut begleitet und moderiert werden.
    Allerdings (!) braucht es analoge Schutzräume, quasi digital detox Räume und zwar nicht nur für Kinder und Schüler sondern für alle.
    Hierbei könnte rein technisch auch Störsender helfen, dann entfällt die problematische kontrolle...

  2. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor 12 Monaten · bearbeitet vor 12 Monaten

    Auch wenn ich vom Bauchgefühl her beim Thema Smartphone-Verbot sofort dabei bin, finde ich diesem Beitrag zum Thema interessant: „Schulen müssen bessere Lernorte werden, damit sich schulisches Lernen für Jugendliche sinnvoll anfühlt. Sie müssen professionell mit Jugendkultur umgehen und Unterricht anbieten, der in eine Kultur der Digitalität passt.

    Umgekehrt braucht es sinnvolle Prävention, um digitale Formen von Gewalt und Abhängigkeit zu reduzieren. Verbote an Schulen sind hier eine Scheinmaßnahme – sie fühlt sich gut an und macht Probleme an Schulen unsichtbar. Zur Lösung tragen sie nicht bei, im Gegenteil: Smartphone-Verbote belasten Schulen und absorbieren Ressourcen, die für Kontrolle und Durchsetzung eingesetzt werden müssen. Wer ein Smartphone-Verbot fordert, um Abhängigkeiten oder Übergriffe zu reduzieren, versteht nicht, welche Faktoren zu Abhängigkeit oder Übergriffen führen. Smartphones verursachen diese Probleme nicht, sie moderieren sie: Das heißt, es fällt Schüler:innen leichter, Abhängigkeiten auszuleben oder Gewalt auszuüben, wenn sie ein Smartphone haben. Die Gründe dafür sind aber andere: Mobbing und Cybermobbing sind oft Reflexe von Gewalt, die Jugendliche von Erwachsenen erfahren, wie Constanze Marx nachgewiesen hat. Abhängigkeit entsteht aus einer Mischung aus Veranlagung und Lebenssituation.“

    Zitat von hier: https://krautreporter....

    1. René Walter
      René Walter · vor 12 Monaten

      Hört sich vernünftig an, ich stimme dem aber dennoch aus ein paar Gründen nicht zu, und Digitale Gewalt ist auch nur einer von vielen Punkten, die für ein Smartphone-Verbot sprechen.
      Ich glaube auch nicht, dass Schulen professionell mit Jugendkultur umgehen müssen. Sie müssen professionell mit Bildung umgehen, die Jugendkultur findet ohnehin von ganz alleine statt, *vor allem* ohne institutionalisierten Rahmen, der ja sowieso höchstens (und zurecht) in diesem Kontext belächelt wird.
      Oder anders: Professionell mit digitaler Kultur umgehen bedeutet Medienkompetenz-Unterricht, in dessen Rahmen man auch über die Ausgabe von Smartphones in Unterrichtseinheiten nachdenken kann. Auch sind Unterricht in "Digitaler Sozialkunde" denkbar, usw.
      Ich bin selbst kein Pädagoge und bin nicht vom Fach, deshalb darf man meine Meinung gerne anzweifeln. Aber ich war auch Schüler und ich weiß, dass ich die Methoden meiner Schulen und Lehrer damals völlig falsch eingeschätzt habe. Ich bezweifle, dass das heute anders ist, und ich bezweifle auch, dass ein "Einknicken" vor allgegenwärtiger Technologie aus langfristiger Bildungsperspektive der richtige Ansatz ist.
      Der richtige Ansatz ist, meines Erachtens, klassisches ganzheitliches Lernen mit sehr viel analogem Lesen und sehr viel analogem sprich handschriftlichen Schreiben.
      Noch ein paar Worte zu digitaler Gewalt: Sicher sind die Ursachen von Mobbing vielfältig und oft in Gewalterfahrungen zu suchen, dennoch ist der Digital Realm hier, wie in allen möglichen anderen Kontexten auch, ein extremer Verstärker, Multiplikator und zuvorderst: Enabler. Das Erniedrigen von Außenseitern war heute noch nie so einfach, und noch nie so resonanzfähig. Wo die Freaks früher nur von ihrer Klasse verlacht wurden, ist es heute (mindestens) die gesamte Schule. Ein Verbot von Smartphones würde hier mindestens Friktion erzeugen.
      Es bleibt: Kompliziert. ;)

  3. Stephan Urbanski
    Stephan Urbanski · vor einem Jahr

    Normalerweise habe ich Ihre piqds gerne gelesen. Der Beitrag an sich sowie J. Haidt ist ja auch okay. ABER es ist höchst zweifelhaft diesen unseriösen, unwissenschaftlichen Schmutz von Pampleht "Moratorium der Digitalisierung" von den 40 Leuten, die alles sind... nur keine Bildungsforscher (zumindest der Großteil) zu verbreiten. Ich bin wirklich erstaunt, dass Sie sowas mitzeichnen. Es ist eher Desinformation als alles andere. Ich rate Ihnen Stellungnahmen zu lesen, wie z. B. von der GMK, die das ordentlich einordnen. Der Beitrag von Haidt und die Inhalte aus dem Pampleht schließen sich übrigens auch nicht aus. Insofern stimme ich Haidt zu, aber den 40 Möchtegern-Experten nicht.

    1. René Walter
      René Walter · vor einem Jahr

      Danke für die Info. Wo findet man die Stellungnahme der GMK?

    2. Stephan Urbanski
      Stephan Urbanski · vor einem Jahr

      @René Walter Stellungnahmen zum gefordeten Moratorium:

      Sehr ausführlich und mit eigenen Forderungen kommt die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V. :
      https://www.gmk-net.de...

      Knackig aufbereitet von Beat Döbeli Honegger: http://mehrals0und1.ch...

      Meine eigene Reaktion:
      https://www.linkedin.c...

      Kritische Presseberichte:
      Paywall, aber lesenswert von Bildung.Table: https://table.media/bi...

      Heise-Interview mit Kompetenzverbund lernen:digital:
      https://www.heise.de/h...

    3. René Walter
      René Walter · vor einem Jahr

      @Stephan Urbanski Dankeschön. Ich finde die Kritik nach dem ersten Überfliegen gar nicht so sonderlich dramatisch und las den offenen Brief nicht als wissenschaftliche Darlegung, sondern als durchaus polemische Zuspitzung, vor allem da Digitalisierung der Bildung im allgemeinen sehr wohl rein aus einer Perspektive der Technologisierung des Unterrichts diskutiert wird. Ich kann mit meiner Unterschrift darunter leben, auch wenn es Ungenauigkeiten gibt. (Ärgerlich trotzdem, ja klar.)

      Die Hintergründe der Wissenschaftler interessieren mich nur am Rande.

  4. Dennis Schmolk
    Dennis Schmolk · vor einem Jahr

    Sehr spannend, danke!

    Am besten ist natürlich die Bauchbinde bei 19:45, die besagt: "Join the Conversation -- via Twitter, Facebook, Linkedin and Instagram".

Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Medien und Gesellschaft als Newsletter.

Abonnieren

Deine Hörempfehlungen
direkt aufs Handy!

Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!

Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.

Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.

Link wurde in die Zwischenablage kopiert.

Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.

Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:

Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.