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Medien und Gesellschaft

Für den Deutschlandfunk gibt es keine unmögliche Meinung

Christoph Zensen
Informationswissenschaft, Medieninformatik, Produktmanagement

#ViewFromSomewhere #MovementJournalism

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Christoph ZensenDonnerstag, 17.09.2020

Das war keine gute Woche für mich. Der Weg zu einem besseren Journalismus ist noch weit, aber immerhin ist die Kritik jetzt immer häufiger an der richtigen Adresse: Bei den Chefredakteuren und bei den Verfassern von journalistischen Lehrbüchern (siehe auch: die Kritik an Kelly McBride).

Was war also passiert?

Die DLF-Landeskorrespondentin für Mecklenburg-Vorpommern, Silke Hasselmann, hatte einen Beitrag produziert, in dem sie den Standpunkt vertrat, dass niemand aus dem Flüchtlingslager Moria nach Deutschland evakuiert werden dürfe, solange der Verdacht im Raum steht, dass der Brand von einigen Bewohnern des Lagers gelegt wurde.

Den treffendsten Kommentar zu dieser zynischen Haltung hat Jagoda Marinić von der SZ formuliert (Danke für den Hinweis René Martens):

Bei welchem Thema bringt man nen Text, der sagt: Wenn ein Haus brennt, wird keiner gerettet, solange nicht klar ist, ob es der Nachbar war. So viel bullshit geht nur bei Migration. – Twitter

Jedenfalls wurde der Beitrag von Silke Hasselmann am vergangenen Freitagabend kurz hintereinander auf Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur gesendet. Den Kommentar in Auftrag gegeben hatte die Redaktion „Zeitfunk” des Deutschlandfunks. Die Redaktion hat einen Abteilungsleiter Friedbert Meurer (Hier ein Interview mit ihm zum Thema) und über ihm steht dann eben noch die Chefredakteurin Birgit Wentzien.

Silke Hasselmanns Kommentar hat nicht zuletzt innerhalb des eigenen Hauses viele Journalisten empört, von denen sich viele auch öffentlich äußerten: Thilo Schmidt, Marcus RichterAnn-Kathrin BüüskerSandro Schröder

Schäme mich für die Kollegin, die menschenverachtende Kackscheiße zu #Moria kommentiert. Schäme mich für die Redaktion, die den Kommentar mit dieser Argumentation & Wortwahl (“Selektion”) durchwinkt. Schäme mich, dass daraus ein Share Pic gebaut wurde. – Sandro Schröder


Was sagt die Chefredakteurin Birgit Wentzien?

Für mich war die wichtigste Frage in der Debatte, ob der Beitrag – wie Rene Martens es sehr treffend formuliert hat – noch Teil eines ideologischen Spektrums ist, dass eine Abbildung im Programm verdient.

Doch diese Frage nach den Grenzen des legitimen Meinungsspektrums scheint für Birgit Wentzien gar keine zu sein. Sie entscheidet sich tatsächlich für die radikale Position, dass es solche Grenzen schlichtweg nicht gibt. Der Deutschlandfunk solle – laut Wentzien – ein Spiegel der Gesellschaft sein und alle existierenden Meinungen und Kommentierungen abbilden.

Kann sie das ernst meinen? Die Welt und die Gesellschaft in allen existierenden Meinungen spiegeln? Etwa auch die dümmsten Stammtischparolen? Auch Verschwörungsmythen? Schließt das auch homophobe Einstellungen ein?  Was mit sexisitischen und rassistischen Meinungen? 

In verschiedenen Interviews betont Birgit Wentzien auf die Frage, ob ethische Grenzen verletzt wurden, dass es sich bei Hasselmanns Kommentar um eine mögliche Meinung handelt. Und sie findet, dass damit alles gesagt sei. Ihr Kollege Dieter Kassel formuliert diese Idee vollends aus: „Aber es ist doch eine mögliche Meinung, muss es dann nicht möglich sein, die auch in einem öffentlich-rechtlichen Sender so zu veröffentlichen?”

Es ist zum Verzweifeln. Ich finde es ja schon schlimm, dass sich eine Korrespondentin des Deutschlandfunks so eine Meinung zu eigen macht und dass die Zeitfunk-Redaktion diesen Kommentar akzeptiert und sendet. Aber es nervt mich tierisch, wie die Verantwortlichen sich zieren, überhaupt über das Thema Diskursgrenzen zu sprechen.

