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Liebe, Sex und Wir

Wir müssen über Zwangsadoptionen sprechen – und auch in Bayern aufarbeiten

Natalie Mayroth
Journalistin & Kulturwissenschaftlerin
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Natalie MayrothDonnerstag, 28.06.2018

Erst vor ein paar Jahren wurde von Zwangsadoptionen im großen Stil in Spanien der Franko-Ära bekannt (gepiqte Reportage). Erschreckende Berichte aus Irland erreichten uns, von Grausamkeiten, die unverheirateten Frauen und ihren Kindern in Obhut der Kirche angetan wurden. Länder, die zwar nicht fern, aber entfernt sind. Doch auch Deutschland hat aufzuarbeiten. Genauer gesagt: das katholische Bayern. An illegale Praktiken in Entbindungsheimen in den 70er-Jahren erinnern Christiane Hawranek und Nadine Ahr. Hawranek, die bereits über Misshandlungen von Kindern mit geistiger Behinderung in Bayern recherchierte, hat sich erneut ein Thema vorgenommen, das an Menschlichkeit zweifeln lässt. 

Die Journalistinnen lassen in diesem Stück Ursula Drenda zu Wort kommen, die im Waisenhaus aufwuchs und 1969 ein Kind von einem verheirateten erwartete. Doch im Heim für 'gefallene Mädchen', wurde sie erpresst, ihre Tochter abzugeben. 

Im Januar 1970 kommt Ursula Drendas Mädchen zur Welt. Nur fünf Tage hat sie das Baby bei sich. Dann habe die Hebamme ihr einen Zettel hingehalten, so erinnert sie sich: "Entweder, Sie unterschreiben, dass Sie das Kind zur Adoption freigeben oder Sie zahlen die ganzen Entbindungskosten." Laut Hebamme 3.400 DM. Ursula Drenda weiß damals nicht, dass normalerweise die Krankenkasse die Entbindung zahlt oder das Sozialamt.

Es ist eine Recherche, die noch nicht zu Ende ist. Die Aktenlage ist schwierig, und Beteiligte sind zum Teil schon verstorben. 27 solcher Entbindungsheime gab es alleine in Bayern, die bis zu den 1980ern in Betrieb waren und bei denen nicht alles mit 'rechten Dingen gelaufen' ist. Eine Aufarbeitung, die nun hoffentlich weitergeht. Denn nicht alle Mütter und Kinder konnten aufgrund von Eigeninitiative, wie sie die leibliche Tochter von Ursula Drenda aufbrachte, wieder zusammenfinden. 

Wir müssen über Zwangsadoptionen sprechen – und auch in Bayern aufarbeiten

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