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Klima und Wandel

In der Arktis: Der nächste Kipp-Punkt wackelt

Nick Reimer
diplomierter Energie- und Umweltverfahrenstechniker, Wirtschaftsjournalist und Bücherschreiber
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Nick ReimerDienstag, 15.06.2021

Es ist die größte Arktis-Expedition aller Zeiten: Im September 2019 macht sich der deutsche Eisbrecher "Polarstern" auf den Weg zum Nordpol, um ein Jahr lang Daten und Erkenntnisse zu sammeln. Vor acht Monaten kehrte das Forschungsschiff zurück – mitsamt riesiger Datenmengen.

Jetzt liegen die ersten Ergebnisse vor. "Wir stehen unmittelbar davor, einen der wichtigen Kipp-Punkte im Klimasystem auszulösen: nämlich das Verschwinden des Eises in der Arktis jeweils im Sommer", sagt der Polarforscher Markus Rex von der Universität Potsdam. Im Frühjahr 2020 hätte die Expedition einen der schnellsten Rückgänge registriert, der jemals gemessen wurde, im Herbst gefror der arktische Ozean wesentlich schleppender als je zuvor. "Das alles zeigt zusammen, dass wir nicht mehr viel Zeit haben, um zu verhindern, diesen Kipppunkt auszulösen", so Rex. Dies könnte zu einem Klima-Dominoeffekt in der Arktis führen.

Wenn immer weniger Eis auf dem Ozean schwimmt, sinkt der Albedo-Effekt immer weiter, also die Rückstrahlfähigkeit der Oberfläche. Eis ist hell und strahlt wie ein Spiegel viel der eingestrahlten Sonnenenergie zurück ins Weltall, eisfreies Wasser ist dunkler, es nimmt mehr dieser Energiestrahlen auf. Und heizt so den Ozean weiter auf, was dazu führt, dass noch mehr Eis schmilzt, woraufhin noch weniger Energie in den Weltraum abgestrahlt wird, was den arktischen Ozean noch wärmer macht und noch mehr Eis schmilzt ... ein Teufelskreis. Eine Studie der Universität Cambridge kommt in Zusammenarbeit mit dem britischen National Meteorological Service zu dem Ergebnis, dass der Nordpol bereits 2035 eisfrei sein könnte.

Aktuell schmilzt das Eis so schnell wie in den Rekordjahren 2012 und 2020, abgerechnet wird zum Höhepunkt des arktischen Sommers im September. Kürzlich hatte ich gepiqd "Wie das arktische Meereis unser Wetter bestimmt": Die Meereisbedeckung ist eben nichts, was in der Ferne stattfindet – sie betrifft unser schönes Leben hier direkt. Insgesamt listet das Potsdam-Institut für Klimafolgen 16 Kipppunkte auf, unter anderem wackeln bereits der Permafrost,  der grönländische Eisschild, der Regenwald im Amazonas und der Golfstrom.

In der Arktis: Der nächste Kipp-Punkt wackelt

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