Deswegen ist es auch allzu passend, dass Birgit Wentzien, wenn sie über die Grundlagen journalistischer Standards spricht, diese als Handwerkskarton bezeichnet. Nicht Handwerkskoffer, nicht einmal Handwerkskiste, sondern Handwerkskarton. Ich habe auch so einen Handwerkskarton im Keller. Und da kommt all das Werkzeug rein, das nicht mehr zu gebrauchen ist, das ich aber nicht übers Herz bringe, einfach wegzuschmeißen.

Also, liebe Birgit Wentzien: Schmeiß deinen alten Handwerkskarton auf den Müll und besorg dir anständige Werkzeuge. Zum Beispiel bei Samira El Ouassil: Framing in der Debatte um Moria oder bei Jürgen Zimmerer: Moria, Sprache und Moral. Warnung vor der Diskursverschiebung. Das Interview mit dem Historiker Jürgen Zimmerer ist der Piq.

Für den Deutschlandfunk gibt es keine unmögliche Meinung

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Kommentare 104
  1. Cornelia Gliem
    Cornelia Gliem · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor fast 4 Jahre

    Meinungsvielfalt heißt eben nicht alles abbilden. praktisch nicht, ethisch nicht, legal nicht.

  2. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

    @all: Ich habe den Titel des Piqs nachträglich noch einmal geändert. Etwas Clickbait herausgenommen ;-)

    Vorher: Der Deutschlandfunk hat eine unmögliche Meinung publiziert

    Nachher: Für den Deutschlandfunk gibt es keine unmögliche Meinung

  3. Jürgen Klute
    Jürgen Klute · vor mehr als 4 Jahre

    Vielen Dank für diesen Post. Du sprichst mir aus dem Herzen und dem Sinn. Es ist unerträglich, was sich die öffentlich-rechtlichen Medien teilweise leisten. Für mich ist es um so schlimmer, als ich eigentlich ein Unterstützer öffentlich-rechtlicher Medien sind. Das die sich so nach rechts hin öffnen und sie sich damit selbst untergraben, ist ein Desaster.

    1. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      Danke Jürgen 🙏

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      Ja, ja, rechts ist natürlich ganz böse. Will heißen, alles was rechts Deiner Meinung ist, gehört nicht in die ÖR? Das hielte ich für ziemlich gefährlich.

    3. Andreas P.
      Andreas P. · vor mehr als 4 Jahre

      @Thomas Wahl Wenn man am Linkspol steht, ist alles als der eigene Standpunkt rechts, so wie Nordpol in alle Richtungen Süden ist.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Andreas P. Nur sieht der Nordpol nicht alles südlich von sich als Feind ..... Damit kann ich leben.

  4. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Aha, die Chefredakteure sollen entscheiden, was gesagt werden darf? Warum nicht gleich wieder "Die Partei" (die hatte ja immer recht)? Und die Stasi kontrolliert? Nein, nein, es gibt in Deutschland keinen eingeschränkten Meinungskorridor. Wer so was sagt, der gehört verboten ......

    1. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      Die Redaktion entscheidet nicht, was gesagt werden darf.

      Sie entscheidet darüber, welche Meinungen sie selbst veröffentlichen möchte ... und welche nicht. Chefredakteure haben dabei am Meisten zu sagen.

      Es gibt in jeder Redaktion sehr viele Meinungen, die nicht publiziert werden. Jede Redaktion entscheidet für sich (nicht für Deutschland) über die Grenzen des in ihrem Medium Sagbaren. Das ist doch gar nicht zu übersehen und ich finde das auch ganz richtig so. Wenn eine Redaktion jede Meinung bringen würde – selbst die ganz dummen und falsch informierten – was bringt mir das als Leser/Zuhörer?

      Dann kann ich auch gleich das Facebook lesen statt der Süddeutschen.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Aha , wo liegt denn dann das Problem? Und wer entscheidet über die „Grenzen des legitimen Meinungsspektrums“?

    3. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      @Thomas Wahl Die Redaktion entscheidet für ihr Medium über die Grenzen des legitimen Meinungsspektrum.

      Das Problem ist, dass die Chefredakteurin nicht darüber spricht, wo diese Grenze bei ihnen verläuft, obwohl sie offensichtlich existieren. Ich will von ihr wissen, warum ist der Kommentar drin und nicht draußen?

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Das wäre aber dann das individuelle Meinungsspektrum der Chefredakteurin. Hier haben wir sicher ein Dilemma. Sollte sich eine Redaktion davon leiten lassen? Oder klar machen wo das liegt und trotzdem abweichendes bringen?

