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Klima und Wandel

In Deutschland: 90 Prozent der Moore sind bereits vernichtet

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerMittwoch, 11.01.2023

Noch drei Prozent der Landfläche sind von Mooren bedeckt, aber diese drei Prozent speichern 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs. Moore sind gigantische Kohlenstoffspeicher – aber stark bedroht, unter anderem durch Land- und Forstwirtschaft, durch Überweidung und durch den Abbau von Brennstoffen. Wenn Moore trocken gelegt werden, dringt Luft in den Moorboden ein, durch den Kontakt des gespeicherten Kohlenstoffs mit Sauerstoff entsteht Kohlendioxid, das in die Atmosphäre entweicht - und den Klimawandel weiter anheizt.

Moore speichern viel mehr Kohlendioxid als Wälder, obwohl sie global eine viel geringere Fläche bedecken. In Berlin wurde heute "Mooratlas 2023" der Heinrich-Böll-Stiftung, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Greifswalder Michael Succow Stiftung vorgestellt, nach dem weltweit bereits über zehn Prozent der 500 Millionen Hektar Moore entwässert - also vernichtet - sind. In Mitteleuropa, auch in Deutschland, sind bereits sogar weit über 90 Prozent verschwunden. Imme Scholz, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung:

"Die weltweite Entwässerung von Mooren verursacht deutlich mehr CO2-Emissionen als der globale Flugverkehr."

Dabei war Moor-Entwässern jahrhundertelang eine Kulturleistung, wie der Beruf des "Torfstechers" zeigt: Torf bildet sich aus den abgestorbenen, von Wasser überspülten Teilen von Pflanzen, es enthält viel Kohlenstoff, weshalb Torf ein brennbares Erdmaterial ist. Früher zogen die Torfstecher in die Moore, um mittels Torfeisen, Torfschippe oder Torfstechspaten sogenannte Soden aus dem Torf herauszubrechen. Die wurden dann wie Holz getrocknet und später "zu Markte getragen".

Wie also können wir dafür sorgen, dass die Moor-Trockenlegungen rückgängig gemacht werden und zum Klimaschutz beitragen? Der Agrarökonom Harald Grethe von der Berliner Humboldt-Universität fordert eine Moorkommission - so etwa wie die Kohlekommission zum Kohleausstieg. Es müsse einen Transformationsprozess zur Wiedervernässung geben, der die Kulturleistungen von Generationen von Bauern und Torfstechern würdigt. Aber wie beim Kohleabbau mit dem heutigen Wissen eben auch revidiert.

In Deutschland: 90 Prozent der Moore sind bereits vernichtet

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