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Die halbe Welt hat eine Klitoris, warum wird sie kaum erforscht?

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinSonntag, 23.10.2022
Manche Urologen vergleichen die Vulva mit "einer kleinen Stadt im Mittleren Westen", sagt Dr. Irwin Goldstein, Urologe und Pionier auf dem Gebiet der Sexualmedizin. Auf dem Weg zu ihrem Ziel, dem Gebärmutterhals und der Gebärmutter, gehen die Ärzte in der Regel an ihr vorbei und schauen kaum auf. Dort findet das eigentliche medizinische Geschehen statt: Ultraschall, Pap-Abstriche, Einsetzen von Spiralen, Geburten.

Wenn die Vulva als Ganzes eine unterschätzte Stadt ist, dann ist die Klitoris eine Bar am Straßenrand: wenig bekannt, selten beachtet, wahrscheinlich am besten gemieden. 

„Sie wird von so ziemlich jedem ignoriert. Es gibt keine medizinische Gemeinschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, wie man Erkrankungen der Vulva erforscht, diagnostiziert und behandelt.“

Das sagt Dr. Rachel Rubin, Urologin und Spezialistin für sexuelle Gesundheit und eine der zahlreichen Gesprächspartnerinnen von New York Times-Autorin Rachel E. Gross für diesen tollen Artikel. Rubin lernte erst nach einer Weiterbildung im Anschluss an ihr Medizinstudium, dass die Klitoris kein kleiner Knopf ist. Ihre Struktur geht noch weit in die Tiefe, reicht bis ins Becken und umschließt die Vagina. Eine Studie, die 2018 in der Zeitschrift Sexual Medicine erschienen, an der Rubin als Autorin beteiligt war, legt nahe, dass die Klitoris regelmäßig untersucht werden sollte, weil sonst sexuelle Probleme übersehen werden, wie Irritationen, Schmerzen, weniger Genuss beim Sex. Die meisten Anbieter, schreiben die Autor:innen, wissen aber "weder, wie man die Klitoris untersucht, noch fühlen sie sich damit wohl".

Das kann allen Menschen mit Vulva schaden. Es gibt dokumentierte Verletzungen der Klitoris bei Eingriffen wie Beckenbodennetzen, Dammschnitten während der Geburt und sogar bei Hüftoperationen. Auch bei den immer beliebteren Verkleinerungen der inneren Schamlippen.

Warum wissen wir nicht mehr über die Klitoris? Für Dr. Rubin ist der Grund einfach:

Die Klitoris ist eng mit der weiblichen Lust und dem Orgasmus verknüpft. Bis vor kurzem war das gesundheitlich nicht wichtig und galt nicht als geeigneter medizinischer Forschungsbereich.

Sogar in der Urologie, wo die sexuelle Lust und der Orgasmus von Männern als integraler Bestandteil gilt, wird die sexuelle Gesundheit der Frau eher als Hysterie und psychosoziale Angelegenheit betrachtet, nicht als echte Medizin, meint Rubin.

Im Gegensatz dazu ist Viagra eines der lukrativsten pharmazeutischen Medikamente der letzten Jahrzehnte, das Pfizer seit seiner Einführung im Jahr 1998 zig Milliarden Dollar eingebracht hat.


Die halbe Welt hat eine Klitoris, warum wird sie kaum erforscht?

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Kommentare 7
  1. Josef König
    Josef König · vor 2 Jahren

    Sorry, aber der Begriff „Menschen mit Vulva“ ist nicht nur bescheuert, sondern menschenverachtend: Er reduziert die Personen auf einen Körperteil und negiert den Rest! Hier werden beim Versuch, auch noch die kleinste Minderheit sprachlich angeblich nicht auszuschließen, Sprache und Menschen verhunzt.

    1. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      Findest du die Bezeichnung „Menschen mit braunen Haaren“ auch menschenverachtend? Es geht ja um ein körperliches Merkmal, das in diesem Zusammenhang für eine bestimmte Gruppe Menschen relevant ist, die es haben. Ich glaube, „Vulva“ ist emotional bloß viel aufgeladener. „Mensch mit Vulva“ ist für mich eigentlich neutral und respektvoll, mehr, als wenn ich gezwungen werde, mich „Frau“ zu nennen. Das betrifft also nicht nur eine kleine Gruppe von Menschen…

    2. Josef König
      Josef König · vor 2 Jahren

      @Theresa Bäuerlein Der Vergleich mit den braunen Haaren ist nun wirklich an denn Haaren herbeigezogen und so deplatziert, dass ich nicht darauf eingehe. Aber vielleich erkundigst Du Dich im Denken der weit überwiegend großen Mehrheit der Frauen, was sie vom Ausdruck „Menschen mit Vulva“ halten.

    3. Theresa Bäuerlein
      Theresa Bäuerlein · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Josef König Lass uns einen Deal machen: Wir erkundigen uns beide.

    4. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor 2 Jahren · bearbeitet vor 2 Jahren

      @Josef König Der Vergleich ist sehr wohl zutreffend. Dass 'Menschen mit Vulva/Penis" Ihnen so negativ aufstößt, hat wohl leider eher mit der unsäglich aufgeladenen Genderdiskussion zu tun als mit der von Ihnen genannten 'Reduzierung' auf ein Organ (was ja medizinisch total gängig und üblich ist von wegen "die Niere von Zimmer 12 etc.). und schließlich gibt es - ganz außerhalb der TransdiskussIon - auch Menschen mit vulva, die keine Frauen sind - sondern Kinder, Mädchen. Der abstraktere Begriff ist also umfassender.

    5. Josef König
      Josef König · vor 2 Jahren

      @Cornelia Gliem Wir sind nicht im Krankenhaus, so dass wir von der „Niere vom Zimmer 12“ sprechen, sondern in einem vergleichsweise normalen Alltagsgespräch. Und da finde ich sehr wohl die Ausdrücke „Frauen“ und „Mädchen“ passender als den vermeintlich „abstrakten“ Begriff, der alles andere als neutral ist, sondern sich in eine ideologisch überaus aufgeladene Diskussion fügt, die glaubt, die Gesellschaft ändern zu können, indem sie ihr einen anderen Sprachgebrauch aufzwingt.
      Da es in dieser Diskussion unterschwellig auch um Transfrauen geht, stellt sich mir die schlichte Frage, woher diese Personen wissen können, dass sie wirklich „Frauen“ sind, wenn sie weder Vulva noch Brüste haben? Erst das Verfügen über diese Organe macht gerade die Erfahrung von „Leiblichkeit“ aus, die zur Ganzheitlichkeit der Person und ihrer Identität gehört.

    6. Cornelia Gliem
      Cornelia Gliem · vor 2 Jahren

      @Josef König Nein wir sind nicht in einem Alltagsgespräch, wir kommentieren einen Kommentar zu einem Artikel über einen Sachtext der medizinische Themen behandelt.

      und zur Leiblichkeit von Transpersonen möchte ich jetzt hier keine große Diskussion beginnen, die - für mich - längst geklärt ist und für Sie offensichtlich. .. auch.
      Allerdings anmerken muss ich, dass "Personen mit Vulva" gerade nicht Transfrauen meint, sondern dass es dann um TransMänner ginge (=da diese eine Vulva haben bzw. hatten).

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