    5. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      @Thomas Wahl Bevor wir hier gesittet weiterdiskutieren, könntest du vielleicht mal ein paar von deinen starken Ansagen wieder zurückziehen. #DiePartei #Stasi

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Warum? Mit den gleichen Argumenten wurde dort die Meinungsvielfalt eingeschränkt. Allerdings nicht nur nach rechts, auch Linksabweichler wurden nicht akzeptiert. Und wir hatten einen Antifaschistischen Schutzwall. Nein, ich kenne diese Diskussionen aus einer unseligen Zeit. Den meisten scheinen die Parallelen nicht klar zu sein. Da möchte ich nicht wieder hin. Wehret den Anfängen....

    7. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      @Thomas Wahl ok, dann halt nicht 👋

    8. Jürgen Klute
      Jürgen Klute · vor mehr als 4 Jahre

      @Thomas Wahl Zur Meinungsfreiheit gehört auch die Debatte darüber, wo grenzen der Meinungsfreiheit verlaufen. In der Bundesrepublik gilt nach wie vor, dass faschistische Positionen keine Meinung sind, sondern ein Verbrechen. Oder wollen Sie die Unterdrückung und Verfolgung von Minderheiten oder gar die Shoa als Meinungsfreiheit werten? In liberalen Demokratien gibt es einen Grundbestand an Überzeungen, der auf den Schutz der Menschenrechte ausgerichtet ist und der von allen zu repektieren ist und der nicht zur Dispositon steht. Auch nicht unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit. Das ist die Lehre, die aus den Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur gezogen wurde und aus der Geschichte, die zu diesen Verbrechen führte, die es unter Demokraten zu verteidigen gilt.

    9. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Jürgen Klute Das ist natürlich richtig. Nur ging es nicht um eine faschistische Meinung. Und nicht jeder kann einfach definieren, was er für faschistisch hält. Auch nicht unter dem Deckmantel des Antifaschismus. Das ist die Lehre aus allen Diktaturen.

    10. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 4 Jahre

      @Thomas Wahl nein gerade darum ging geht es. Der problematische Beitrag ist faschistisch.

    11. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Cornelia Gliem Der ständige Faschismusvorwurf ist eine Verharmlosung des Faschismus und außerdem leicht stalinistisch .... Man sollte sehr vorsichtig sein mit dem Gebrauch.

  5. Christoph Zensen
    Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

    Die interne Auseinandersetzung im Deutschlandfunk erinnert nicht nur an die Kontroverse um den Zeit-Artikel "Oder sollen wir es lassen?", sondern auch etwas an die Unruhen in der New York Times im Juni/Juli. Auch damals war die Veröffentlichung eines Kommentars der Stein des Anstoßes. Bei der Times war es jedoch ein Op-Ed-Kommentar "Send in the Troops" von dem Republikaner Tom Cotton und nicht einer der eigenen Redaktion. Außerdem wären bei der Times viele Redakteure direkter von den Konsequenzen der – in dem Kommentar vorgebrachten – Politik betroffen gewesen. Ich denke, dass es beim Deutschlandfunk daher anders ausgehen wird als bei der New York Times.

    Aber dennoch: In den Redaktionen werden gerade große Schlachten um die Zukunft des Journalismus geführt. Häufig stehen dabei die Chef- und Politikredakteure auf der traditionellen Seite und die Journalisten aus der Medienredaktion auf der progressiven Seite.

    Bernd Ulrich ist ein Sonderfall :)

    1. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      Wer definiert da wen als progressiv?

    2. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      @Thomas Wahl Ich definiere die Medienredaktionen als progressiv. Was war daran nicht klar?

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Ich halte das eher für reaktionär. Und ich finde solche individuellen Definitionen immer sehr problematisch. Natürlich ist man gern ein Progressiver .....

  6. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor mehr als 4 Jahre

    Frage an den Piqer: abgesehen von strafrechtlich relevanten Tatbeständen - was wäre denn eine objektive Grenze für das was man im öffentlich-rechtlichen sagen darf oder nicht? Welcher Diskurs ist erlaubt, welcher nicht? Wie unterscheiden sich da die öffentlich-rechtlichen von den übrigen Medien? Muss eine öffentlich-rechtliche Chefredakteurin verantwortungsvoller sein als eine private? Wie definiert sich dann Verantwortung? Zweierlei Maß?

