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Literatur

Krank vor Angst in jedem Sinne

Lena Gorelik
Autorin
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Lena GorelikSonntag, 03.12.2017

Wenn Schriftsteller sich zu politischen und großgesellschaftlichen Entwicklungen äußern, so ist es oft nicht deshalb so interessant, weil sie eine neue, revolutionäre Denkart in die Debatte bringen, oder einen innovativen Lösungsansatz, sondern, weil sie im besten Falle die Gabe haben, bereits Erkanntes so zu benennen, dass es da aufrüttelt, wo man es sich bequem gemacht hat in einem bedauernden Schulterzucken. Dass Russland sich auf einem - auch für andere Länder und das politische Gleichgewicht in der Welt - gefährlichen Alleingang befindet, dass Putin sich mit immer unlauteren Methoden immer mehr auch in die gesellschaftlichen Stimmungen westlicher Länder einmischt, wurde und wird immer wieder beschrieben und aufgedeckt. Sergej Lebedew, ein russischer und in seinem Land alles andere als gern gesehener Autor, hat es auf eine gewaltige Art noch einmal zusammengefasst.

In der Rede, die er bei den Europäischen Literaturtagen in der Wachau hielt, beschreibt er ein Phänomen, das seine dunkle Kraft derzeit überall so deutlich zeigt wie schon lange nicht mehr, nämlich die Angst. Für den sowjetischen Menschen, so Lebedew, war die Angst eine Gewohnheit, die Menschen würden das Sein nicht kennen, außer genauso: Krank vor Angst. Darauf basierten zahlreiche, wenn nicht gar alle Herrschaften in Russland; darauf hat Putin auch die seine aufgebaut. Weshalb den Präsidenten die Aufstände in der Ukraine so eingeschüchtert und ins kriegerische Handeln getrieben hätten, so Lebedew, die Menschen in der Ukraine hätten nämlich gezeigt, was Putin so gerne unter den Teppich kehrt: Dass Angst sich überwinden lässt.

Sergej Lebedew, der in seinen literarischen Ursprüngen nach Spuren der GULAG-Geschichte in seiner Familie suchte, ist seit einigen Jahren in der literarischen Szene in Russland eine persona non grata. Sein letzter Roman „Menschen im August“ konnte in Deutschland früher als in Russland erscheinen, weil er dort vielen Verlagen zu heikel war. Immer wieder äußert sich der Journalist, Essayist, Schriftsteller zu aktuellen politischen Entwicklungen in Russland, macht sich damit in seiner Heimat so unbeliebt wie hierzulande bekannt: Man freut sich immer, wenn die Kritik von innen kommt, weil sie die von außen so gut untermauert. 

Sergej Lebedew ist aber mehr als ein Kritiker Putins; er ist ein begnadeter Wortkünstler, einer, in dessen Sprache sich genau ausgesuchte und auf der Zunge erprobte Worte zu Sätzen zusammenstellen, die ins Mark treffen können. So schafft er es, dem (deutschen wie russischen Leser) Angst zu machen, wenn er jene Angst beschreibt, die die Menschen in Russland herumtreibt, oder die, in die Putin hierzulande investiert; Lebedew spricht dabei von der „Ausbeutung nationalistischer Phobien“.

„Es zerfallen die Moral, die Vorstellungen über Gut und Böse, über Anstand und Unanständigkeit“, schreibt Lebedew über die Stimmung in Russland. Gleichsam werde Geschichtsberichtigung betrieben, ein in Russland nun weit bekanntes Phänomen, das wohl neue Ausmaße annimmt: Derzeit würden Stalin und seine Methoden der Regierung aus der Schublade des Bösen wieder heraus geholt. So würde aus dem „Übel der Vergangenheit wieder das Übel von heute“. Ein politisch wichtiger Text in schöner Sprache bekleidet. 

Krank vor Angst in jedem Sinne

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Kommentare 1
  1. Nutzer gelöscht
    Nutzer gelöscht · vor 7 Jahren

    »Dass Russland sich auf einem - auch für andere Länder und das politische Gleichgewicht in der Welt - gefährlichen Alleingang befindet, dass Putin sich mit immer unlauteren Methoden immer mehr auch in die gesellschaftlichen Stimmungen westlicher Länder einmischt, wurde und wird immer wieder beschrieben und aufgedeckt.«

    Sollte das als Alleinstellungsmerkmal Putinscher beziehungsweise Russischer Politik stehen oder wollten sie damit andeuten, dass Russland mit mit gleicher Münze an den Westen beziehungsweise die USA zurückzahlt? Dann sollten Sie es auch so schreiben.

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