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"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.
Dieses Interview mit Maja Göpel, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), wurde geführt, als noch nicht absehbar war, wie das Coronavirus die Welt durcheinander wirbeln würde. Damit verliert aber nichts vom Besprochenen seine Aktualität, eher im Gegenteil.
Gefragt nach der größten Lüge in der Klimapolitik, sagt Göpel:
Dieses Denken vom Wachstum hier, überall und in jeder Bevölkerungsgruppe, beruht darauf, dass es als politisch nicht durchsetzbar oder auch nur denkbar gilt, dass jemand etwas von dem wieder abgibt, was er oder sie schon hat. Das ist für mich die allergrößte Lüge in der gesamten Nachhaltigkeitsdebatte, die heilige Kuh, die sich auch in den internationalen Deklarationen so findet: Alle müssen immer mehr bekommen – die ärmeren Leute dann eben verhältnismäßig schneller. Nie wird infrage gestellt, wie sich Menschen denn eigentlich sicher versorgt fühlen. Aber das Unsicherheitsgefühl wird immer mit so einer Rhetorik von »es wäre dann schlechter als heute« angeworfen.
Wie diese Abwärtsspirale stoppen?
Ich bin da bei einem Dreiklang angekommen. Einerseits hat die Nachhaltigkeitsforschung es soweit hinbekommen, dass die Menschen langsam doch einsehen: Es gibt so etwas wie die Grenzen des Wachstums, des Planeten und an Ressourcen. Daraus folgt die Frage: Haben wir denn genug? Da spielt rein, dass sich das Geopolitische neu formiert, also welches Land hat Zugriff auf welche Ressourcen? Die nächste Frage ist dann: Werden wir genug teilen? Da ist der Glauben an die rein individualistische Kultur fatal, dieses »jeder ist nur für sich selbst verantwortlich und jeder ist nun mal egoistisch, jeder ist nun mal gierig und deshalb haben wir eben auch überall Märkte geschaffen, weil das das einzige Instrument ist, was das ein bisschen einhegen kann«. Dadurch haben wir jetzt eine riesige Herausforderung, an einer Lösung zu arbeiten, die lautet: »Ja, wir werden genug teilen, es wird genug für alle da sein.« Weil die dritte Frage ist: Wer ist eigentlich »wir«?
Natürlich geht das Interview auch auf die allseits beliebte Frage ein, ob man als Individuum überhaupt versuchen sollte, sich klimafreundlich zu verhalten.
Das heißt aber, meine Alltagspraxis ist in eine Struktur eingebaut, die mich in Richtung Zerstörerseite drückt. Ich glaube, viele Verbote würden sehr viele Menschen jetzt einfach mal befreien. Dieses schlechte Gewissen an der Kasse tilgen, wenn ich weiß, ich muss nicht immer mit meinem Smartphone alles erst mal scannen, um zu gucken, ob das Produkt jetzt das allerschlimmste ist. Oder zu wissen, dass nicht nur ich mich einschränke, sondern dass es alle tun. In vielen Umfragen ist das genau der Punkt: Warum soll ich das tun und die anderen machen es im Zweifel nicht und haben dadurch noch mehr Planet zur Verfügung?
Und auch hier komme ich nicht umhin, an die aktuelle Corona-Situation zu denken, die der Gesellschaft ein immenses Maß an Solidarität abverlangt – und Politik zwischen Freiwilligkeit und Restriktionen abwägen muss. Insgesamt ein erhellendes Interview mit vielen Denkanstößen.
Quelle: Peter Unfried und Harald Welzer Bild: Anja Weber taz.de
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Ich denke, die Lüge bezieht sich auf den Umstand, das Wachstum als alternativlos dargestellt und mit der Behauptung verknüpft wird, dass bei ausbleibendem Wachstum das Leben schlechter würde. Oder anders gesagt: dass es den "Trickle-down"-Effekt gäbe. Dazu hat, glaube ich, schon Stiglitz geforscht und gezeigt, dass es diesen Effekt in der von neoklassischen Ökonomen beschriebenen Form nicht gibt. Dieses beharren auf Wachstum verhindert, dass relevante Fragen zum gesellschaftspolitischen Diskurs nicht breit und ernsthaft diskutiert werden, etwa "Wie viel ist genug?" oder "Was bedeutet gutes Leben für alle?" Es ist klar (und dieses Wissen besteht seit mehr als 40 Jahren), dass unendliches (materielles, physisches) Wachstum auf einem endlichen Planeten nicht geht. Dennoch steckt der Diskurs - und damit die politischen Antworten auf Krisen - im Wachstumsmodus fest. Diese mentale Sperre zu durchbrechen braucht vielleicht auch mal deftige Ausdrücke, insofern finde ich Fr Göpels Wortwahl durchaus treffend.
Das Denken über etwas (also vom Wachstum), zumal es die Zukunft betrifft, kann eigentlich keine Lüge sein. Es kann sich als falsch herausstellen. Aber anderes Denken so umstandslos als Lüge zu bezeichnen ist in Demokratien Gift. Ich würde daher den Glauben Göpels, "viele Verbote würden sehr viele Menschen jetzt einfach mal befreien" nicht als Lüge sondern als unbewiesene Behauptung, eben als (nicht ganz unberechtigten) Glauben charakterisieren.