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Kurator'in für: Fundstücke Feminismen Liebe, Sex und Wir
Natalie Mayroth is a German-Iranian author who graduated from Ludwig-Maximilian University Munich with a Master in Cultural Studies, Iranian Studies & Sociology. She works in South Asia and Germany for different publications like taz.die tageszeitung, Wochenzeitung, or VICE. In her writings, she focuses on subculture, media, women, and social issues. Natalie is a fellow of the Health Security Grant 2021/22, Development Journalism Grant by EJC with taz 2020, the International Media Fellowship by Press Club of Hannover 2019, Media Ambassadors India-Germany scholarship 2017, and China-Germany 2016.
Ich habe früher oft erlebt, wie die 'Jungen' von spannenden Jobs ferngehalten wurden, bis nun langsam auch Deutschland der Fachkräftemangel erreicht und demnächst die Babyboomer in großer Zahlen in Rente gehen. Es wird immer deutlicher, dass es in Deutschland viele Fehlplanungen gab, wie beispielsweise im Lehrerstand oder im öffentlichen Dienst.
Was sich aber auch als Phänomen in der Gesellschaft bemerkbar macht ist, dass:
Etwa 15 Prozent aller Anfragen an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes betreffen das Thema Altersdiskriminierung. Wir haben aber kaum Debatten darüber. In anderen Ländern wird dagegen über das Thema unter dem Begriff „Ageismus“ seit Jahren geforscht. Das brauchen wir auch in Deutschland. Denn wir haben hier über 18 Millionen Menschen, die über 60 Jahre sind – und laut unserer Studie in Teilen ganz eindeutig von Altersdiskriminierung betroffen sind,
sagt die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman. Sie spricht im Interview mit der Apothekenumschau über unbewusste Vorurteile gegenüber dem Alter. Und man kann sich da auch sehr schnell selbst ertappen. Es lohnt sich, sich darüber mehr Gedanken zu machen. Warum sollte eine Person ab 50 Jahren in Deutschland als schwer vermittelbar gelten? Oder aufgrund seines Alters Probleme auf dem Wohnungsmarkt oder bei der Beschaffung einer Kreditkarte haben?
Ich frage mich aber auch: Reden wir hier zum Teil von einer Generation/Generationen, die das Land sehr lange in der Hand hatte/n – und nicht aus der Hand geben wollte/n? An der heute eher negativen Sicht auf das Alter wird sich dadurch aber nichts ändern. Und jünger werden wir auch nicht.Quelle: Ferda Ataman im Interview mit Jana Lapper, Ali Vahid Roodsari Bild: dpa www.apotheken-umschau.de
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Ich finde wir sollten genau hinschauen was “Diskriminierung” ist.
Laut Fr. Ayanna: “Konkret bedeutet Altersdiskriminierung, wenn Menschen ohne einen sachlichen Grund nur wegen ihres Alters im Job oder bei Alltagsgeschäften benachteiligt werden.”
Ok, also zB wenn eine ältere Person “Ohne sachlichen Grund” den Job nicht kriegt.
Man sollte nicht vergessen, dass jemanden einzustellen aus Unternehmenssicht eine Investition ist. Die Person muss angelernt werden, etc.. Der Return on Invest ist höher, wenn die Person danach 20 Jahre für das Unternehmen arbeitet, als wenn sie nach 10 Jahren in Ruhestand geht. Das ist ein ökonomisch nachvollziehbarer Grund und - laut Definition oben - keine Diskriminierung.
Vllt ist die ROI Rechnung nicht richtig (wertet die Erfahrung des Menschen zu niedrig, etc.), aber dann muss man eben da ansetzen & nicht beim Gesetz. Die Lösungsansätze sind andere.
Außerdem finde ich wichtig zu differenzieren, weil das sonst (zu Recht) Backlash auslöst. „Ok Boomer, du findest es also beides gleichermaßen diskriminierend?
1. wenn du mit 60 den Job nicht kriegst weil du älter bist als der andere
2 wenn ich genauso gute Arbeit leiste wie mein männlicher Kollege, aber bei der Beförderung übergangen wurde nur weil ich eine Frau bin
Nein, das ist nicht das gleiche.
Als weiblicher Mensch war mein gesamtes Leben von Diskriminierungen geprägt, in allen Lebensphasen jedoch mit unterschiedlichen Ausprägungen, je nach Herkunft, Ausbildung und Beruf, aber im Alter auf spezielle Weise.
