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Sachbuchautor über Romane in Berlin. Letzte Veröffentlichung: "Mein Leben als Tennisroman" (Blumenbar). Kolumne "Bad Reading" im Freitag (das meinungsmedium).
1.
Den Namen Andreas Bernard hörte ich zum ersten Mal während des Studiums. „Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ in Kiel, der große Irrtum „neuere“ und „deutsche“. Seminare über Heinrich Heine, Thomas Mann und Peter Handke (die Lehre der Sainte Victoire). Die Rettung war damals noch Presse (also Print). Süddeutsche, Titanic, Tempo – und JETZT, das Jugendmagazin der SZ. Hier schrieben Gleichaltrige - aber millionenmeilenweit entfernt im coolen Party-München (dafür auch immer ein bisschen unter Popperverdacht) - über Gleichaltriges: MTV-Videos, Pop und „Wie sehen Sie denn aus?“. Und wurden gelesen wie Lieblingsautoren. Allein schon die Namen klangen wie von Rainald Goetz ausgedacht: Christian Kracht, Rebecca Casati, Moritz von Uslar, Johanna Adorján, Andreas Bernard. – Merk ich mir alle!
2.
Jahre später durfte ich in Berlin selbst über Pop schreiben, für die taz. Alles von Lou Reed über Simply Red bis U2 („Dorfdisco de luxe“). Thomas Groß lud mich in die Redaktion, auf einen "Sandinisten-Kaffee" in der Kantine. Eine aufgeregte Redakteurin kam uns entgegen: „Ich muss gleich noch Andreas Bernard anrufen!“
3.
2010 schrieb Andreas Bernard dann einen Schlüsselroman über jene Jahre: „VORN“ (Aufbau). Also VORN = JETZT. Vorabdruck in der FAS, Verriss in der FAZ:
Nicht einmal ein müdes Lächeln entlockt Andreas Bernhards Debütroman "Vorn" über seine Zeit als Redakteur des SZ-Jugendmagazins "Jetzt" der Rezensentin Sandra Kerschbaumer. Über die Lebensform einer trendigen Redaktion ist man bereits hinlänglich informiert worden, meint die Rezensentin, die deshalb die minutiösen Aufzeichnungen aus dem Redaktionsalltag, die zudem jegliche kritische Distanz oder Selbstironie vermissen lassen, schlichtweg banal findet. Da kann dann auch die Sinnkrise, die das Alter Ego des Autors ergreift, nichts mehr für den Roman tun, dem es insgesamt an Tiefgang gebricht, wie Kerschbaumer deutlich durchblicken lässt.
4.
Sofort Feuer und Flamme! Sandra Kerschbaumer (Spitzname "Suicide Blonde") kannte ich ja aus Kieler Uni-Zeiten. Wir sollten zusammen ein Referat über Heinrich Heine schreiben ("Die Romantische Schule"). Ich erinner mich noch gut, wie sie mit ihrem Freund Dirk von Petersdorf in der Mensa-Cafeteria saß und meinen Teil so scheiße fand, dass sie darauf bestand, dass wir das Referat getrennt halten. - VORN musste also super sein: ich besorgte mir den Roman sofort, las ihn in einem Rutsch durch und fragte mich dauernd, wer wer war.
5.
Letzten Donnerstag lernte ich Andreas Bernard endlich kennen. Er stellte im Tropen Verlag sein Buch "Laufende Ermittlungen" vor, das auf seiner ZEIT-Magazin-Kolumne mit datensensiblen Alltagsbeobachtungen basiert (s.u.). Andreas las 20 Minuten lang mit seiner angenehmen, ruhigen Stimme vor, die so gut zu seinen Texten passt. Anschließend stellte unser Lektor TM uns einander vor. Wir unterhielten uns über VORN und Autofiktion (er würde den Roman heute gern noch mal schreiben, um sich dabei weniger den realen Figuren verpflichtet zu fühlen), über texanische Punkbands (At the Drive-In!) und ob wir angesichts unserer Knie-Situationen noch gute Fußballer sind (ich lud ihn zum Autonama-Training ein).
6.
Insgesamt also ein super Abend. Es waren so viele Kollegen aus alten JETZT-Tagen gekommen, dass es sich für mich fast wie ein Date mit meiner früheren Jugendmagazin-Begeisterung anfühlte. Außerdem lernten wir Tobias Haberl kennen, den Autor eines sagenhaften Raymond-Pettibon-Interviews, das mich mal vor anderthalb Jahren aus einem tiefen Tal gerissen hatte, als ich im Rahmen einer journalistischen Schreibblockade nicht nur Interviews mit Emmanuel Carrère und Rachel Cusk, sondern auch noch mit ausgerechnet (und hier schließt sich der Kreis zum Unzuverlässigen Tagebuch 1) Heinz Strunk versemmelt hatte, weil mein Diktaphon im Backstage der Volksbühne versagte.
7.
Ein offenbar häufiger, aber komischer Gedanke beim Lesen anderer Autoren: dass etwas so gut ist, dass man sich schämt, selber zu schreiben (zuletzt bei Heinz Strunk über Coetzee und Johanna Adorján über Brodesser-Akner gehört). Bei den "Laufenden Ermittlungen" würde man auf so was nie kommen - und das ist kein kleines Kompliment. Literatur als die Kunstform, in der sich Produktion und Rezeption (Schreiben und Lesen) vielleicht am nächsten stehen. Texte, die so mutig wie Blumfeld auf das Banalste fragen: "Kommst du mit in den Alltag?"
8.
Oder: "Machen ist wie Wollen, nur krasser." (Heinz Strunk)
Quelle: Andreas Bernard Bild: privat zeit.de
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