sharing is caring
ist wirklich so!
Vielen Dank fürs Teilen!
Kluge Köpfe filtern für dich relevante Beiträge aus dem Netz.
Entdecke handverlesene Artikel, Videos und Audios zu deinen Themen.
Kurator'in für: Europa Fundstücke Kopf und Körper
Ich lebe in Marburg und schreibe über Gesundheit und Gesundheitspolitik.
Sechseinhalb Minuten reichen. Und vielleicht ist diese kurze Zeitspanne das entscheidende Indiz dafür, warum sich seit Jahrzehnten kaum jemand um die wichtigste und dringendste Krise im Gesundheitswesen kümmert: den Fachkräftemangel. Man hält schon die kurzen sechseinhalb Minuten kaum aus, in denen hier Pflegefachleute von Situationen erzählen, die sie an den Rand ihrer Kräfte bringen.
Sie erzählen einfach nur und schauen dabei direkt in die Kamera. Die Stimmen, die Blicke, die Worte. Alles wirkt. Man spürt sehr deutlich, was die Menschen sagen, ohne es auszusprechen: "Was uns am meisten verletzt, ist dass sich nichts ändert. Wir schließen daraus: Unsere Schwierigkeiten zählen nicht." Genau daraus entsteht moralischer Stress.
Wir haben in den letzten Monaten zigfach Geschichten darüber gehört, wie erschöpft Pflegefachkräfte sind, weil es einfach zu viel zu tun gibt und zu wenige Kolleg:innen vor Ort sind. Bei den meisten Berichten kommt aber nicht rüber, dass die Pandemie nicht daran schuld hat. Sie hat lediglich eine Lage verschärft (zugegeben: deutlich verschärft), die seit Jahren besteht. Krankenhäuser sparen an Personal, um mehr Gewinne zu machen.
Die Pflegeleute aus dem Video arbeiten in den USA, wo die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens noch mal ein anderes Niveau erreicht als in Deutschland. Andererseits ist der Personalschlüssel dort immer noch besser als in deutschen Kliniken. In den USA sind es im Schnitt ca. 6 Patient:innen, die eine Pflegefachkraft betreut, in Deutschland im Schnitt 13.
Mit diesen Zahlen im Hinterkopf kommen wir hier in Deutschland gar nicht mehr an der Erkenntnis vorbei, dass die Situation auf vielen Stationen und in vielen Heimen gefährlich ist – für das Personal und die Patient:innen.
Das Personal geht, der Mangel verschärft sich. Weil in den letzten 20 Jahren Worte dort kaum gewirkt haben, wo sie etwas hätten bewirken sollen: bei den Gesundheits- und Landespolitiker:innen. Weil Krankenhäuser gezwungen sind, Gewinne zu machen – und zwar alle, nicht nur die privatisierten Kliniken – laden sie das Problem beim Personal ab. Es soll durch Überanstrengung ausgleichen, was das System nicht mehr gewährleisten kann: sichere medizinische Versorgung.
Die Menschen aus dem Video stehen nicht nur stellvertretend für eine Berufsgruppe (die Pflege ist weltweit in einer prekären Lage). Sie stehen stellvertretend für alle, die in einem System arbeiten, das sie nicht ausreichend wertschätzt.
Die Folgen können jeden treffen. Es ist deshalb wichtig, diesen Menschen zuzuhören. Aber noch wichtiger ist es, die Politik dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen. Was ist das Ziel? Bestmögliche Versorgung (bestmöglich ist ein Euphemismus)? Oder Versorgung nach medizinischen Standards?
Wenn fachliche Standards eingehalten werden können (weil die Arbeitsbedingungen darauf ausgerichtet sind), schützt das die Gesundheit des Personals und der Patient:innen. Deswegen steht hinter der leeren Phrase "bei uns steht der Patient im Mittelpunkt" ein ganzes Universum an definierten Prozessen, medizinischem Wissen und Arbeitsschutzauflagen, die tatsächlich eingehalten werden müssen. Nur wenn das klappt, wollen medizinische Teams auch wieder eine Extrameile gehen für die Gesundheit eines ihnen anvertrauten Menschen. Freiwillig. Und weil es ihrem Berufsethos entspricht.
Disclaimer: Ich verlinke in diesem piq auf Texte, die ich selbst geschrieben habe.
Quelle: New York Times Bild: New York Times EN www.nytimes.com
Bleib immer informiert! Hier gibt's den Kanal Kopf und Körper als Newsletter.
Einfach die Hörempfehlungen unserer Kurator'innen als Feed in deinem Podcatcher abonnieren. Fertig ist das Ohrenglück!
Öffne deinen Podcast Feed in AntennaPod:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Downcast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Instacast:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Apple Podcasts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Podgrasp:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Bitte kopiere die URL und füge sie in deine
Podcast- oder RSS-APP ein.
Wenn du fertig bist,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in gpodder.net:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Öffne deinen Podcast Feed in Pocket Casts:
Wenn alles geklappt hat,
kannst du das Fenster schließen.
Huhu, bei mir funktioniert der Link zum Thema "Krankenhäuser gezwungen. Gewinne zu machen" nicht !
Ich habe deinen Krautreporter Artikel „Der wahre Grund warum Pflegekräfte aufgeben“ gelesen. Du sprichst vielen Pfleger_Innen aus der Seele! Ich bin ausgebildete Intersivkrankenschwester und habe nach zehnjähriger Intensiv-Erfahrung nach meinem zweiten Kind aufgehört im Krankenhaus zu arbeiten. Schon damals musste ich mir sagen lassen, dass optimale Pflege nicht mehr angesagt ist, sondern ausreichende Pflege. Das ist gut zwanzig Jahre her! Zudem höre ich von pflegenden/ehemals pflegenden Bekannten und Freund_Innen immer gleiche Erfahrungen aus dem Krankenhaus zu Arbeitsbedingungen und fehlender Wertschätzung und immer gleicher Ausnutzung der Pfleger_Innen.
Das Gleiche in Berufen, die mit der Gesundheitsversorgung zu tun haben. Arztpraxen, Pflegedienste, Pflegeheime usw.
Ich habe vor einigen Wochen zwei Pflegerinnen vor unserem städtischen Krankenhaus gesehen und mein erster Gedanke war: „Da musst du nicht mehr hin“.
Wirklich schlimm, was mit mir und meinesgleichen gemacht wurde und wird und ich habe die Hoffnung schon lange begraben, dass sich im Gesundheitswesen etwas zum Besseren ändern wird.
Danke, dass du zumindest die Zustände immer mal wieder schilderst und den Gedanken an die Missstände wach hältst!