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Kopf und Körper

Den Krebs als chronische Krankheit verstehen (dank Darwin)

Christian Gesellmann
Autor und Reporter

Geboren 1984 in Zwickau, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik in Jena und Perugia. Volontariat bei der Tageszeitung Freie Presse, anschließend zweieinhalb Jahre als Redakteur in Zwickau. Lebt als freier Autor in Leipzig und Bukarest. Quoten-Ossi bei Krautreporter.

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Christian GesellmannSonntag, 31.03.2019

Ich habe in diesem Kanal bisher nie über das Thema Krebs geschrieben, weil ich den Forschungsstand nicht gut genug kenne. Das mag etwas sein, was im Journalismus nicht immer unbedingt hinderlich ist. Aber wenn man über Krebs spricht, spielt man unweigerlich auch mit den Dämonen, die in uns erwachen, wenn wir mit unerklärlichen, tödlichen Phänomenen konfrontiert sind, der Willkürlichkeit unserer Sterblichkeit (und der unserer Nächsten). Ich glaube, das liegt auch daran, dass wir einerseits die Ursachen von Krebs nur schätzen können, andererseits aber sicher ahnen: Krebs tötet. In diesem Artikel geht es darum, wie sich in der Forschung ein neuer Ansatz im Umgang mit Krebs entwickelt, der evolutionsbiologische Erkenntnisse einbezieht, und unsere Sicht auf die Krankheit fundamental ändern könnte. Forscher haben beobachtet, dass der Krebs unter Umständen stärker wird, je stärker man ihn bekämpft. Statt Ausrottung empfehlen sie (nicht bei allen Krebsarten) Koexistenz mit den tödlichen Zellen. 

Rethinking cancer as a chronic illness requires a mental shift—a shift that other changes in cancer therapy might be easing. There’s a practice of letting cancer patients take doctor-supervised “drug holidays” from their medications, for instance. And we’ve adapted our thinking when it comes to medicine before. Doctors once thought that stress was the primary culprit behind ulcers, but biologists uncovered a bacterium as the main cause. More recently we’ve gotten used to the weird idea that trillions of bacteria live in our gut microbiome. Perhaps, then, it isn’t a huge stretch to think we might tolerate coexisting with cancer cells as long as we can prevent them from growing unchecked. Whereas Darwin put forth ideas about what has become known as macro­evolution—the rise and fall of species, whether they be beetles or bald eagles—this new view of cancer could be an example of what we might call “endo-­evolution”: natural selection playing out within an organism’s own tissues.
Den Krebs als chronische Krankheit verstehen (dank Darwin)

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