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Zu Besuch in al-Baghdadis Heimatstadt: Ein brüchiger Frieden

Lars Hauch
Researcher. Schwerpunkte: Mittlerer Osten, insbesondere Syrien.
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Lars HauchSonntag, 31.05.2020

Zu Besuch in Samarra, der Heimatstadt des mittlerweile getöteten IS-Führers Abu Bakr al-Baghdadi. 

Die mehrheitlich sunnitische Stadt wird von einer schiitischen Miliz kontrolliert: Den sogenannten Friedensbrigaden. Die nannten sich zu Zeiten des irakischen Bürgerkrieges noch "Mahdi-Armee" und waren für ihre Grausamkeit bekannt. Doch ihr Anführer, der einflussreiche Moqtada al-Sadr, macht sich seit einigen Jahren für irakischen Nationalismus stark, um den politisch-konfessionellen Spaltungen etwas entgegenzusetzen.

In Samarra ist das Modell relativ erfolgreich, beschreibt Thanassis Cambanis. Die Friedensbrigaden herrschen mit harter Hand. Dabei verzichten sie auf religiöse Rhetorik und Spaltung. So konnte ein recht hohes Maß an Sicherheit hergestellt werden. 

Doch die Herrschaft der Friedensbrigaden ist sinnbildlich für ein grundsätzliches Problem im Irak: Der Staat ist schwach, Milizen geben in vielen Teilen des Landes den Ton an. So scheint die Akzeptanz für die Friedensbrigaden vor allem ein Produkt mangelnder Alternativen zu sein:

They have made Samarra into a prison. Don’t be deceived by their slogans (...). But they are much better than they were a year ago, and we prefer them to the federal police or the army.

Das Zitat stammt von einem lokalen Stammesführer, dessen Miliz jahrelang gegen Al-Kaida und den IS gekämpft hat. Nach Jahren des Bürgerkriegs und dem IS sehnen sich die Menschen nach Stabilität. 

In Samarra hat sich eine informelle Ordnung etabliert. Getragen wird sie allerdings nicht von Partizipation, sondern letztlich von Gewalt. Und so beantwortet sich auch die zu Beginn des Textes aufgeworfene Frage ("Kann Samarra ein Modell für den ganzen Irak sein?") recht eindeutig. Trotzdem ein lesenswerter Text.

Zu Besuch in al-Baghdadis Heimatstadt: Ein brüchiger Frieden

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