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Kopf und Körper

Wie ertragen, dass wir als Menschheit zu scheitern drohen?

Silke Jäger
Freie Medizinjournalistin

Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.

Zum Kurator'innen-Profil
Silke JägerFreitag, 16.06.2023

Der Philosoph Thomas Metzinger wirft im Gespräch mit Gert Scobel eine existenzielle Frage auf: 

"Wie bewahrt man eigentlich seine Selbstachtung in einer historischen Epoche, in der die Menschheit als Ganzes ihre Würde verliert?"

Metzinger beantwortet sich diese Frage so:

Das geht nicht mehr, weil man das Verhalten von sehr großen Teilen der Menschheit nicht mehr respektieren kann. Wir sind eine scheiternde Spezies. 

Aus seiner Sicht geht es für die Menschheit jetzt darum, Schadensbegrenzung und intelligentes Katastrophenmanagement zu betreiben. Er hält Achtsamkeits- und Mitgefühlstechniken, wie sie in nicht-westlich geprägten Kulturen entwickelt wurden, für einen wichtigen Teil solch eines intelligenten Katastrophenmanagements. 

Dabei will Metzinger es nicht so verstanden wissen, als ob Meditation ein wirksames Mittel gegen den Klimawandel wäre. Vor allem dann nicht, wenn es als Konsumware verkauft wird. 

Vielmehr geht es um das Handeln, um zu Erkenntnissen zu kommen. Das wäre nach Kant zum Beispiel "Das Richtige tun, einfach weil es das Richtige ist." Aber die asiatische Praxis des Handelns ohne Worte hält er ebenso für etwas, das wir in unserer Lage gut gebrauchen können. Meditation hilft dabei, sich selbst anders wahrzunehmen und sich dann anders in die Welt zu stellen. 

Er plädiert für eine Art säkulare Spiritualität als Weg, um die eigene Selbstachtung zu schützen, während sie auf dem Weg in die Klimakatastrophe durch das Erleben, dass die Menschheit ihr eigenes Verhalten nicht ändern kann, obwohl sie es für nötig hält, immer wieder zerstört wird. 

Die vielleicht schwerste und zugleich notwendige Praxis ist für Metzinger:

"Sanft und präzise bei dem Gefühl bleiben, das man eigentlich nicht spüren will." 

Das Gespräch startet etwas sperrig, wird aber schnell sehr interessant und macht Punkte auf, die ich vorher so noch nicht gehört habe. Es verbindet die politischen und psychologischen Herausforderungen durch den Klimawandel mit philosophischen und spirituellen Traditionen. Dabei spielt der von Metzinger eingeführte Begriff der Bewusstseinskultur eine zentrale Rolle. 

Wie ertragen, dass wir als Menschheit zu scheitern drohen?

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Kommentare 16
  1. Joachim Sonnen
    Joachim Sonnen · vor mehr als ein Jahr

    Hm, nach dem Youtube-Beitrag werde ich das Buch bestellen. Metzinger formuliert das aus, was in meinem Empfinden schon lange da ist. Danke für den Beitrag

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      So ging es mir auch. Ich habe mir das Buch bestellt. Muss es jetzt nur noch lesen. Betonung auf nur noch ... ;)

      (Ich lösche mal die anderen 3 deiner gleichlautenden Kommentare, ja? Da hat sich wohl die Kommentarfunktion einen kleinen Scherz erlaubt ...)

    2. Joachim Sonnen
      Joachim Sonnen · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Silke Jäger Moonreader sagt, ich habe jetzt 30% vom Buch gelesen. Ohne auf die Inhalte ein zu gehen - gefühlt macht es auf mich einen vergleichbaren Eindruck wie "wer wir waren" von Roger Willemsen (ist die posthume Zusammenstellung seiner Rede).
      Beide Texte sehr intellektuell, gleichzeitig sehr engagiert und mit einer großen Portion Verzweiflung am menschlichen Verhalten geschrieben.
      Den Inhalten konnte ich bisher ernsthaft nicht widersprechen.

