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Liebe, Sex und Wir

Frauen, Kinder, Familie und das organisierte Verbrechen

Antje Schrupp
Politikwissenschaftlerin, Journalistin
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Antje SchruppMittwoch, 20.09.2017

Das organisierte Verbrechen baut strukturell auf die Familienehre, es ist ein wesentlich patriarchales System. Das stimmt für die italienische Mafia oder Camorra genauso wie für libanesische oder kurdische Clans in Berlin, von denen neuerdings häufiger die Rede ist. Die Macht der Bosse gründet sich dabei nicht nur auf ihr Geschick beim Organisieren von Verbrechen, sondern auch auf ihre Position als Alphamänner, als Patriarchen an der Spitze. Ihre Macht entfalten sie nicht über formale Regeln, sondern über informelle Beziehungen und Blutsverwandtschaft.

Dazu gehört ganz wesentlich, dass sie ihre Frauen und Kinder im Griff haben. Umso interessanter ist deshalb ein Trend, der zurzeit in Italien von sich reden macht: Immer mehr Ehefrauen, Schwestern und Töchter von Mafiabossen versuchen offenbar, auszusteigen. Sie wollen das System nicht länger mittragen, sie wollen den kriminellen Männern in ihrer Familie nicht mehr zuarbeiten. Und, ein ebenfalls wichtiger Aspekt: Sie wollen verhindern, dass ihre Söhne ebenfalls Verbrecher werden. Deshalb ziehen sie weg, verlassen die Familie. Sie gehen damit ein großes Risiko für Leib und Leben ein. Sie sind permanent auf der Flucht, und immer wieder kommt es vor, dass jemand sie aufspürt und zur Rettung der "Familienehre" ermordet. 

Staatliche Schutzprogramme, wie sie für Kronzeugen oder Mafia-Opfer existieren, gibt es für diese Frauen nicht - denn was sie tun, gilt in alter patriarchaler Rechtslogik als "Privatsache", als Familienangelegenheit, die den Staat nichts angeht. Ein trauriger Sachverhalt und ein wichtiger Aspekt bei der Verbrechensbekämpfung. Das Thema sollte auch in Deutschland mehr Beachtung finden, wenn uns daran gelegen ist, der organisierten Clan-Kriminalität wirklich etwas entgegen zu setzen.

Frauen, Kinder, Familie und das organisierte Verbrechen

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Kommentare 1
  1. Barbara Streidl
    Barbara Streidl · vor 7 Jahren

    Huah, da denke ich dann gleich an all die Frauenverachtung in "Sopranos". Und dass Mrs. Soprano trotzdem immer Ziti für alle gekocht hat und erzkatholisch war.

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