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Kurator'in für: Fundstücke Liebe, Sex und Wir Kopf und Körper
Theresa Bäuerlein schreibt am liebsten über die Hintergründe gesellschaftlicher Phänomene für verschiedene deutsche Medien. Themen, die sie dabei immer wieder faszinieren, sind Liebe und Sex mitsamt der dazugehörigen Industrie und Ernährungsfragen. Genau so gerne gräbt sie sich aber in jedes andere Thema ein, das ihren Kopf zum Surren bringt.
Manche Urologen vergleichen die Vulva mit "einer kleinen Stadt im Mittleren Westen", sagt Dr. Irwin Goldstein, Urologe und Pionier auf dem Gebiet der Sexualmedizin. Auf dem Weg zu ihrem Ziel, dem Gebärmutterhals und der Gebärmutter, gehen die Ärzte in der Regel an ihr vorbei und schauen kaum auf. Dort findet das eigentliche medizinische Geschehen statt: Ultraschall, Pap-Abstriche, Einsetzen von Spiralen, Geburten.
Wenn die Vulva als Ganzes eine unterschätzte Stadt ist, dann ist die Klitoris eine Bar am Straßenrand: wenig bekannt, selten beachtet, wahrscheinlich am besten gemieden.
„Sie wird von so ziemlich jedem ignoriert. Es gibt keine medizinische Gemeinschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, wie man Erkrankungen der Vulva erforscht, diagnostiziert und behandelt.“
Das sagt Dr. Rachel Rubin, Urologin und Spezialistin für sexuelle Gesundheit und eine der zahlreichen Gesprächspartnerinnen von New York Times-Autorin Rachel E. Gross für diesen tollen Artikel. Rubin lernte erst nach einer Weiterbildung im Anschluss an ihr Medizinstudium, dass die Klitoris kein kleiner Knopf ist. Ihre Struktur geht noch weit in die Tiefe, reicht bis ins Becken und umschließt die Vagina. Eine Studie, die 2018 in der Zeitschrift Sexual Medicine erschienen, an der Rubin als Autorin beteiligt war, legt nahe, dass die Klitoris regelmäßig untersucht werden sollte, weil sonst sexuelle Probleme übersehen werden, wie Irritationen, Schmerzen, weniger Genuss beim Sex. Die meisten Anbieter, schreiben die Autor:innen, wissen aber "weder, wie man die Klitoris untersucht, noch fühlen sie sich damit wohl".
Das kann allen Menschen mit Vulva schaden. Es gibt dokumentierte Verletzungen der Klitoris bei Eingriffen wie Beckenbodennetzen, Dammschnitten während der Geburt und sogar bei Hüftoperationen. Auch bei den immer beliebteren Verkleinerungen der inneren Schamlippen.
Warum wissen wir nicht mehr über die Klitoris? Für Dr. Rubin ist der Grund einfach:
Die Klitoris ist eng mit der weiblichen Lust und dem Orgasmus verknüpft. Bis vor kurzem war das gesundheitlich nicht wichtig und galt nicht als geeigneter medizinischer Forschungsbereich.
Sogar in der Urologie, wo die sexuelle Lust und der Orgasmus von Männern als integraler Bestandteil gilt, wird die sexuelle Gesundheit der Frau eher als Hysterie und psychosoziale Angelegenheit betrachtet, nicht als echte Medizin, meint Rubin.
Im Gegensatz dazu ist Viagra eines der lukrativsten pharmazeutischen Medikamente der letzten Jahrzehnte, das Pfizer seit seiner Einführung im Jahr 1998 zig Milliarden Dollar eingebracht hat.
Quelle: Rachel E. Gross Bild: Ina Jang EN www.nytimes.com
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Sorry, aber der Begriff „Menschen mit Vulva“ ist nicht nur bescheuert, sondern menschenverachtend: Er reduziert die Personen auf einen Körperteil und negiert den Rest! Hier werden beim Versuch, auch noch die kleinste Minderheit sprachlich angeblich nicht auszuschließen, Sprache und Menschen verhunzt.