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Geboren 1974 in Leer (Ostfriesland), veröffentlichte 2011 den Roman "Gegen die Welt" und 2015 den Reisebericht "Tod in Turin". 2016 erscheint "Stadt ohne Engel – Wahre Geschichten aus Los Angeles".
Eine Künstlerfreundschaft: Die Schauspieler Franka Potente und Max Urlacher haben die Otto-Falckenberg-Schule in München besucht und kurz darauf in dem Film Nach Fünf im Urwald mitgewirkt – für beide der Beginn einer aussichtsreichen Karriere. Während er viel Theater spielt, schafft sie mit Lola rennt den Durchbruch und dreht sogar in Hollywood. Zwischen 2002 und 2003, während sie in Los Angeles lebt und er in Berlin-Kreuzberg, schreiben sie sich ein Jahr lang E-Mails.
Früher hätte man das Briefwechsel genannt. Briefwechsel werden meist erst nach dem Tod der Urheber veröffentlicht – es sei denn, das Projekt ist ganz bewusst und von Anfang an als Beziehungs- und Zeit-Dokument angelegt und auf eine Veröffentlichung hingeschrieben. So ist es auch bei Los Angeles – Berlin – Ein Jahr. Die Szenen sind ausgeschmückt, manche Mails, gerade zum Ende hin, womöglich nur deshalb entstanden, um einen dramaturgischen Bogen zu spannen.
Urlacher schreibt über die Hundedame mit ihrer Kackbrigade in der Dresdner Straße, die Möbel-Olfe-Bar am Kottbusser Tor, Hakans Bistro gegenüber, die 1.-Mai-Krawalle in Kreuzberg, sein Boxtraining in Neukölln, seine zersägte Nachbarin, einen Glühbirnen fressenden Zwerg – und Sachertörtchen, seine Freundin, die ihn ohne Angabe von Gründen an Silvester verlässt.
Potente schreibt über ihr Techtelmechtel mit Gregor, wie sie von der Polizei angehalten wird und eine Strafe gerade noch abwenden kann; wie sie eine schiefe und überteuerte Wohnung in der Normandie Avenue bezieht, einen Gebrauchtwagen kauft, einen Hund aus dem Tierheim rettet und Weihnachten mit den Eltern feiert; wie sie Jungs in Bars oder im Internet kennengelernt, wie sie Freunde verliert, weil diese Kinder ablehnen oder den Krieg gegen den Irak befürworten. Sie erzählt von Heimweh und Fremdheit, von einer Art Erlösung während einer Akupunktur und ihrem Entschluss, im Sommer nach Deutschland zurückzukehren.
Während Urlacher aber auch sein Berufsleben als Schauspieler thematisiert, ein desaströses Casting und eine Kabale und Liebe-Inszenierung, in der er den Ferdinand spielt und Sachertörtchen, seine Ex, die Luise, blendet Potente ihre Karriere vollkommen aus. Als Leser fragt man sich da, was macht sie denn die ganze Zeit in Hollywood? Hängt die da nur rum? Fährt mit dem Auto durch die Straßen? Geht mit dem Hund spazieren? Schleppt Typen ab? Hat sie sich ein Jahr Auszeit genommen nach ihren ersten Filmerfolgen in den USA?
Genau diese Leerstelle in ihrer Filmografie zwischen The Bourne Identity und I Love Your Work, den sie eben zu jener Zeit des Mailwechsels in Hollywood gedreht hat, ist die Schwäche des Buches. Dass sie überhaupt Schauspielerin ist, erwähnt sie nur in einer Szene, als sie am Sunset Strip in einen Sexshop geht und mit einem Dildo in der Hand von einem anderen Kunden erkannt wird. Und gerade dieser Moment ist eben durch die Situation gebrochen. Nur um die Pointe der Peinlichkeit ausspielen zu können, verweist sie auf ihre Arbeit und ihren Ruhm. Es ist nachvollziehbar, dass sie einen Teil ihres prominenten Privatlebens – die Beziehungen zu Tom Tykwer und Elijah Wood – ausspart, weil sie dem Klatsch keine neue Nahrung geben will. Aber ihr ganzer Aufenthalt in Los Angeles ist durch ihre Filmkarriere motiviert. Darum geht es ja bei diesen mythisch aufgeladenen urbanen Narrativ: aus der Provinz zu kommen – in diesem Fall Deutschland – und dort, in der weltweit wichtigsten Filmstadt, als Schauspieler zu bestehen oder unterzugehen.
Es wäre interessant gewesen aus ihrer Perspektive etwas über das System Hollywood zu erfahren – vor allem im Austausch mit ihrem weniger bekannten Schauspielkollegen. Daraus hätte sich auch eine gesellschaftliche Relevanz ergeben, die über ihre Freundschaft hinausgeht, die Frage nämlich, was Erfolg mit einem macht, wie er Beziehungen verändert, wie sich die eigene Wahrnehmung wandelt, sobald man an einem anderen Ort noch einmal neu anfängt, wie unterschiedlich Länder wie die USA und die BRD am Beispiel der Filmindustrie funktionieren. Ohne diesen Kontext bleibt das Buch hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Potente/Urlacher: Los Angeles – Berlin. Ein Jahr. Herder 2005.
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