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Klima und Wandel

Sorgenkind Gebäudewärme: Herumlaufen um den heißen Brei

Dominik LennéMittwoch, 30.10.2024

Auf den ersten Blick sehen die Emissionen im Gebäudesektor gar nicht so übel aus: nachdem sie von 2011 bis 2020 ungefähr gleich blieben, sanken sie danach deutlich ab. Hauptursache war wohl der vom russischen Krieg verursachte Energiepreisschock, aber auch der zunehmende Einbau von Wärmepumpen und die milder werdenden Winter hatten ihren Anteil. 

Trotzdem bleiben die Emissionen deutlich über den Vorgaben, und werden das auch bis 2030 tun. 

Der Pick setzt sich detailreich (nicht ganz leicht zu lesen) mit der Tatsache auseinander, dass einer notwendigen Rate energetischer Sanierungen von ca. 2 % pro Jahr eine reale von 0,7 % gegenübersteht. Die deutsche Regierung vermeidet um jeden Preis Regulierung und möchte das Emissionsziel über Förderung erreichen - das aber funktionierte bis jetzt nicht.  

Vermieter und Eigenheimbesitzer haben dabei unterschiedliche Probleme. 

Gemäß EU-Energieeffizienzrichtlinie müssen emissionsmindernde Maßnahmen priorisiert werden, die den ärmeren Haushalten zugute kommen - die zum großen Teil zur Miete wohnen. 

Die momentane Regelung: Investitionszuschuss und Umlagemöglichkeit der Restsumme auf die Miete, die durchaus funktionieren könnte, wird von den Vermietern nicht angenommen. Teils, weil der bürokratische Aufwand für den Antrag zu hoch, teils weil die Fördersumme zu niedrig ist, um spürbar höhere Mieten zu vermeiden. Die erzielbare Wertsteigerung des Hauses ist anscheinend keine ausreichende Motivation.

Um hier Bewegung reinzubringen, sind zahlreiche Studien mit Vorschlägen erschienen, die darauf hinauslaufen, die Fördersummen zu erhöhen, das Spektrum der geförderten Maßnahmen zu erweitern und den Vermietern einen größeren Teil zu lassen. 

Wegen der von den Immobilienfirmen letzthin eingefahrenen großen Gewinne könne man auch vom Freiwilligkeitsprinzip abrücken und radikal Sanierung per Vorschrift fordern, sagt Lisa Vollmer vom Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung in Erkner. Sie möchte sogar die Umlagemöglichkeit auf die Miete streichen - allerdings mit Zuschüssen für nicht so liquide Vermieter, die es ja auch gibt. 

Aber als die EU-Kommission Sanierungspflicht für Häuser mit großem Wärmeverlust einführen wollte, um die Sache voranzubringen, wehrten sich eine Reihe von Regierungen, darunter die Deutsche, entschieden.

Bei Eigenheimbewohnern ist das Problem oft weniger finanziell als praktisch: sie werden zwar stark gefördert, haben aber oft beschränktem Zugang zu Kapital, Beratung und Projektbegleitung. Hier ist der Vorschlag, die Förderung nach französischem Vorbild stark einkommensabhängig zu gestalten.

Das Facit ist eher pessimistisch: Der Anteil des Klima- und Transformationsfonds, der für Gebäude reserviert ist, wird um 2 Mrd. € zusammengestrichen und die zu erwartenden Einnahmen aus dem Klima-Sozialfonds, der mit dem EU-ETS 2 (der kommenden Emissionsbepreisung von Kraft- und Brennstoffen) einhergeht, sind zu niedrig. 

Der heiße Brei, das ist investieren in Einhaltung der Emissionsziele und Beseitigung der Abhängigkeit von fossilen Importen - ist in der momentanen gereizten Gestimmtheit wohl zu heiß. 

Sorgenkind Gebäudewärme: Herumlaufen um den heißen Brei

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Kommentare 7
  1. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor 11 Stunden

    Wenn man glaubt, das Politik darin besteht, dass man z.B. auf europäischer Ebene etwas (bürokratisch) und mit engem Zeitrahmen vorschreibt, dann muß das scheitern.

    1. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor 11 Stunden

      Wuchtiges Statement. Was genau meinen Sie? Wen meinen Sie mit "man"? Was schlagen Sie konstruktiv vor?

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 10 Stunden

      @Dominik Lenné In dem Artikel steht: „ Auf europäischer Ebene hat die Politik dieses Problem längst in Angriff genommen. Die EU‑Energieeffizienzrichtlinie schreibt vor, dass energetische Maßnahmen in ärmeren Haushalten und solchen, die von Energiearmut bedroht sind, Vorrang haben sollen und sich gleichzeitig für diese Bevölkerungsschichten nicht nachteilig auswirken dürfen.“ Und das ist ja überall zu beobachten. Politiker verabschieden detaillierte Gesetze, Regeln, Richtlinien, stellen offensichtlich unrealistische Ziele und wundern sich, dass die nicht wirken, nicht erreicht werden. Weder in vielen Ländern und schon gar nicht global. Es gibt da sicher nicht den einen konstruktiven Vorschlag. Manche sagen ja, das CO2-Bepreisung besser wirkt als solche Detailvorgaben? Aber vielleicht muss man auch mal die konkreten Politiken kritisch analysieren und mit der Realität in Einklang bringen?

