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Ein Männerrechtler schreibt, warum er sich geirrt hat

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
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Theresa BäuerleinSonntag, 17.06.2018

Edwin Hodge war 22, als er in einem Buchladen den Titel "Spreading Misandry" entdeckte. Misandrie bedeutet Männerhass. Hodge wusste nicht, was damit gemeint war, aber der Titel zog ihn an. Das Buch war für ihn eine Offenbarung: Er fand darin eine Beschreibung davon, wie Männer gesellschaftlich unterdrückt wurden. Wie sie im Fernsehen gezeigt werden – als biertrinkende Deppen, deren kluge Frauen sie kaum ertragen können. Wie ihnen im wesentlichen zwei Gefühle erlaubt werden – Wut und Freude, selten auch mal Trauer, wenn ihr Lieblingsteam verliert. Und wie überhaupt der weiße, heterosexuelle Mann dämonisiert wurde, weil er die letzte gesellschaftliche Gruppe ist, über die man sich noch lustig machen darf.

Hodge, ein verunsicherter junger Mann mit Hang zu Depressionen, saugte das alles auf wie ein Schwamm und wandelte sich zum Männerrechtler, bezeichnete sich dabei selbst aber als egalitär ("Ich bin weder Feminist noch Männerrechtler, mir geht es um Gerechtigkeit"). Er fing an, Soziologie-Seminare an der Uni zu meiden, weil darin oft patriarchalische Strukturen diskutiert wurden. "I don’t oppress women. Why am I being attacked? Why am I the victim in this new feminist order?", fragte er sich. 

  Es dauerte Jahre, bis ihm klar wurde, dass die Probleme der Männer, die ihn so sehr aufregten, kein Ergebnis der "neuen feministischen Ordnung" waren, sondern im Feminismus aufgezeigt und beschrieben wurden – als negative Folge patriarchalischer Strukturen für beide Geschlechter. 

Every time I look back at the men’s rights movement, all I see is negativity, rage, hate, bitterness and fear. But I don’t feel ashamed of my time in it. I don’t even know that I regret it, because without it, I might not have ended up where I am now. It turned me on to the study of men, and eventually to feminism.
Ein Männerrechtler schreibt, warum er sich geirrt hat

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