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Medien und Gesellschaft

Fake News: Wer sie teilt, wer sie liest und wer sie glaubt – neue Daten aus Deutschland

Alexander Sängerlaub
Publizist, Journalist, Utopist

Programmleiter Zukunft des Journalismus am Bonn Institute & Direktor futur eins

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Alexander SängerlaubDienstag, 27.03.2018

Im letzten Jahr gab es nach der US- und vor der Bundestagswahl große Sorgen, dass Fake News auch die Wahl hierzulande beeinflussen würden. Empirische Fakten zum Phänomen absichtlich verbreiteter Falschinformationen gab es damals wenige, darum ist das Projekt "Measuring Fake News" bei uns in der Stiftung Neue Verantwortung entstanden.

Nun haben wir gestern unseren Abschlussbericht veröffentlicht. Auf 103 Seiten wird eins klar: Fake News sind vor allem eine Kommunikationsstrategie der Rechtspopulisten.

Die Strategie der Populisten, vor allem von rechts, ist dabei eine gleich doppelte Pervertierung der Wahrheit. Während man auf die etablierten Medien mit Fake News und Lügenpresse schimpft, nimmt man es selbst mit der Wahrheit nicht so genau. Nur die Medienberichterstattung, die ins eigene Weltbild passt, wird als legitim befunden, der Rest sind "Fake News".

In 10 groß angelegten Case-Studies, die mit Befragungsergebnissen kontrastiert werden, wird allerdings auch deutlich, dass Fake News nicht allein nur ein Problem der Sozialen Netzwerke sind. Ungenauigkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit von Parteien und Behörden, aber auch im Journalismus, bereiten Fake News überhaupt erst den Boden. In den meisten Fällen sicherlich unabsichtlich, im Falle von Bild.de oder Welt.de, die auffällig oft Fake News teilen, steckt wohl mehr dahinter.

Auch wird deutlich, dass das "Debunking" (Richtigstellen) der Fact-Checker nicht in den Echokammern ankommt, in denen die Fake News geteilt und gelesen werden.

Die gute Nachricht: Es gab nicht sonderlich viele große Fake News. Deutschland hat eine recht stabile Medienlandschaft und die Bedeutung der Sozialen Netzwerke als Informationsquelle ist noch wesentlich geringer als in den USA.

Fake News selbst sind dabei vor allem als Symptom zu verstehen: Sowohl für den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit, der zunehmenden Postfaktizität (nicht nur) des Politischen, aber auch für den Rechtspopulismus.

Fake News: Wer sie teilt, wer sie liest und wer sie glaubt – neue Daten aus Deutschland

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Kommentare 2
  1. Bernd Oswald
    Bernd Oswald · vor mehr als 6 Jahre

    Gratulation, dass ist wirklich mal eine wichtige Studie, die greifbarere Resultate in die doch oft sehr holzschnittartig geführte "Fake-News"-Diskussion bringt. (Im Piq auch sehr gut zusammengefasst). Ich finde auch die Systematik der Untersuchung mit Typus/Ursprung, Verhältnis Fake-News/Debunking, Top-10-Akteure und Lebenszyklus stimmig. Vermisst habe ich nur eine Erklärung, warum ihr genau diese 10 Themen ausgewählt habt. Was war da die Entscheidungsgrundlage? Die Analyse, wie Fake-News entstehen und wirken, ist sehr gut nachvollziehbar, im Paper habe ich aber keine Vorschläge gefunden, wie Medien am besten dagegen vorgehen sollen. Oder kommt das noch?

    1. Alexander Sängerlaub
      Alexander Sängerlaub · vor mehr als 6 Jahre

      Danke! :)
      Uns war es vor allem wichtig, erst einmal mit der Empirie rauszugehen und zu zeigen, wie sich das Phänomen in Deutschland darstellt. An Handlungsempfehlungen arbeiten wir. Diese wollen wir aber erst in Workshops in aller Ruhe entwickeln, bevor wir mit nebulösen Forderungen nach mehr Medienkompetenz, oder was man sonst so liest, nur aufwarten. Das kommt also noch. Der Eisberg am Ende der Studie zeigt ja aber schon mal, wo die Handlungsfelder liegen.

      Die Cases wurden vor allem nach nationaler Reichweite, politischem Bezug und bundesrepublikanischer Relevanz ausgesucht (das steht im 2. Kapitel). Auch ging es uns darum, die ganze Bandbreite des Phänomens zu zeigen: Also das klassische Medien genauso ihre Rolle spielen, wie Teile der Politik (nicht nur die AfD) und auch die Fake-News-Verbreitung sich nicht nur in den Sozialen Netzwerken abspielt, sondern als Phänomen darüber hinaus geht.

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