    Nein, ich denke, der Kommentar ist weder moralisch hochwertig, noch in der Sache treffend, weswegen es gut ist, dass deutliche Kritik kommt aber es ist ganz sicher keine Meinung, die nicht gesagt werden darf. Wo kämen wir hin?

    1. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      Es braucht keine objektive Grenze. Die Redaktion entscheidet, was sie bringt und was nicht.

      Ich kritisiere vor allem, dass Birgit Wentzien so tut als hätten sie und ihre Redaktion diese Entscheidungsfreiheit nicht.

      Ich stimme dir zu: Es ist keine Meinung, die nicht gesagt werden darf.

      Ich sage: Es ist keine Meinung, die veröffentlicht werden muss. Die Redaktion hat die Hoheit darüber.

    2. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Gut, das ist ein Unterschied.

      Ich verstehe aber Frau Wentzien jetzt eher so, dass sie argumentiert, dass sie einen Auftrag habe, ein möglichst breites Meinungsspektrum abzubilden und dass sie diesem gerecht werden möchte. Sie wollte den Beitrag veröffentlichen, sie musste nicht. Sie hielt es für verantwortbar. Jetzt steckt sie die Kritik dafür ein.

      Ich kann jetzt nicht sehen, was daran verkehrt sein soll. Deswegen meine Frage vorhin, wo denn die objektive Grenze sein soll. Da sehe ich den Wunsch, eine Chefredaktion möge sich zukünftig bei solchen Meinungen im Zweifel immer gegen eine Veröffentlichung entscheiden. Und das fände ich nicht in Ordnung.

    3. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Mein Argument ist, dass sie schlecht begründet.

      Sie spricht nicht darüber, wo die Grenzen sind und warum der Kommentar für sie drin ist.

      Sie sagt nur, es sei eine mögliche Meinung. Als gäbe es nur dieses Kriterium.

      Aber das ist mir zu wenig, denn der Deutschlandfunk hat ja ganz offensichtlich Grenzen. Siehst du das anders?

      Aber es ist auch wahr, dass ich mir wünsche, dass die Redaktion die Grenze so zieht, dass dieses Kommentar so nicht veröffentlicht wird. Was ist das Problem, wieso findest du DAS nicht in Ordnung?

    4. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Wenn Du damit meinst, dass Du Dir wünschst, die Redaktion hätte in diesem speziellen Fall die Grenze so gezogen...: d'accord!

      Wenn Du damit meinst, dass Du Dir wünschst, sie möge auch in zukünftigen, ähnlichen Fällen immer negativ entscheiden...: absolut und rigoros Nein!

      Warum ich das nicht in Ordnung fände? Weil dann die öffentlich-rechtlichen Chefredaktionen nicht mehr ihrem Auftrag nach Vielfalt nachkämen, sondern, überspitzt gesagt, irgendwann nur noch das veröffentlichten, was ihrer Meinung nach in der Öffentlichkeit mehrheitlich angenehm und mit Wohlwollen rezipiert würde. Das sollen private Medien meinetwegen gerne tun und damit freiwillig den Rahmen, den ihnen die Pressefreiheit bietet, nicht ausschöpfen. Aber die öffentlich-rechtlichen haben die Pflicht zur Bewahrung der Meinungsvielfalt und das nicht von ungefähr.

    5. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Ich denke nicht, dass es sich widerspricht über Vielfalt und Grenzen zu sprechen. Ich trete selbst auch für mehr und vielfältigere Hintergründe im Journalismus ein.

      Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass jede Redaktion die Grenzen, Prioritäten und Darstellungsformen ihrer Berichterstattung immer wieder reflektieren sollte.

      Siehe dazu auch meinen Piq über die Hallin-Sphären: https://www.piqd.de/us...

      Es ist bei jedem redaktionellen Medium so, dass über ein Thema als Selbstverständlichkeit, als Kontroverse oder gar nicht gesprochen wird. Das lässt sich gar nicht vermeiden.

      Warum man ein Thema so oder so behandelt, das sollte die Redaktion reflektieren und am besten auch an ihr Publikum kommunizieren.

    6. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Gut das verstehe ich, dann sind wir ja auch gar nicht so weit auseinander. Aber dann verstehe ich nicht mehr wirklich, was Dein Vorwurf an Frau Wentzien ist. Dass sie den Artikel durchgelassen hat oder dass sie es nicht anständig begründet hat? Wie unten schon gesagt: hätte sie ihn nicht durchgelassen, würden wir jetzt diese Diskussion nicht führen. Wir würden nicht einmal wissen, warum sie ihn nicht durchgelassen hat. Und würden jetzt viele Chefredaktionen diesem Beispiel folgen, würden bald sehr viele Diskussion nicht mehr geführt werden... Für Frau Wentzien ist das wohl ein Grundsatzdingens und ich bin da geneigt ihr beizupflichten.

