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Kurator'in für: Fundstücke Medien und Gesellschaft
Mag es, gute Geschichten zu erzählen.
Mag es, gute Geschichten zu lesen.
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Mag es gar nicht, in der dritten Person über sich zu schreiben.
185 lesbische, schwule, bisexuelle, queere, nicht-binäre und trans* Schauspielerïnnen haben sich im SZ-Magazin geoutet. Mit der Initiative #actout und einem gemeinsamen Manifest wollen sie eine Debatte anstoßen – denn auch im Jahr 2021 und auch in der angeblich ach so aufgeschlossenen Kultur- und Medienbranche haben es queere Menschen schwer.
"Unsere Gesellschaft bildet sich ein, enorm offen und tolerant zu sein", sagt Regisseur Dominik Graf der ZEIT. "Aber diese Schauspielerinnen und Schauspieler stellen der Branche ein wirklich katastrophales Zeugnis aus. Zu mir hat mal ein Fernsehredakteur gesagt, dass ein homosexueller Mann kein Held sein könne. Und das ist gar nicht so lange her."
Und was schreibt Sandra Kegel, verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung?
Bei einer Rolle übergangen zu werden mag ärgerlich sein und sicherlich auch kränkend, aber lebensgefährlich ist das nicht.
Dieser letzte Satz ihres Kommentars ist auch inhaltlich das Allerletzte. Johannes Kram entgegnet:
Ich schreibe den Satz für sie noch einmal auf, damit Sie sich besser daran gewöhnen können, dass er ab sofort aus ihrem Oeuvre nicht mehr wegzudenken ist. Wobei ich mir sicher bin, dass nachfolgende Generationen anzweifeln werden, dass dieser Satz von 2021 ist und nicht von 1951. Wer aufgrund von Diskriminierung eine Rolle nicht bekommt, sollte sich nicht darüber beschweren, weil ihn das nicht umbringen kann. Womit fangen wir an?
Aber dieser Satz ist nur eines von vielen hanebüchenen Argumenten. Unter anderem unterstellt Kegel "Kalkül im Ringen um Aufmerksamkeit bei Verkennung der Verhältnisse", weil die Aufmachung an den "Wir haben abgetrieben"-Titel des Sterns erinnere.
Was sollen schwule, lesbische, bisexuelle, queere, nicht-binäre und trans Menschen noch alles nicht dürfen, womit sich noch alles abfinden, nur weil es "nicht lebensgefährlich" ist? Das Schlimme ist: Ihre Argumentation erstickt jede Emanzipation und jede Antidiskriminierungspolitik im Keim.
Zumindest kann Kram dem Kommentar auch etwas Gutes abgewinnen:
Und trotzdem möchte ich mich bei Ihnen bedanken. Schon lange hat ein Text in einer großen deutschen Tageszeitung nicht mehr so deutlich gemacht, warum es so schwer ist, die Diskriminierung von LGBTIQ in unserer Gesellschaft zu überwinden
Quelle: Johannes Kram Bild: Screenshot Messe ... www.nollendorfblog.de
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hm. okay - das mit dem nicht lebensgefährlich soll sich also auf die AbtreibungStory des Stern beziehen. selbst in diesem fall: damals war Abtreibung lebensgefährlich? so kann man das nicht behaupten - es war quasi genauso gefährlich wie es sein kann/konnte in unserer Gesellschaft nicht-hetero zu sein.
und wieso darf man sich nicht vergleichen nur weil man vielleicht nicht 100 % übereinstimmt?
Das klingt schon nach whataboutism.
zudem: wieso überhaupt so relativierend kommentieren? wieso nicht einfach das Outing akzeptieren? woher dieser Rechtfertigungsdrang plus Abwehr?
Der Satz von Sandra Kegel erinnert mich an eine Aussage eines BG-Arztes. Er sagte einem 17-jährigen, dem man ein Bein amputiert hatte: „Was einen nicht umbringt, macht einen nur härter“.
Bin froh, dass ich die F.A.S. vor einer Woche gekündigt habe. Lese eh lieber die SZ und immer wieder die taz.
Ich muss ehrlicherweise sagen, dass mich dieser Vorgang etwas erschreckt, weil er illustriert, wie schnell inzwischen ganz große Aufregung entsteht, die bei näherem Hinsehen in sich zusammenfällt. Der Nollendorfblog tut so, als hätte der FAZ-Kommentar ausgesagt: "Ihr mögt zwar wegen eurer Sexualität diskriminiert werden, aber davon stirbt man schon nicht – get over it." Was er aber tatsächlich sagt, ist: "Ihr setzt euch gleich mit dem Schicksal von Frauen, die Anfang der siebziger Jahre abgetrieben und sich damit in Lebensgefahr gebracht haben – geht's noch?" Das ist ein grundlegender Unterschied. Man mag nicht mit der Autorin einer Meinung sein bei der Bewertung der Aktion, aber der letzte Satz im Kommentar bezieht sich eindeutig auf diese Stelle etwas früher: "Was dort befremdet, ist die Aufmachung, die nicht nur im Layout der vielen kleinen Porträts, sondern auch in der Wortwahl – „Wir sind schon da“ – auf den legendären „Stern“-Titel „Wir haben abgetrieben“ anspielt." Dass der Nollendorfblog eine andere gedankliche Grundlage suggeriert, zeigt, dass er den Kommentar entweder mut- bis böswillig missverstanden hat, um eine Welle auszulösen, oder tatsächlich nicht verstanden hat. Das Eine wie das Andere hat in meinen Augen keine piqd-Bühne verdient.
Ich würde mich freuen, wenn ich einen Hinweis auf eine fällige Reaktion v. Frau S. Kegel zu diesem Beitrag erhalten würde. Vielen Dank und mfG FK