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Geht seit zehn Jahren, drei Startups (tame, Krautreporter, piqd) und vielen Stunden Berichterstattung vor allem der Frage nach, wie sich die Öffentlichkeit durch das Netz verändert. Wer bestimmt, was relevante Informationen sind? Wie stellen wir sicher, dass relevante Informationen noch eine Öffentlichkeit erreichen? Wie können Alternativen zu Facebook, Twitter und Co. aussehen?
Frederik ist Vorstandsmitglied von Vocer, einem Think Tank für Medieninnovationen und journalistische Nachwuchsförderung. Er studierte Volkswirtschaft und Journalismus in Hannover, Aarhus, Amsterdam und London.
Ganz ohne Medienbezug ist er als Mitgründer der #KoDorf-Bewegung unterwegs. Ko-Dörfer bestehen aus vielen kleinen ökologisch gebauten Holzhäusern und einigen größeren Gemeinschaftsgebäuden wie einem Coworking Spaces, einer Küche mit langer Tafel und Veranstaltungsflächen. Mehr zu den KoDörfern und Transformationsprogrammen im ländlichen Raum: www.kodorf.de
Was für eine Schnitzeljagd. Ich weiß nicht mehr, wann ich zuerst über Civic Signals gestolpert bin. Jedenfalls wurde das Projekt als gemeinwohlorientierte Alternative zu Facebook angekündigt. "Gemeinwohlorientierte Alternative zu Facebook"? Danach suche ich doch schon seit Jahren!
Also schnell in den Browser "Civic Signals" getippt und civicsignals.org gefunden. "We believe digital environments should be better public spaces" ist dort zu lesen und zu sehen ein TED-Talk zum Thema von Eli Pariser. Ich bin ganz bei euch, liebe Leute. Das Problem ist klar, aber wo ist nun die Lösung? Ah, die gibt es noch gar nicht. Daran arbeite man gerade. Vom 12.01. bis 14.01. wolle man "world-class urban planners, technologists, designers and community leaders" zusammenbringen, um die digitale Öffentlichkeit neu zu denken. Ohne Profitgier. Vom Menschen aus gedacht. Das klingt fein.
In den letzten Tagen begegnete mir Pariser dann erneut auf diversen Kanälen:
"Several groups, working with universities, foundations, and private actors, are experimenting with forms of digital, networked interaction that does not exploit users and treats them like citizens rather than cattle. These research groups reimagine what social media would look like without massive surveillance, and they hope to build followings by offering a more satisfying intellectual and cultural experience than Facebook could ever hope to. Civic Signals is one such group."
Also noch mal auf civicsignals.org, aber da rollen immer noch die Strohballen über den Bildschirm. Das kann doch nicht deren Ernst sein? Dann halt ab zu Twitter und im Profil von Eli Pariser gestöbert. Kein Civic Signals weit und breit, dafür aber der Verweis auf den Account "@WeAreNew_Public". Hurra, den Account gibt es sogar. Dort klärt das Logo auf: "The New Public by Civic Signals". Die beiden Projekte hängen also zusammen. Nur wie? "Join us: http://newpublic.substack.com" steht in der Bio. Mache ich. Schnell zum Newsletter anmelden und Registrierung bestätigen. Dann: Nichts. Klar, müsste jetzt auf den nächsten Newsletter warten, aber ICH WILL DOCH JETZT WISSEN WIE WIR DAS INTERNET RETTEN. Ich spüre schon, wie meine facebookverseuchten Synapsen den Hulk in mir wecken. Also noch mal zurück zu Substack. Da müsste es doch ein Archiv mit alten Newsletter-Ausgaben geben? Gibt es. Hilft mir aber nicht weiter. Ich brauche kein weiteres Interview mit Eli Pariser oder "A New Year’s Resolution for the Internet—in 6 Words". Ich suche nach einer aussagekräftigen Website. Langsam verliere ich wirklich die Nerven. Steckt hinter "Civic Signals", bzw. "The New Public" letztendlich nicht mehr als ein Newsletter? Das kann doch nicht