sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Anne Hahn, in Magdeburg geboren, lebt seit 1990 in Berlin. Studium der Kunstgeschichte/Geschichte in Berlin und Florenz. Seit 1999 Porträts, Reportagen und Rezensionen in verschiedenen Medien. Buchveröffentlichungen u.a.: "Satan, kannst du mir nochmal verzeihn - Otze Ehrlich, Schleimkeim und der ganze Rest" (mit Frank Willmann) Ventil Verlag 2008, "Pogo im Bratwurstland: Punk in Thüringen" LzfpB, 2009, „DreiTagebuch“ Roman, „Gegenüber von China“ Roman, beide Ventil Verlag, 2014, "Das Herz des Aals", Roman, Ventil Verlag 2017, "Mitten drin - Fußballfans in Deutschland" BfpB, 2018, "Vereint im Stolz - Fußball, Nation und Identität im postjugoslawischen Raum", BfpB 2021
Ihre Reaktion war, gelinde gesagt, moderat. Innerhalb einer Stunde begann sie, überall leuchtende Farben zu sehen, Farben von einer Intensität, die sie sich nicht hatte träumen lassen, und alle Oberflächen begannen zu flirren, als würden sie von einem Teich gespiegelt, über den der Wind strich, aber das war angenehm, sehr angenehm und außerdem unvergleichlich schön.
Eine junge Laborantin der Sandoz-Arzneimittelwerke in Basel nimmt im Frühjahr 1943 zum ersten Mal LSD. So wird erst später heißen, was ihr Chef, der Schweizer Chemiker Albert Hofmann aus dem Getreidepilz Mutterkorn extrahiert. Mit diesem ersten Kapitel, welches aus Sicht der Laborantin geschrieben ist, eröffnet T. C. Boyle seinen Roman Das Licht und dessen Thema – psychedelische Substanzen. Nach 40 Seiten ist die Geschichte des "Bicycle-Days" erzählt, die Laborantin Susi Ramstein in die Ehe entlassen und wir springen in das Jahr 1962, nach Cambridge, USA, in das Universitätsreich Timothy (Tim) Learys.
Das Psilocybin-Projekt war eines der Langzeitobjekte des Zentrums für Persönlichkeitsforschung. Tim hatte es kurz nach seiner Rückkehr aus Mexiko vor zwei Jahren begonnen und in dieser Zeit mit Dick Alpert Daten von mehr als vierhundert Versuchspersonen gesammelt, nicht nur von Studenten und Dozenten, sondern auch von Dichtern, Intellektuellen und Musikern wie Allen Ginsberg, Aldous Huxley...
Ich fand das Buch vor einem Hauseingang, fasziniert vom farbspektralflimmernden Cover des im letzten Jahr erschienenen Taschenbuches. T. C. Boyle habe ich in den Neunzigern viel gelesen, zuletzt América, das mir thematisch sehr nahe ging (zeitgleich zog ich mit meiner kleinen Familie in eine Wohngenossenschaft in Berlin-Mitte und hegte Zweifel, ob eine Gemeinschaft mit selbstgeschaffenen Regeln, Ein- und Ausgrenzungen das Richtige für uns sei. Ist es; man kann sie weitgehend mitgestalten).
Und er hatte das Concord-Prison-Experiment durchgeführt, bei dem er mit seinen Mitarbeitern Gefängnisinsassen Psilocybin verabreicht hatte, um sie umzuprägen und die Rückfallquote zu senken. Es war ein radikaler Ansatz und hatte sich – jedenfalls nach Auskunft des Wachpersonals und der Häftlinge durchaus gelohnt ...
Der ungemein produktive und selbst den Drogen zugeneigte Autor beschreibt auf 379 Seiten, wie sich eine Gruppe von Studenten und Dozenten um Tim schart, mit ihm regelmäßig Sessions veranstaltet, LSD konsumiert und wie nach zwei sommerlichen Mexiko-Abstechern die ganze Truppe schließlich ein Haus in Millbrook (Bundesstaat New York) bezieht. Erzählt wird aus der Sicht des Langzeitstudenten Fitz und seiner Frau Joanie, beide geben sich dem Sog und Reiz des Psilocybin und der freien Liebe innerhalb der Gruppe hin, bis Joanie die Nase voll hat und das in Schulden und Polizeiüberwachung versinkende Haus mit dem gemeinsamen, halbwüchsigen Sohn verlässt. Und warum das alles?
Das Gelächter erstarb nach und nach, jeder sah nach innen und tauchte in sich ein. Es war, als würde man immer tiefer hinuntergedrückt, und alles, woran Fitz denken konnte – alles, was er sah –, war der Grund des Sees, in den er in seiner Kindheit vom Sprungbrett gesprungen war ... doch jetzt war da unten nicht Schlamm, sondern eine glitzernde, goldene Stadt ...
Während die FAZ den 17. Roman T. C. Boyles als wieder mal geglückt feiert, schließe ich mich der Kritik Christoph Schröders im DLF an. Keine/r der Kommunard*innen (Vorsicht Spoiler!) sieht das Licht – ihr freizügiger Umgang mit Eigentum und Sexualität führt alle an die Grenzen des Tolerierbaren und das Geld ist futsch. Unterhaltsam, aber wenig nachhallend. Das wird es wohl wieder gewesen sein mit T. C. Boyle und mir. Christoph Schröder schreibt:
„Das Licht“ ist ein brav chronologisch erzählter, auch sprachlich ungemein konventionell gehaltener Roman. Für die Rauschzustände, die Entgrenzungsfantasien, die Horrortrips und Extremausschläge der Droge findet Boyle eine angesichts seiner Versiertheit erstaunlich matte, leblose und assoziationsarme Sprache. Miró und Picasso als Gewährsmänner für die Auflösung von Formen anzuführen, ist nun auch nicht eben ein sonderlich origineller Einfall.
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Literatur als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Liebe Anne, wir haben ähnliche Lesevorlieben. Am 19.5.21 habe ich, ebenfalls angeregt von dem wahnsinnigen Cover, über "Das Licht" geschrieben. Schöne Grüsse, Sabine