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Spionin, Detektivin oder Archäologin wollte ich eigentlich werden. Dann reichte es nur zur Schriftstellerin. Zumindest kann ich seitdem meiner Passion im Recherchieren nachgehen. Bislang hielt ich mich dazu in verschiedenen Ländern, wie Portugal, Österreich, USA oder Japan auf. Mein letzter Roman "O.", eine Neuschreibung der Odyssee aus weiblicher Perspektive, ist im März 2020 erschienen. Außerdem gibt einen neuen Essayband mit dem Titel "Erfundene Heimaten". Zurzeit arbeite ich an einem Projekt, das sich mit der Darstellung von Historie in aktuellen literarischen Werken beschäftigt.
Sobald ich mich länger in einer mir unbekannten Stadt aufhalte, brauche ich Informationen, um den Ort besser zu verstehen. Ich laufe herum, beobachte und ziehe Bücher heran, um mein Wissen zu erweitern. In Meran nahm ich mir, zusätzlich zu Stadtplänen und Wanderkarten, zwei Romane vor. Einen gelungenen und einen schlechten. Den misslungenen habe ich dennoch von Anfang bis Ende gelesen, weil er Fakten und Erklärungen zur Südtiroler Geschichte enthält. Bei dem Gezerre zwischen Österreich und Italien ging es u.a. um Zugehörigkeit, Zweisprachigkeit, die Fraternisierung mal mit dem faschistischen, mal mit dem Naziregime, um Konflikte zwischen „Dableibern“ und „Optionisten“ (also denen, die für eine Heimkehr ins Deutsche Reich stimmten, wobei ihnen dort gleichwertiges Hab und Gut versprochen wurde), Separatismus bis hin zu Sprengstoffattentaten.
Im Roman „Der Sturm“ zeichnet die bekannte italienische Fernsehjournalistin Lilli Gruber mit Süditroler Vorfahren vor allem die Zeit vor, während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nach. Die Stärken der Autorin liegen dabei in der sorgfältigen Recherche und in sachbuchartigem Referieren. Sobald sie Treffen mit Zeitzeuginnen schildert und Zusammenhänge erklärt, liest sich das spannend und schlüssig. Wo sie aber versucht, in die Haut einer mit einem Nazi verlobten jungen Südtirolerin zu schlüpfen, deren Träume, Gedanken und Gefühle zu beschreiben, wird es banal. Glücklicherweise gibt es im Anhang ein paar Fotos der Protagonistin, so dass man sich zusätzlich selbst ein Bild dieser Zeit machen kann. Trotzdem findet Hubers Buch sicherlich genug Leserinnen, weil man die Journalistin aus dem Fernsehen kennt.
Der Roman „Eva schläft“ verfasst von der italienischen Autorin Francesca Melandri, die als Kind viel Zeit in Südtirol verbracht hat, ist dagegen lesenswert. Ihre Figuren, die patente Köchin Gerda, eine ledige Mutter, und deren Tochter Eva, sind lebendig und es gelingt der Autorin, anhand dieser und vieler anderer einfühlsam dargestellter Protagonisten das komplizierte Verhältnis zwischen Italien und der Region Alto Adige bzw. Südtirol greifbar zu machen. Auch Melandri hat ausführlich recherchiert: Gerdas Vorfahren waren dem verlockenden Angebot eines Lebens im Deutschen Reich gefolgt, hatten ihren Hof in Südtirol aufgegeben und mussten, nach Kriegsende zurückgekehrt, in ärmlichen Verhältnissen von Neuem beginnen. Erst der charmanten Eva gelingt es dann eine bürgerliche Existenz zu führen. Aus dem Roman voll spannender Einfälle gibt es einiges zu erfahren: Dass es z.B. bis 1971 Carabinieri verboten war, Südtirolerinnen zu heiraten, was Gerdas Liebesglück ein Happyend verwehrt. Ihr in der Folge geplanter Selbstmord mithilfe von Tabletten wird dann durch das Verfehlen der Zweisprachigkeitsprüfung des Apothekers verhindert. Dass die in Alto Adige lebenden Italiener Altoatesini genannt werden, hatte ich ebenfalls noch nie gehört. Bemerkenswert sind zudem die Kapitel, in denen Melandri die Bemühungen von Silvius Magnago beschreibt, jenes Südtiroler Politikers, Sohn eines Italieners und einer Österreicherin, dem es gelang, in jahrzehntelangen Verhandlungen die Beziehung zu Rom für beide Seiten halbwegs zufriedenstellend zu verhandeln und dem mit Terror betriebenen Separatismus ein Ende zu bereiten.