sein. Also noch mal zurück auf Start, bzw. Google, "The New Public" getippt, einen Eintrag zum Wirtschaftslexikon gefunden. Dort könnte ich jetzt etwas über "New Public Management" lernen. ICH WILL ABER DOCH WISSEN WIE WIR DAS VERDAMMTE INTERNET RETTEN, ZEFIX!". Na toll, jetzt habe ich tatsächlich die Nerven verloren. Noch mal zurück zu Twitter und zum Account von Eli Pariser. Jibbetdochnich: Dort verhöhnt mich unter der Bio doch tatsächlich ein Link zur Website newpublic.org. Und siehe da: Diese Seite wirkt tatsächlich so aus, als meinten die es ernst. Vielleicht ein bisschen zu ernst. Die vielen Farben passen jedenfalls nicht so recht zu den verkopft-kryptischen Texten. Da: Eine Grafik. Die erklärt es bestimmt auch minderbemittelten Durchschnittsnutzer*innen wie mir. Also, woran arbeitet TheNewPublicByCivicSignalsByEliPariser nun konkret? Zum Beispiel an "Productive Fiction", "Public Imaginations" und "Speculative Showcases" sagt die Grafik. Und an "Civic Signals". Wie jetzt? Ich dachte Civic Signals arbeitet an "The New Public"? Ein Blick ins Impressum könnte aufklären, aber das fehlt auf beiden Seiten. Jetzt reicht es mir aber. Dagegen ist Facebook ja reines Baldrian.
Zur Beruhigung gehe ich auf piqd und bin damit dann doch endlich am Ziel. "Flourishing, public-friendly digital spaces" hat mir Civic Signals versprochen. Bei piqd habe ich einen davon gefunden. Und piqd in mir ein weiteres zahlendes Mitglied. Wenn wir mehr wollen als Phrasen, müssen wir als Gesellschaft vielleicht auch mal ein paar Euros latzen. Auch das sind "Civic Signals". Nur etwas weniger abstrakt.
Quelle: The New Public by Civic Signals (oder doch Eli Pariser?) Bild: The New Public EN newpublic.org
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Das zeigt nur: es ist zu spät dafür ein neues anderes "facebook" gründen zu wollen was dann kein facebook ist. Viel zu spät.
wieso eigentlich auch? Wenn mir der "Hersteller" von wasweisich Hochhäusern nicht passt, muss ich doch nicht gleich das Konzept Haus und Wohnraum komplett ändern: nein - ich suche jemanden anderes, der baut und vermietet.
(und bei aller Liebe zu piqd: das erfüllt doch nur einen Teil der von FB angebotenen Angebote.)
konkret: facebook muss anders werden, anderen gehören und bzgl. der Verwertungslogik angepasst (keine Werbung bzw. die aufmerksamkeitslogik geändert).
Aber facebook für die User bleibt - schließlich wollen / nutzen sie/wir es so.
sprich: ich bin für eine Art öffentlich-rechtliches FB.
Ich schütte doch das Kind nicht mit dem bade aus. ..
super piq. Danke Dir !
Danke für den Hinweis zu dieser Initiative, die ich schmunzelnderweise sehr gerne zur Kenntnis genommen habe.
Wenn ich eine weitere Sichtweise dazu teilen darf, dann glaube ich persönlich daran, dass der Zugang zu Bildung ein wichtiger Schlüssel sein kann, damit solche Initiativen einen breiteren Anklang und vielleicht sogar Akzeptanz finden können. Leider müssen immer noch solche Beiträge (https://www.linkedin.c...) fast schon zelebriert werden.
ach du gute Stute... <3
Danke!
Es sind ja viele solche Initiativen und Wohlmeinenden und der König der guten Pläne Mr. Ulrich Wilhelm hat ja auf dem Weg zur Ausgangstür seines Intendantenamtes noch mal sehr laut und mit einer "Digitalagentur" verkündet, was es jetzt zu tun gibt in Sachen Plattform. Allein er nimmt das Geheimnis mit in Rente warum das eigentlich warten musste, bi er gegangen ist.
Ich weiß nicht, ob piqd eine echte Lösung ist. mojoreads kann es für den Buchmarkt jedenfalls sein und es wäre natürlich wirklich gut für die Frustminderung, wenn alle Klugen einstweilen mal bei uns mit anschieben würden.
Du bist jedenfalls schon mal gut für die Frustminderung.