  2. Thomas Wahl
    Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

    Die Menschheit ist ein Begriff, der eine große Zahl von Individuen einer Art bezeichnet, aber kein kollektives irgendwie Ganzes.Und daher kann "Menschheit" auch keine Würde besitzen, die sie verlieren könnte. Mir scheint schon die Ausgangsfrage unrealistisch. Mir sind auch keine Achtsamkeits- und Mitgefühlstechniken bekannt, die in nicht-westlich geprägten Kulturen für eine Menschenmenge von 8 Mrd. Individuen entwickelt wurden. Wie soll das funktionieren?

    1. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      Ich versuche mal die Verteidigung, auf der Grundlage dessen, wie ich Metzinger verstanden habe.

      Er macht sich nicht die Illusion, dass Mitgefühlstechniken dazu führen, dass die Menschheit im großen Stil umsteuert. Er nimmt eher die Perspektive des Einzelnen ein, der sich fragt, wie er anderen noch mit Respekt begegnen kann, die die Aufgabe nicht sehen wollen oder obwohl sie sehen, trotzdem nicht ihr Verhalten ändern wollen. Wie fühlt man sich als Mitglied der Menschheit, wenn sich ein relevanter Teil weigert, vorausschauend zu handeln, obwohl das Wissen darum vorhanden ist? Er sagt: Dadurch leidet auch die eigene Selbstachtung. Und dieses Phänomen skaliert er hoch auf etwas, was die ganze Menschheit betrifft.

      Das mag ein Schwachpunkt seiner Argumentation sein, denn um da mitzugehen, braucht es wohl eine entsprechende Bewusstseinskultur, die sicher nicht 8 Mllrd Menschen gleichermaßen haben können. Die Frage ist, ob dieser Schwachpunkt wirklich seine These killt. Er betont ja, dass er diese Praktiken als Teil eines intelligenten Katastrophenmanagements betrachtet. Eben auch, um diejenigen, die unter dem Angriff auf die Selbstachtung sonst möglicherweise für die Gesellschaften ausfallen, ein Tool an die Hand zu geben. Für den Fall, dass sie wegen des schwindenden (Selbst-) Respekts keinen Sinn mehr darin sehen, sich weiter für Lösungen einzusetzen, von denen alle profitieren.

      Ich nehme schon wahr, dass diese Stimmung zunimmt: Besonders Leute, die schon lange am Klimathema arbeiten, leiden unter zunehmender Erschöpfung und stellen sich die Sinnfrage. Das sind ausgerechnet diejenigen, auf deren Vorwissen und Erfahrung es immer stärker ankommt. Die Frage ist, ob sie durch Mitgefühlstechniken u. Ä. aus dem Loch herauskommen könnten.

    2. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Silke Jäger Was sich Metzinger (als privilegierter) Philosoph so denkt, was er fühlt, verstehe ich schon. Andererseits hab ich auch den Eindruck, das viele, die "am Klimathema arbeiten" (was auch immer das bedeutetet) eher ihre eigene (apokalyptische?) Sicht, ihre psychische Betroffenheit, als die einzig wahre sehen. Metzinger weiß ja scheinbar ganz sicher, wie die nächsten 1 - 2 Hundert Jahre ablaufen werden.

      Ich nehme diese ganzen Diskussionen um philosophische Konzepte eher als unwirksames hin und her Geschuppse von leeren Begriffen plus Gefühlen in Gedankenwelten wahr, die an den meisten Menschen vorbeigehen. Ein Tool sehe ich da nicht. Eher eine Selbsterhöhung, die natürlich zwangsläufig in Erschöpfung münden muß.

      Die existenzielle Frage für mich wäre nicht, ob die Menschheit "die Würde" bewahrt, sondern ob und vor allem wie es gelingt, die Erwärmung zu begrenzen, den Hunger und die Armut abzuschaffen etc.und wie es gelingt, sich an die zu erwartende Erwärmung anzupassen - ohne ins Mittelalter zurück zu fallen. Und da benötigt es keine irgendwie postulierte (einheitliche?) Bewußtseinskultur sondern konkrete Verhaltensänderungen (nicht nur in den Industrieländern), Techniken, Handwerker, Landwirte, Unternehmer und etwas mehr Vertrauen in die innovativen und kooperativen Fähigkeit von Menschen. Das ängstliche Ablehnen von Technologien wie Kernkraft oder Gentechnik macht mich da eher skeptisch gegenüber vielen, die "am Klimathema arbeiten". Die Lösung des Klimaproblems und anderer Millenniumsziele wird sicher nicht in den nächsten 20 Jahren geschehen und nicht bei 1,5 Grad enden. All das mit Irrungen und Wirrungen, mit Opfern und Verlusten. Aber unsere Spezies wird bestimmt nicht demnächst untergehen. Und es werden sich auch die Kulturen entwickeln.