Melandri hat außerdem ein Talent für Naturbeschreibungen, was besonders der Schilderung einer Zugfahrt von Norditalien bis in den tiefen Süden zugutekommt, welche Eva unternimmt, um ihren Ziehvater Vito zu treffen.
Melandris zweiter Roman „Alle außer mir“ thematisiert den Abessinienfeldzug Italiens und beeindruckt vor allem durch Faktenreichtum. Literarisch funktioniert jedoch „Eva schläft“ bei weitem besser. Neben politischen Verhältnissen habe ich in Südtirol noch kulinarische Eigenheiten kennengelernt, z.B. Wein aus Rebsorten namens Kerner oder Lagrein. Beide wohlschmeckend und empfehlenswert Referieren. Sobald sie Treffen mit Zeitzeuginnen schildert und Zusammenhänge erklärt, liest sich das spannend und schlüssig. Wo sie aber versucht, in die Haut einer mit einem Nazi verlobten jungen Südtirolerin zu schlüpfen, deren Träume, Gedanken und Gefühle zu beschreiben, wird es banal. Glücklicherweise gibt es im Anhang ein paar Fotos der Protagonistin, so dass man sich zusätzlich selbst ein Bild dieser Zeit machen kann. Trotzdem findet Hubers Buch sicherlich genug Leserinnen, weil man die Journalistin aus dem Fernsehen kennt.
Der Roman „Eva schläft“ verfasst von der italienischen Autorin Francesca Melandri, die als Kind viel Zeit in Südtirol verbracht hat, ist dagegen lesenswert. Ihre Figuren, die patente Köchin Gerda, eine ledige Mutter, und deren Tochter Eva, sind lebendig und es gelingt der Autorin, anhand dieser und vieler anderer einfühlsam dargestellter Protagonisten das komplizierte Verhältnis zwischen Italien und der Region Alto Adige bzw. Südtirol greifbar zu machen. Auch Melandri hat ausführlich recherchiert: Gerdas Vorfahren waren dem verlockenden Angebot eines Lebens im Deutschen Reich gefolgt, hatten ihren Hof in Südtirol aufgegeben und mussten, nach Kriegsende zurückgekehrt, in ärmlichen Verhältnissen von Neuem beginnen. Erst der charmanten Eva gelingt es dann eine bürgerliche Existenz zu führen. Aus dem Roman voll spannender Einfälle gibt es einiges zu erfahren: Dass es z.B. bis 1971 Carabinieri verboten war, Südtirolerinnen zu heiraten, was Gerdas Liebesglück ein Happyend verwehrt. Ihr in der Folge geplanter Selbstmord mithilfe von Tabletten wird dann durch das Verfehlen der Zweisprachigkeitsprüfung des Apothekers verhindert. Dass die in Alto Adige lebenden Italiener Altoatesini genannt werden, hatte ich ebenfalls noch nie gehört. Bemerkenswert sind zudem die Kapitel, in denen Melandri die Bemühungen von Silvius Magnago beschreibt, jenes Südtiroler Politikers, Sohn eines Italieners und einer Österreicherin, dem es gelang, in jahrzehntelangen Verhandlungen die Beziehung zu Rom für beide Seiten halbwegs zufriedenstellend zu verhandeln und dem mit Terror betriebenen Separatismus ein Ende zu bereiten.
Melandri hat außerdem ein Talent für Naturbeschreibungen, was besonders der Schilderung einer Zugfahrt von Norditalien bis in den tiefen Süden zugutekommt, welche Eva unternimmt, um ihren Ziehvater Vito zu treffen.
Melandris zweiter Roman „Alle außer mir“ thematisiert den Abessinienfeldzug Italiens und beeindruckt vor allem durch Faktenreichtum. Literarisch funktioniert jedoch „Eva schläft“ bei Weitem besser. Neben politischen Verhältnissen habe ich in Südtirol noch kulinarische Eigenheiten kennengelernt, z.B. Wein aus Rebsorten namens Kerner oder Lagrein. Beide wohlschmeckend und empfehlenswert.
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Da scheint nach dem Motto "doppelt hält besser" dein Text gleich zweimal reinkopiert worden zu sein.
Von Melandri hatte ich "Alle außer mir" gelesen, der mich literarisch nicht sonderlich beeindruckt hat. Aber wie von dir erwähnt, viele interessante Fakten über den Eroberungskrieg gegen das Volk Abessiniens.
Auch "Eva schläft" war mir empfohlen worden. Du schreibst, dass er literarisch deutlich besser ist, daher: Danke für den Tip! Dann werde ich dem Buch nochmal eine Chance geben. Das Thema interessiert mich auf jeden Fall.