    3. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor 10 Stunden · bearbeitet vor 10 Stunden

      @Thomas Wahl Ich finde gerade diesen Part der Effizienzrichtlinie nicht besonders detailliert. Er ist eigentlich fast schon selbsterklärend: "Wir müssen was für die Ärmeren tun, denn die Reicheren kommen auch so klar."
      Wenn das unrealistisch ist - woran liegt das dann? Doch wohl am fehlenden Willen der jeweiligen nationalen Politik. "Das ist unrealistisch" ist oft (nicht immer) ein Euphemismus für "ich will es nicht".
      Und die Zeitvorgaben sind auch nicht knapp - all dies ist seit Jahren bekannt.
      MMn ist die Effizienzrichtlinie als Begleitmaßnahme der Emissionsbepreisung zu sehen, die den Kern der EU-Klimapolitik ausmacht. Für sich allein erzeugt diese Energiearmut. Eine Form des sozialen Ausgleichs kann sein, Häuser ärmerer Menschen bevorzugt zu sanieren. Die EU hat bewusst die finanzielle Direktunterstützung beschränkt, weil sie möchte, dass in Hardware investiert wird: Wärmepumpen, Wärmedämmung &c., was die Emissionen senkt.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor 9 Stunden

      @Dominik Lenné Nun, wenn man den fehlenden Willen der nationalen Politiken und der Bürger nicht einbezieht, dann ist das doch wohl ein Politikversagen? Das etwas seit Jahren bekannt ist besagt auch nicht, dass es in der gewünschten Zeit mit den angewandten Methoden und den verfügbaren Ressourcen gelöst werden kann. Es geht schließlich um etliche Millionen Wohnungen. Die ja nur ein Teil aller betroffenen Infrastrukturen sind.

      Und natürlich sind Verteilungs-Politiken in Richtung Gleichheit/sozialer Gerechigkeit in ausdifferenzierten Gesellschaften (wenn dann noch so viele Ebenen dabei sind von Brüssel, Bund, Land bis Kommune) meist mit viel Bürokratie verbunden. Das sehen wir doch überall. Und wer mal in solchen Bürokratin tätig war, der hat es selbst erlebt.

  2. Uwe Großmann
    Uwe Großmann · vor 23 Stunden

    Der „Pig“ ist ein Link Link auf das kostenpflichtiges Portal von Statista. Eher etwas für Lobbyisten, die sich gerne die Zahlen so drehen, wie es passt.
    Außerdem:reiche Vermieter brauchen staatlichen Zwang, damit sie Ihre Gebäude sanieren (und damit die Mieten).
    Die Masse der schlecht sanierten Häuser sind eher Eigenheimbesitzer, die lange Jahre ein Haus abbezahlt haben.
    Zur Wärmepumpe im Altbau: den gesamten Fußbodenaufbau rausreißen für eine Fußbodenheizung ist einfach unbezahlbar.
    Außerdem: das Foto mit der roten Fassade stellt ein Haus dar, das im Sommer mit einer Wärmebildkamera fotografiert wurde. Man sieht deutlich den Unterschied zwischen Sonnen–, und Schattenseite und auch den Schatten unter den Balkonen.
    Lobbyisten arbeiten gerne mit solche Fakes.

    1. Dominik Lenné
      Dominik Lenné · vor 13 Stunden · bearbeitet vor 13 Stunden

      1. Statista.com können Sie kostenlos nutzen, wenn Sie Mitglied bei einer der folgenden öffentlichen Bibliotheken sind:

      Bücherhallen Hamburg
      Münchner Stadtbibliothek
      Stadtbibliothek Göppingen
      Stadtbibliothek Karlsruhe
      Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins
      Stadtbibliothek Bremen
      Stadtbibliothek Nürnberg

      Aber im Prinzip ist es richtig, dass die Grafik nicht öffentlich zugänglich ist, ich werde sehen, dass ich einen anderen Link finde. Die Sachaussage ist nichtsdestotrotz korrekt.

      2. Was zum Geier soll die Bemerkung mit den "Lobbyisten"? Ein Lobbyist ist jemand, der Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen möchte, indem er auf Abgeordnete oder hohe Beamte entsprechend einwirkt. Das ist zunächst mal nichts Schlimmes.

      3. WP im Altbau: Der Begriff "Altbau" sagt erstmal nichts. Es kommt auf den Dämmstandard an. Es gibt auch Altbauten mit ausreichender oder sogar guter Dämmung. Es ist meist nicht nötig, eine Fußbodenheizung einzubauen. Oft genügt der Einbau größerer Heizkörper - und einer WP mit ausreichender Leistung. Eine schlechte Dämmung ist jedoch auch bei fossiler Heizung sehr ungünstig, vor Allem angesichts der bald anziehenden Brennstoffkosten. Wie im Artikel geschrieben ist die Förderung für EFH-Besitzer sehr gut, wenn auch trotzdem noch verbesserungswürdig.

      4. Sie scheinen Recht zu haben mit dem Foto, aber es hat auf die Wahrnehmung des Artikels keinerlei Wirkung, da es nur Illustration ist. Was der "Lobbyisten"-Satz nun soll ist mir schleierhaft.

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