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Kopf und Körper

Zeig mir deine Zähne und ich sag dir, wer du bist!

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannDonnerstag, 13.12.2018

So, da haben wir Sie erst mal wieder hergestellt, sagt mein Zahnarzt, nachdem er mir die Silberkrone auf den Schneidezahn geklebt hat. Blut träuft noch am Spachtel. 

Doch etwas war da noch, fällt es ihm ein. Der Vier-siebener-hinten, den will ich mir schon länger genau ansehen. 

Aha, jaja, ich dacht' es mir: der muss gehen! Ein großer Bursche, nutzlos, kariös, in zehn Sekunden hebeln wir den aus.

Die Zange geht ritsch, der Patient schluckt nur wenig Blut. Vier Stunden später steht er beim Bäcker und sagt: ein Bienenstich!

Ich liebe Kuchen. Und ich lebe in Thüringen. Das ist ungefähr so fatal für die Zähne, wie auf Meth zu stehen und im Erzgebirge zu leben. Meine Verlobte, die keinen Kuchen und keine Schokolade mag, hatte in ihrem ganzen Leben noch nie ein Loch im Zahn. Noch nie! Sie mag Pommes. Und Sonnenblumenkerne. Ich hab dauernd Löcher. Dank dieses Podcasts, den sie mir ganz beiläufig vor meinem Zahnarztbesuch vorspielte, weiß ich warum. Und noch soviel mehr darüber, wie sich unsere Ernährung auf die Zähne und auch die Schädelknochen auswirkt. Und was man deshalb umgekehrt aus den Zähnen unserer Urahnen über deren Leben lernen kann. 

Eigentlich geht es in Gastropod hauptsächlich um Essen. Aber immer auf eine unkonventionelle Art und Weise. Mal stehen seine chemischen, mal seine wirtschaftlichen, kulturellen oder anthropologischen Aspekte im Vordergrund. Die Art von Podcast, bei der man dauernd "Aha!" sagen möchte.

Zeig mir deine Zähne und ich sag dir, wer du bist!

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Kommentare 3
  1. Daniela Becker
    Daniela Becker · vor 6 Jahren

    Würde gerne diese Drogen-Analogie weiterführen und denke Auszogne sind das Koks der Oberbayern.

    1. Christian Gesellmann
      Christian Gesellmann · vor 6 Jahren

      Vielleicht werden die forensischen Odontologen der Zukunft ja tatsächlich mal vor einem mitteleuropäischen Ötzi stehen und sich fragen, ob dessen Zahnabrieb eher für eine kurze Meth-Karriere steht, oder eine lange Koks-Phase. Damit Anthropologen dann evaluieren können, ob dieser Ötzi eher im ländlichen, oder eher im urbanen Raum gelebt hat. Und sich dann unversöhnlich darüber streiten, ob sich daraus etwas über Klassenunterschiede in unserer, für die Forscher historischen Zeit ableiten lassen könnte. Eventuell wird ein Sozialhistoriker Licht in die Mundhöhlen bringen, der die Codes des antiken Krankenkassensystems geknackt und dann Amalgam, Silber, Keramik und Gold den entsprechenden Milieus zugeordnet hat.

    2. Daniela Becker
      Daniela Becker · vor 6 Jahren

      @Christian Gesellmann Bin leider grad nicht in der Lage darauf etwas schlaues zu antworten, denn ich bin auf SchwarzwälderKirsch, dem Marihuana der Gelbfüßler.

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