      Und bitte nicht falsch verstehen. Es gibt Positionen und Meinungen, die darf jede Redaktion gerne vorab kicken. Aber gehört der Beitrag von Frau Hasselmann da wirklich dazu?

    7. Christoph Zensen
      Christoph Zensen · vor mehr als 4 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) Kurz vorweg zum zweiten Absatz: Ich finde es nicht gut, dass die Redaktion diesen Kommentar so mit Silke Hasselmann entwickelt und letztendlich veröffentlicht hat. Ich enthalte mich jetzt auch der Begründung, weil ich diese Diskussion hier gar nicht führen will. Keine Lust.

      Meine Kritik an Frau Wentzien ist, dass sie die Veröffentlichung nur damit begründet hat, dass es ja eine mögliche Meinung ist, die existiert.

      Das kann ja nicht das alleinige Kriterium sein, sonst würde die Redaktion Zeitfunk ja noch ganz andere Kommentare veröffentlichen, auch antisemitische, homophobe, etc.

      Ich kritisiere, dass sie über den redaktionellen Prozess eines Mediums nur so verklemmt spricht.

      Man muss allerdings dazusagen, dass sie sich auch noch keinem kritischen Interview stellen musste. Das erste Interview war mit Sandra Schulz, die selbst Teil der Zeitfunk-Redaktion ist 🤫

    8. Nutzer gelöscht
      Nutzer gelöscht · vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Ja, das könnte natürlich auch sein, dass sie einfach noch nicht kritisch genug befragt wurde.

      Ansonsten: Antisemitismus, Homophobie etc. haben natürlich absolut nichts in den öffentlich-rechtlichen Medien zu suchen. Ich hoffe, wir reden hier nicht schon die ganze Zeit aneinander vorbei. Einen Grundkonsens sollten wir also schon haben. Ich finde nur nicht, dass der Beitrag von Frau Hasselmann in diesen "Tabubereich" fällt. Und alles was da nicht reinfällt und veröffentlicht wird, dafür muss halt letztendlich die Redaktion verantwortlich zeichnen.

    9. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      (in Antwort auf gelöschten Kommentar) ja. sorry bei allen Grundsatzdiskussionen: es geht nicht um alle Entscheidungen und grenzziehungen der Zukunft. es geht um diese. und es wirkt eben so als hätte die Chefredakteurin nachträglich irgendwie rechtfertigen wollen - und das ist eben nicht gut gelungen. weil dieser unsägliche Kommentar zwar eine mögliche aber keine
      (Menschenrechts-)gültige Meinung ist.
      höhere Standards an ÖR-Redakteure als bei anderen medien? Ja aber hallo - natürlich. Dafür haben wir sie ja.
      Diese angeblich neutrale Abbildung aller Meinungen: blödsinnig. Das müsste 1. am besten direkt im gleichen text bzw. an gleicher Stelle geschehen etwa mit pro und contra. 2. Meinungen dürfen nicht beleidigen verleumden falsche Informationen liefern gruppenbezogene Diskriminierung transportieren
      (schon gar nicht in öffentlichen medien!). eine Zeitung kann auch gar nicht alles abbilden - kein platz.
      diskursgrenzen. In diesem Fall von hasselborn verletzt u überschritten und von der Chefredakteurin schlecht erklärt.

    10. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als 4 Jahre · bearbeitet vor mehr als 4 Jahre

      @Christoph Zensen Es ist erlaubt, die Meinung zu haben, so ein Kommentar gehöre nicht veröffentlicht - sprich, er gehört verboten. Keine Frage. Nur wäre die Umsetzung dieser Meinung aus meiner Sicht undemokratisch. Und auch ein Zeichen von Schwäche. Was ist da das Problem. Ich finde diese ständige gesinnungspolitische, moralisierende Verbotsforderungen gefährlich. Fordere jetzt aber kein Verbannen dieser Meinungen aus den ÖR. 🤔

      Man sollte auch nicht jedesmal diskutieren, warum (oder warum nicht) etwas drinsteht in dem Medium. Das endet nur in Vorwürfen und Unterstellungen.

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