      Ich sehe mich übrigens nicht als "Mitglied" der Menschheit. Menschheit ist ja kein Ameisenhaufen sondern ein Haufen mehr oder weniger verbundener Individuen, die sich in verschiedenen Gruppen und Systemen organisieren. Allerdings auf einem Planeten leben. Das macht uns aber nicht automatisch zu "Mitgliedern" einer handelnden "Organisation". Da sind die Lebenswelten und "Bewußtseinskulturen" viel zu unterschiedlich.

    3. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Verstehe, Philosophie ist für dich kein Teil der Lösung, weil es keine Relevanz für Verhaltensänderungen hat.

    4. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Silke Jäger Als promovierter Philosoph hab ich einen zugegeben oberflächlichen Überblick über die Wirksamkeit der unzähligen Philosophien. Als Ingenieur weiß ich ungefähr, was Technologien bewirken können. Ich gebe zu, ich bin skeptischer gegenüber der unmittelbaren Wirksamkeit einer Philosophie - verglichen mit den Technologien. Man sagt ja, eine Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies mit Metzingers Vorstellungen in absehbarer Zeit geschieht. Nicht in den westlichen Ländern und in China, Indien oder Afrika noch weniger …..

    5. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als ein Jahr

      @Thomas Wahl Interessant, diese Kombination aus Philosophie und Ingenieurwesen. Warst du nicht auch als Politikberater tätig? Sorry, falls ich da was durcheinanderbringe.

      Ich versuche noch zu verstehen, woran du dich so störst. Ich vermute, solche Begriffe wie Menschheit im Zusammenhang mit Klimakatastrophe und Scheitern sind der Auslöser, weil man beim Weiterdenken auf das Wort Aussterben stößt.

      Wir diskutieren das ja alles im Kanal Kopf und Körper. Und ich fand an diesem Gespräch wirklich am interessantesten, dass es einen Vorschlag macht zu einer Frage, die mit der mentalen Gesundheit zusammenhängt. Die Klimakrise ist Gesundheitsstress. Und ein Teil dieses Stresses entsteht, wenn man sich die Lücke vergegenwärtigt zwischen den Zielen, die sich Gesellschaften setzen und den Maßnahmen, mit denen sie diese Ziele erreichen wollen. Das passt einfach nicht zusammen. Und darauf bezieht sich der Begriff Scheitern. Die Folgen dessen sind nicht absehbar. Aber es gibt ziemlich sicher auch psychische Folgen. Ausgelöst durch die Krise an sich, aber auch durch die Versuche, die Erderwärmung zu begrenzen. Und für den Fall, dass die Versuche scheitern (wofür im Moment ziemlich viel spricht). Was tut man für die psychische Gesundheit in einem Klima, das die Gesundheit bedroht? Das müsste Teil eines intelligenten Katastrophenmanagements sein. Ich finde diese Überlegung total nachvollziehbar.

      Metzinger macht einen Vorschlag dazu, wie Menschen mit diesem mentalen Stress rund ums Nichterreichen der Ziele aka Scheitern besser zurecht kommen könnten. Dazu bezieht er sich auf bestimmte Konzepte. Es geht ihm um eine Kultur und nicht um eine von oben verordnete Lebensweise. Und die Diskussion hier dreht sich plötzlich darum, wie praktikabel der Vorschlag für alle Menschen ist.

      Ich verstehe, dass solche Wörter wie Menschheit und Katastrophe Widerstand provozieren, weil sie zu den apokalyptischen Erzählungen gehören, die ja wirklich nicht hilfreich sind. Deshalb kann man das wohl auch so diskutieren.