… Da in unserer Gesellschaft primär leistungsorientierte Skalen angelegt werden, sind die medialen Bewertungen von älteren Menschen kaum angemessen. Es fehlen objektive Bezugsrahmen und vor allem Kenntnisse. Medien reflektieren relativ hilfslos nach intransparenten Kriterien. Der Artikel in der Apotheken Umschau ist schon okay, fokussiert jedoch auf den beruflichen Kontext.
… Diskriminierung älterer Menschen ist jedoch in allen Lebensbereichen auch außerhalb von beruflichen Kontexten alltäglich und vor allem durch fehlende Wertschätzung der älteren Menschen und ihrer Lebensinteressen geprägt. Das trifft auf beide Geschlechter zu, jedoch in unterschiedlicher Weise.
Das Älterwerden und Altern sind wie Kindheit und Jugend Durchgangsphasen des Lebens mit speziellen Bedürfnissen. Unsere westlichen Gesellschaften stellen zwar soziale Sicherungssysteme für eine wirtschaftliche Absicherung im Alter zur Verfügung, die jedoch zwingend an beitragspflichtige Beschäftigung gebunden sind, und deshalb nicht alle sozialen Gruppen der Gesellschaft ausreichend berücksichtigen.
… Ein anderer Bereich, in dem ältere und alte Frauen diskriminiert werden, ist die öffentliche sozusagen außerhäusliche Sphäre. Besonders in der dunklen Jahreszeit ist die Verkehrssicherheit für Fußgängerinnen durch unzureichende Beleuchtungen von Gehwegen und Stolperstellen auf viele öffentlichen Wegen nicht sichergestellt. Aber auch bei Tageslicht berücksichtigt die zeitliche Taktung von Ampelanlagen (zB Durchgangsverkehr) das Gehtempo von Älteren in den allermeisten Fällen nicht, geschweige denn das Tempo von Gehbehinderten oder Menschen mit Kinderwagen oder Rollator.
… Als letzten Bereich möchte ich die elektronischen Medien und deren fehlende Inklusivität gegenüber älteren Personen nennen. Die Sehkraft nimmt bekanntlich sehr früh im Leben schon ab. Deshalb sind geeignete (und schicke) Brillen seit langem ein Segen für alle.
Leider sind jedoch diejenigen, die schicke Schriftbilder, Graphiken und kunstvolle Webdesigns (konstrastschwach Typos, unruhige Bildgebungen, unstrukturierte Layouts) entwickeln, noch zu jung um zu realisieren, dass sie nicht für alle ein Gewinn oder eine Freude sind, wenn sie den Zugang zu wichtigen Informationen behindern. Das hat manchmal schon die Gleichstellung der Exklusion von Älteren mit sehbeschränkten bzw. blinden Menschen zur Folge.
… Lange Rede, kurzer Sinn. Ageism oder deutsch: Ageismus ist beschämend für unsere Gesellschaft. Kern dessen ist die fehlende Wertschätzung von Lebensleistungen, die jenseits rein beruflicher Dimensionen liegen.
Wertschätzung von Kindheit und Jugend sind leichter, weil Kinder und Jugendliche die Zukunft und die Hoffnung repräsentieren.
Wertschätzung für Ältere und Alte darf nicht nur wirtschaftlich determiniert bleiben, sondern muss die Vorteile eines langen Lebens in den Vordergrund stellen. Welche sind die „Lessons learned“, wie kann Glück gelingen, wie können Erfahrungen zu Wachstum und Reife führen, kann man sich auf das Älterwerden und Altern freuen?
Irgendwie scheinen in Deutschland alle Menschen diskriminiert zu werden …..
Super IV! Danke.
...ich habe es schon viel früher erlebt, also etwa ab 50, dass man im digital-unternehmerischen Kontext, auf Konferenzen und Messen, als "alter weißer Mann" nicht mehr so ganz ernst genommen wird, bzw. einem ein entsprechendes Misstrauen entgegengebracht wird. Kann das auch nachvollziehen und ich will ganz sicher nicht von Diskriminierung sprechen. Aber Vorurteile sind halt immer eher so ungeil und persönlich unangenehm ist es auch. Unabhängig von meiner Person: bei Digitalisierung und anderen Change Prozessen sind Ältere einfach im Vorteil, weil sie erlebt haben, wie es vorher war. Der Mehrwert einer offenen Kollaboration zwischen den Generationen liegt auf der Hand: die einen haben "natürlich" mehr Erfahrung, wie die anderen "natürlich" mehr Kraft.