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Trip wider Willen oder: Wie kam der Azteken-Salbei ins Risotto?

Annette Kerckhoff
Gesundheitswissenschaftlerin

BSc Komplementärmedizin MSc Gesundheitsförderung. Seit 1990 freie Journalistin Schwerpunkt Gesundheit/Komplementärmedizin. Arbeite fest in der Patientenaufklärung für Natur und Medizin e.V.. und die Uniambulanz Witten/Herdecke.

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Annette KerckhoffMittwoch, 23.05.2018
"Der Abend, an dem ich mit meiner Tochter die stärkste Droge der Welt probierte, war sonnig und leicht, und ich hatte schon einen kleinen Weißweinschwips, als ich merkte, dass etwas nicht stimmte.
Es war im vergangenen Spätsommer, eine der letzten Ferienwochen. Wir hatten noch mal rausgewollt aus Berlin. Mia sollte bald eingeschult werden. Sie und ich und Doro, mit der ich zwei Jahre zuvor zusammengekommen war, ein Jahr nach der Trennung von Mias Mutter, waren schon zweimal in diesem idyllischen Dorf in Brandenburg gewesen, das Aussteiger und Wochenend-Eskapisten anzieht. Wir hatten ein Haus im Wald gemietet, ganz ungestört. Die Tage schmolzen wunderbar dahin. An diesem Abend hatte Doro ihr Salbei-Risotto gemacht, es ist wirklich gut. Im örtlichen Gemüseladen hatte sie keinen frischen Salbei gefunden, dafür getrocknete Blätter. 300 Gramm für drei Euro. In kleine Streifen geschnitten, mit Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl gedünstet. Es roch nach Liebe."

Das ist der Anfang des langen Protokolls von Patrick Bauer, in dem er die Erlebnisse eines Bekannten aus Berlin-Neukölln zu Papier bringt. Dieser verbringt das Wochenende mit Freundin und Kind im Umland. Alles ist super, alles idyllisch - bis der gekaufte Salbei fatale Wirkungen erzielt: es ist Azteken-Salbei. Möglicherweise in der Kräuterfarm, die den Gemüseladen beliefert, unter der Hand verkauft und aus Versehen in die Lieferung geraten. Die Ermittlungen verliefen im Sande. 

Azteken-Salbei, lat. Salvia divinorum ist in Deutschland seit 2008 verboten. Es gilt als das zurzeit bekannte potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen. Die Wirkung ist mit anderen Drogen nicht vergleichbar, Experten sprechen von taktilen Halluzinationen und der Überschneidung verschiedener Wahrnehmungskanäle. Leicht kann Angst und Desorientierung auftreten, mit Unfallfolge. 

Der Text stand letzten Freitag in der Süddeutschen. Er kostet 1,99 EUR im Tagesabo, das  lohnt sich, wenn man mal wissen will, wie das so ist im Azteken-Salbei-Rausch.


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Kommentare 1
  1. Marcus von Jordan
    Marcus von Jordan · vor mehr als 6 Jahre

    ...in der Nähe gibts noch eine Gärtnerei, die seltene Pflanzen verkauft und eben auch diese...ein alter "Naturforscher" aus dem Dorf wollte unlängst die Warnungen nicht hören, die man ihm dort beim Kauf mitgegeben hatte und startete den Selbstversuch...er verbrachte etliche Tage im Krankenhaus.

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