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*1966 in Karl-Marx-Stadt
Studium in Leipzig und Frankfurt am Main
Redakteur bei EDIT und Ostraghege
freier Autor
letzte Veröffentlichungen: Kaiseralbum (Verlagshaus Berlin), Das Modell (Edition Nautilus), Die Rückkehr der Tiere (Verlagshaus Berlin)
"In der Liebe allein ist der Gott, der die Haare auf dem Haupte zählt, Wahrheit und Realität." Ludwig Feuerbach
Während meines Studiums lernte ich aber nicht nur, gefährliche Straßen zu überqueren, sondern auch, dass Philosophie zwar klug macht, aber einem unter bestimmten Umständen auch zu einer gedanklichen Leichtigkeit verhilft, die an die körperliche Gewandtheit eines Trapezturners erinnert.
Einer meiner Professoren war ein äußerst stattlicher Mann. Er wirkte riesig und schwer. Sein Stuhl schien unter ihm zu verschwinden und das Pult, an dem er sich zum Reden aufstellte, wirkte angesichts seiner Statur wie ein Spielzeug. Er war damals, am Anfang der Neunzigerjahre, um die Sechzig und hatte diesen gebückten Denkergang und dazu einen recht melancholischen Gesichtsausdruck, in dem die Verzweiflung eines ganzen Lebens lag.
Den Seminarraum betrat er immer in Begleitung zweier Assistenten. Sie gingen einige Schritte hinter ihm und schienen über ihn zu wachen wie Bodyguards. Beide waren noch jung, so Anfang dreißig, aber sie bemühten sich um jene Haltung und jenen Gesichtsausdruck, die große Gelehrte ausmachen. Wissend nickten sie ins Auditorium und nahmen, wenn sich der Professor gesetzt hatte, zu seiner Rechten und seiner Linken Platz. Allerdings wirkten sie wie Zwerge neben ihrem Herren, sodass sich uns Studenten ein etwas kurioses Ensemble bot, ein wenig wie eine Karikatur auf die Laokoongruppe im Vatikanischen Museum.
Wenn Alfred Schmidt, so hieß der Professor, aber über Ludwig Feuerbach referierte, verlor sich die Schwere seines Gemüts, die Last der Jahre und die seines Leibes. Seine Augen sprühten Funken, und er schien gleichsam über dem Auditorium zu schweben. Ein Mann von hundert Kilo und sechzig Jahren wohlgemerkt; er kam mir wie ein Jüngling vor. Ihm dann zuzuhören, war ein Genuss und das Brausen der Autos, die über die Senckenberganlage jagten, verlor sich in den Gedankenketten, die Alfred Schmitt wie im Rausch in den Raum sprach. Er hatte die Schlangen besiegt.
Ich habe ihm einiges zu verdanken, vor allem die Gewissheit, dass Philosophie keinesfalls die trockene Wissenschaft ist, als die sie gern angesehen wird.
Im Salierverlag ist sein Buch, zur Geschichte des Materialismus, erschienen. Leider musste es Fragment bleiben. Alfred Schmidt ist 2012 verstorben. In diesem Jahr 2021 wäre er 90 Jahre alt geworden.
Ein Mitherausgeber des Buches ist übrigens Klaus-Jürgen Grün, einer der oben erwähnten Assistenten.
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Lieber Jan Kuhlbrodt, ich habe bei Alfred Schmidt promoviert, vor langer Zeit (1977), und ich hätte AS nicht anders beschreiben können als Sie in ihrer so treffenden Physiognomie. Genau so habe ich ihn erlebt. Er war ansteckend, darum ein guter Lehrer. Als ich 2014 meine Übersetzung von Lukrez De rerum natura (bei Galiani und dtv) veröffentlicht habe, habe ich ihm diese Arbeit gewidmet. Das ging gar nicht anders. Leider war er da schon gestorben.
Jedenfalls herzlichen Dank für ihren Beitrag. Klaus Binder