      Aber mir ging es wirklich nicht in erster Linie darum, sondern um die Wirkung, die es auf den Einzelnen hat, wenn Ziele nicht erreicht werden, die ganz offiziell als entscheidend für eine lebenswerte Zukunft auf dem Planeten gelten. Ich finde, dafür liefert das Gespräch praktikable Ansätze.

    6. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr · bearbeitet vor mehr als ein Jahr

      @Silke Jäger Ich habe große Forschungsschwerpunkte im IKT-Bereich für das Forschungs- und das Wirtschaftsministerium entworfen und mit gemanagt. Darunter auch für "intelligente" Energienetze und Elektromobilität.

      Aber erst mal danke für deine Antwort. Ich verstehe jetzt besser, was dich/euch bewegt.

      Ja, es sind sicher die verwendeten überbordenden Begriffe. Natürlich ist die Klimakrise auch ein Stressfaktor. (Einer von vielen im Leben - es gibt kein Leben ohne Scheitern) Aber nur dann, wenn man die in Verträgen beschlossenen Klima-Ziele als absolut und gesetzt sieht und ihre temporäre Verfehlung eben als kommende Apokalypse und Scheitern der Menschheit.

      Ich glaube z.B. nicht, dass das 1,5 Grad Ziel das Ziel ist, dass sich Gesellschaften setzen. Es ist Bestandteil eines Abkommens, dass die Staaten aus sicher sehr verschiedenen Gründen unterschrieben haben. Und sicher auch mit sehr unterschiedlichen Mitteln und Engagement erreichen wollten. Das das nicht funktionieren wird, hab ich erwartet. Solche Abkommen müssen in dieser komplizierten, offenen und nichtlinearen Welt scheitern. Was nicht heißt, es nicht immer wieder zu versuchen - mit aller Skepsis über den Stand unserer Erkenntnisse, den Interessen der Akteure und dem Instrumentarium.

      Ich bin natürlich auch gestresst von der unsäglichen Art und Weise wie Deutschland das angeht. Würde da aber nicht das Scheitern der Menschheit als Spezies ausrufen und eine neue Bewußtseinskultur dazu. Ich verstehe, dass Metzinger eine Lösung für seine psychische Befindlichkeit sucht. Möge er sie für sich und andere finden. Muß er dafür aber gleich die Würde der ganzen Menschheit bemühen? Mein Weg und der vieler anderer ist es nicht. Und das Handeln, um zu Erkenntnissen zu kommen mag nach Kant zum Beispiel heißen "Das Richtige tun, einfach weil es das Richtige ist." Aber Erkenntnistheoretisch ist das mit Verlaub gesagt Unsinn. Ob es das Richtige war, das erweist sich erst hinterher.

      Sicher muß jeder von uns mit den unsicheren Tatsachen des Lebens und dem offenen Ende klar kommen. Ich habe schon so viele große Ziele scheitern sehen - nicht nur den Sozialismus. Ziele, die man selbst für wichtig hält, sollte man daher nie als Bedingung für das Überleben der Menschheit setzen. Da wird man zwangsläufig mental krank. Ziele sind immer fallibel und müssen ständig neu justiert werden. Die Menschen leben auch schon immer in Klimaregionen in der die Gesundheit bedroht ist. Daher kommen ja unsere energieintensiven technisch-sozialen Kulturen, die überhaupt erst unser langes/gesundes Leben im Westen zumindest ermöglichen. Und der Rest der Welt will dahin, mit viel Energie. Klimaziele hin oder her ….

  3. Theresa Bäuerlein
    Theresa Bäuerlein · vor mehr als ein Jahr

    säkulare Spiritualität <3

  4. Fabian Rosenbusch
    Fabian Rosenbusch · vor mehr als ein Jahr

    Die Menschheit scheitert in erster Linie daran, die Zahl ihrer Mitglieder zu begrenzen. Solange das nicht geschieht, sind Kriege und Klimakatastrophe unvermeidlich. Die Menschen unterliegen nach wie vor den Gesetzen der Evolution, die die bedingungslose Fortpflanzung befiehlt. Da ist wohl auch kein Ausweg in Sicht.

