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Kurator'in für: Medien und Gesellschaft Kopf und Körper Flucht und Einwanderung Fundstücke Feminismen
piqd für euch die Perlen unter den Radio Features. (Bis Ende 2017 für Deutschlandfunk Kultur, inzwischen unabhängig und senderübergreifend).
Lebt und arbeitet als freie Autorin, Regisseurin und Produzentin mit Schwerpunkt künstlerisches Feature in Berlin. Hat alles mögliche an Geisteswissenschaften studiert und ist Absolventin der EBU Master School on Radio Features. Sie veröffentlichte außerdem ein erfolgloses Hip Hop Album, arbeitete sich durch bislang sieben musikalische Stilübungen von Reggae bis Death Metal, und hat trotz aller Widrigkeiten zwei wunderbare Kinder in die Welt gesetzt.
Auf der Gala "Helden des Alltags" wird sie gefeiert, tosender Applaus tönt ihr entgegen, Jörg Pilawa begrüßt sie auf der Bühne. Ausgezeichnet wird die 15-jährige Lana, ein Mädchen, das, seit es acht ist, mit der schweren Nierenkrankheit des Vaters umgehen muss und ihn pflegt. Damit beginnt das Feature aus dem Jahr 2020 von Karla Krause "Die beste Tochter der Welt – von Kindern kranker Eltern", das kürzlich bei Deutschlandfunk Kultur wiederholt wurde.
Lanas Vater erkrankte so abrupt, dass er innerhalb von sechs Wochen dauerhaft Rente erhielt. Die Mutter bezog kurz Hartz IV, sah darin aber keine dauerhafte Perspektive. Sie bildete sich weiter, arbeitete immer viel. Lana übernahm mehr und mehr Aufgaben. Sie ruft den Krankenwagen, wenn es mal wieder einen Notfall gibt, wird Profi im Tasche-Packen fürs Krankenhaus. Sie muss permanent mit dem Gedanken leben, dass ihr Vater vielleicht stirbt. Ein Teenager, der keiner sein darf. Denn es geht um Leben und Tod.
"Ich (...) hab mir dann auch überlegt, ob ich ihm lieber den Tod oder das Leben wünsche, (...) weil man sich halt denkt, wenn man stirbt, ist wenigstens dieses Leid vorbei. Also ich hatte in der Zeit relativ viele Träume, die sich damit befasst haben, dass ich immer irgendeine Entscheidung getroffen habe, und am Ende war sie nicht mehr umzukehren (...) Und ich habe mich damals für den Tod entschieden. – Und dann hab ich es immer bereut. Ich will halt die Zeit mit ihm genießen und nicht immer sagen – ok, ein weiterer Tag, an dem er nicht gestorben ist, sondern: ein weiterer Tag, den ich mit ihm erleben durfte."
Das Furchtbare daran ist, dass Kinder wie Lana, von denen es mehr gibt, als man wahrhaben möchte, mit ihrem Leid und den Belastungen des Alltags weitgehend allein gelassen werden. Natürlich leiden die schulischen Leistungen, die ausgleichenden Freizeitbeschäftigungen oder auch Freundschaften, wenn das Kind gerade wieder eine Nacht damit verbracht hat, den sterbenskranken Vater zu retten.
"Wer sich krank meldet, muss den kompletten Schulstoff entweder selbstständig nachlernen, oder er hat eben Pech und kommt nicht mehr mit."
Lehrer, Schüler, Politiker scheinen überfordert. Sie sind ratlos oder schauen weg. Und so müssen die Kinder doppeltes Leid erfahren: Das der zu pflegenden geliebten Person und das eigene, den Entbehrungen der eigenen Kindheit geschuldete.
"Was sagt dann der Schulpsychologe? Der sagt dann: Kauf dir einen Schreibtisch, dann werden deine Schulnoten auch besser. Dann geht das Kind zum Jugendtherapeuten, der fragt: Was machst du denn so gerne? Und das Kind antwortet: Ich finde das Buch 'Gespräche mit Gott' von Neale Donald Walsch ganz gut und von Gunther Schmidt 'Du hast keine Chancen, also nutze sie' und andere Sachen, die man so auf YouTube findet. Und was sagt dann der Therapeut darauf? 'Die kenne ich nicht. Und überhaupt ist das Internet auch nicht gut. Wach auf, das ist die Realität, und du musst dein rosa Schloss endlich einreißen.'"
Lana muss sich ihre Hilfe selbst beschaffen. Sie findet sie in Spiritualität, in Büchern, in Musik. Ihr großes Vorbild: Marilyn Manson. Der habe auch eine schwierige Kindheit gehabt, sei von niemandem verstanden worden, habe seine Wut in seiner Musik ausgedrückt.
An ihrem 14. Geburtstag präsentiert sie ihren Eltern eine von ihr neu gegründete Internet-Plattform: young-carers.de – eine Seite, mit der sie auf die Situation von pflegenden Kindern aufmerksam machen will. Betroffene und Angehörige sollen sich dort informieren und austauschen können. Sie trifft einen Nerv, denn endlich haben die vielen betroffenen Kinder eine Möglichkeit des Austauschs gefunden. Was man im Feature davon auszugsweise zu hören bekommt, bedrückt:
"In der Schule halte ich lieber den Mund. Zum Beispiel, wenn nach den Weihnachtsferien alle ihre tollen Geschichten erzählen und dann fragen: Was habt ihr an Heiligabend gemacht? Wenn ich dann sage, dass Mama an Heiligabend zwischen 12 und 18 Uhr an der Dialyse war und dann immer sofort schlafen gegangen ist, weil es ihr dann immer so schlecht geht, dann wenden sich alle schnell von ihr ab, weil ich ihre gute Stimmung kaputt mache."
Lana bekommt nun also eine tolle Auszeichnung. Politiker loben ihr Engagement, es gibt Zeitungs- und Fernsehberichte. Helfen wird keiner. Lana verlässt die Schule ohne Abschluss. Und so werden auch weitere pflegende Kinder in der Schule scheitern und psychische Zusammenbrüche erleiden, weil einem solchen Druck einfach kaum jemand gewachsen ist – erst recht nicht Kinder.
Quelle: Karla Krause Bild: imago/MITO www.deutschlandfunkkultur.de
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