Der tödliche Angriff auf Malte C. in Münster, der brutale Angriff auf ein trans Mädchen in Herne, Faustschläge in Bremen: Es wird zunehmend gefährlich für trans Menschen, also Personen, die sich dem Geschlecht nicht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde. Doch woher kommt der Hass? Seit Transsein in der Öffentlichkeit prominent stattfindet, etwa übers Gendern, Unisex-Toiletten oder auch im Bundestag, wächst auch das Unbehagen in weiten Teilen der Gesellschaft. Es ist ein Unbehagen, das von bestimmten rechts-konservativen Kreisen gezielt befeuert wird, über zumeist krude Theorien zur Biologie der Geschlechter. Denn längst taugen die alten Feindbilder von Homosexuellen in der Öffentlichkeit nicht mehr, um in der Mitte der Gesellschaft Gehör zu finden.

Im Beitrag vom rbb werden verschiedene Stimmen aus der Wissenschaft zum Thema gehört, sowohl positive als auch negative. Der Bericht ist sehenswert, besonders spannend sind aber die Stellungnahmen, die die Sendung Kontraste unter dem Artikel schreiben musste, um sich mit der vielen Kritik auseinanderzusetzen. Das zeigt deutlich, wie weit der Weg noch ist, bis Transpersonen anerkannt werden. Das Thema bewegt die Gemüter sehr, die Ablehnung ist groß.

Wie absurd sich diese gestalten kann, ließ sich in den USA beobachten, wo Caitlyn Jenner, eine Transfrau, die geschlechtsangleichende Operationen hinter sich hat, über eine Transfrau ganz am Anfang ihrer Transition herfiel. Nach folgendem tweet einer republikanischen Anti-LGBTQ Senatorin:

Dylan Mulvaney, Joe Biden, and radical left-wing lunatics want to make this absurdity normal

stimmte Jenner dieser zu:

Marsha Blackburn thank you for speaking out and having a backbone – one of the best senators we have,” Jenner chimed in. “Let’s not ‘normalize’ any of what this person is doing. This is absurdity!

In der darauffolgenden Diskussion misgenderte Jenner Dylan und äußerte sich respektlos über sie. Nach einer verlorenen Wahl als republikanische Senatorin mag das Jenners Weg sein, sich bei ihrer Partei beliebt zu machen, doch sie hat viel Kritik bekommen, warum sie als Transfrau transphobe Meinungen verbreitet.

Immer wieder sind folgende Argumente zu lesen, warum Aktivistinnen wie Dylan Mulvaney gefährlich seien:

Childcare experts are concerned that Mulvaney may also have a negative effect on young, impressionable kids.
‘They’re called social media influencers because they influence people,’ said Lisa Marchiano, a clinician with the Gender Exploratory Therapy Association, a group of therapists.
‘It’s very concerning to see social media influencers get this kind of attention, being asked to visit the White House, celebrated and valorized without any critical appraisal or explanation or alternative viewpoints — and that could affect people.’ 

Wie schwer und beängstigend der Weg einer Transperson ist, lässt sich im Zeit Artikel vom Juni 2022 lesen. Dort wird Ellas Transition von dem Moment, als sie als 12-jährige entschied, ab jetzt als Mädchen zu leben bis zu dem Moment, als mit 19 ihre geschlechtsangleichende Operation durchgeführt wurde.

In dem sehr ausführlichen Artikel wird genau erzählt, was eine Transperson alles durchmachen muss, um so leben zu können, wie sie es sich wünscht. Pubertätsblocker, gegengeschlechtliche Hormone, Psychotherapie, Gutachten, immer wieder Arztbesuche. Sicher nichts, was sich ein junger Mensch antut, weil ein*e Influencer*in aus dem Internet das Thema Transsein offen anspricht und darüber aufklärt.