    1. Monika Kienle
      Monika Kienle · vor mehr als ein Jahr

      Echt jetzt? Eine einzige Ursache für all das? Da hat diese Episode deutlich mehr anzubieten.
      Diskutieren, ohne die Beitrag zu kennen, ist wahrscheinliche die einzige Ursache für das Ende der Menschheit ;-)

    2. Silke Jäger
      Silke Jäger · vor mehr als ein Jahr

      Der Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Klimakrise ist nach Ansicht vieler Expertinnen nur ein scheinbarer. Zitat aus dieser Quelle: https://www.br.de/nach...

      "Nicht die Anzahl der Menschen, sondern der Überkonsum ist das Problem", sagt beispielsweise Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Auch Catherina Hinz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung sagt bei einer Diskussionsveranstaltung zum Anlass des achtmilliardsten Erdenbürgers: "Nicht auf die Zahl der Menschen, sondern auf deren Verhalten kommt es an."

    3. Thomas Wahl
      Thomas Wahl · vor mehr als ein Jahr

      @Silke Jäger Nicht der "Überkonsum" an sich ist das Problem sondern die Art, wie er bisher erzeugt wird, müßte es heißen. Keiner bezweifelt ernst zu nehmend, dass die Industrialisierung mit ihrer fossilen Energiebasis die Ursache für den CO2-Ausstoß ist. Das muß man entkoppeln. Was aber nicht heißt, dass wir grundsätzlich auf Wohlstand verzichten müssten.

      Wer will denn festlegen, wo und was "Zuviel" ist? Wesentlich ist doch der Umgang mit Ressourcen und Umwelt. Ich denke, man kann einen guten Teil unseres Konsums auch klimaverträglich gestalten - mit den entsprechenden Energiequellen. Energie ist der kritische Faktor. Sicher auch verbunden mit entsprechendem Verhalten.

      Und natürlich gibt es einen Zusammenhang zw. Bevölkerungsanzahl und der weiteren Entwicklung des Klimas. Viele Milliarden der Erdbewohner wollen nicht in ihrem "Unterkonsum" verharren. Es wäre auch eine ökologische und humane Katastrophe, wenn diese wieder Holz oder Kohle nutzen würden um zu heizen und zu kochen. Die Sahel-Zone z.B. ist für eine Bevölkerung dieses Ausmaßes und ihre Viehwirtschaft nicht geeignet.

      Ich denke, solche mechanischen Gegenüberstellungen sind kontraproduktiv. Die Menschen sehen sich einer schwierigen Situation gegenüber, die in den verschiedenen Entwicklungszonen differenzierte Antworten verlangen. Die sich wiederum gegenseitig beeinflussen. Es gibt da keinen Heilsweg für alle.

    4. Lutz Müller
      Lutz Müller · vor einem Jahr · bearbeitet vor einem Jahr

      @Silke Jäger Ergänzend kann auf diesen früheren Piq hingewiesen werden, in dem ebenfalls Frank Swiaczny und weitere relevante Quellen zitiert wurden: https://www.piqd.de/kl...

      Nicht ein pauschaler Überkonsum ist das Hauptproblem, sondern dessen Verteilung.
      "Nach Angaben des UN-Umweltprogramms UNEP für das Jahr 2015 verursachten 10 % der Bevölkerung mit den höchsten Einkommen 48 % der CO2-Emmissionen, verglichen mit 7 %, die der einkommensschwächsten Hälfte der Bevölkerung zuzurechnen sind."

      Und wie der BR-Beitrag wiedergibt, sagt Swiaczny außerdem: "Es können nicht alle Menschen auf unserem Lebensstandard leben, weil das die Erde nicht verkraftet. Und die Frage ist, wie wir darauf reagieren sollen, dass wir einen so hohen Anteil an Ressourcen für unseren Lebensstandard verbrauchen, während sich die andere Hälfte der Menschheit mit deutlich weniger Lebensstandard, Einkommen und Lebensqualität zufrieden geben muss."

      Die Politik agiert weiterhin im Interesse eines kontinuierlichen Wirtschaftswachstums, und aus den Börsennachrichten entnehmen wir Angst vor sinkendem Konsum. Rechte Hysterie gegen Flüchtlingsströme …
      Werden nicht all jene, die sich klima- und umweltbewusst verhalten, damit abgestraft? Vom Wissen der Menschheit zum Bewusstsein der meisten Menschen ist es ein arg langer Weg.

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