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Klima und Wandel

Was der Abschied vom Öl für die Förderländer bedeutet

Ralph Diermann
Energiejournalist

Strom, Wärme und Mobilität – das sind meine Themen. Ich arbeite seit 2008 als freier Energiejournalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online, die Neue Zürcher Zeitung, für Riffreporter sowie für einige Fachzeitschriften.

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Ralph DiermannDonnerstag, 04.03.2021

Vor einigen Tagen habe ich einen Text von Kirsten Westphal, Energie- und Klimaexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), gepiqd, in dem sie sich der Frage widmete, welche Bedeutung die globale Energiewende für die weltweite Friedens- und Sicherheitspolitik hat.

In Ergänzung dazu heute ein Essay der SZ-Redakteurin Silvia Liebrich, die den Blick auf die Öl-Förderländer richtet. Für viele von ihnen hat das Ende der fossilen Energien tiefgreifende Folgen, weil enorme Einnahmen wegfallen. Damit drohen neue Konflikte und Bürgerkriege, so Liebrich. Sie verweist auf Kriegssituationen der Vergangenheit, die durch Krisen am Ölmarkt (mit-)verursacht worden sind: der Iran-Irak-Krieg in den Achtzigern, der Golfkrieg Anfang der Neunziger oder der Aufstieg von al-Qaida.

Fatalerweise wird der Abschied vom Öl diejenigen Förderländer am härtesten treffen, die wirtschaftlich am schwächsten und/oder politisch am wenigsten stabil sind. Ihre Förderkosten sind hoch, weil ihnen die Mittel fehlen, um ihre Anlagen zu modernisieren. Daher werden sie bei schwindender Nachfrage am ehesten aus dem Markt gedrängt. Liebrich schreibt:

„Immer tiefer wird der Graben zwischen den reicheren Ölstaaten der Golfregion, die niedrigere Förderkosten haben, und den weniger entwickelten, bevölkerungsreicheren Opec-Mitgliedern in Afrika, Süd- und Mittelamerika und anderswo.“

Liebrich schlägt deshalb Entschädigungen für Staaten vor, die bereit sind, ihre Vorkommen nicht mehr auszubeuten – vor allem für solche, die ohne Rohstoffeinnahmen vor dem Bankrott stünden. Damit kommt es allerdings zu dem Dilemma, Regimes zu stützen, die sich meist nicht gerade durch gute Regierungsführung auszeichnen. Internationale Organisationen wie die UNO müssten Liebrich zufolge daher dringend Konzepte entwickeln, wie Hilfen für die Diversifizierung der Wirtschaft in den Förderländern aussehen könnten.

Aber sind die Exportstaaten nicht selbst schuld, wenn sie es jahrzehntelang versäumt haben, mit den Öleinnahmen ein stabiles, nachhaltiges Wirtschaftssystem aufzubauen? Ja, das ist richtig, meint Liebrich – aber kein Grund, ihnen jetzt die Hilfe zu verweigern. Schließlich tragen die großen ölimportierenden Industriestaaten eine Mitschuld an der Misere.

„Bis heute ist es ihnen ziemlich egal, mit welchen Regimen sie es zu tun haben, wie es um Menschenrechte oder Umweltschutz bestellt ist – und was mit ihrem Geld geschieht. Hauptsache, das Öl fließt.“

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