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Wie geht es Deutschland in der Pandemie? Eine Reise

Alexandra Endres
Journalistin
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Alexandra EndresFreitag, 07.08.2020

Andrea Böhm, Redakteurin und Reporterin der ZEIT (Disclaimer: für deren Online-Redaktion ich arbeite), hat lange in Beirut gelebt und war als Journalistin viel im Nahen Osten und Afrika unterwegs. Vorher war sie Korrespondentin in den USA. Sie kennt sich also aus mit Krisen. Schon länger ist sie zurück in Deutschland und wollte, wie sie schreibt, das Land seither immer bereisen:

Herausfinden, ob und wie fremd mir mein Land geworden ist. Immer wieder kam etwas dazwischen, in diesem Frühjahr das Coronavirus. Aber jetzt, meinten meine Kollegen, könnte ich doch mal nachsehen, wie sich die Republik anstellt zwischen Quarantäne und Hygiene-Demos, zwischen "Ausnahmezustand" und "neuer Normalität".

Also fuhr sie los, vom saarländischen Kleinblittersdorf an der deutsch-französischen Grenze bis nach Altranft, Brandenburg, an der Grenze zu Polen. Leider ist der Text, der dabei entstanden ist, nur für ZEIT-Abonnenten zugänglich. Aber ihn hier nicht zu empfehlen, wäre eine Sünde.

Böhm erzählt, was Corona bedeutet für die Menschen, die sie trifft: Eigenheimbesitzer und Dorfbürgermeister auf dem Land, Jugendliche, Boxtrainer und Sozialarbeiterinnen in der Stadt, Fußball-Ultras, Wirtschaftsanwälte und Leute, die in einer WG gemeinsam ausprobieren, wie der Alltag fast ohne Geld funktioniert, "nur von dem, was andere wegwerfen".

Das ist besonders aufschlussreich, weil die Kollegin das, was sie sieht, immer wieder mit der Lage in ihrer alten Berichtsgebieten spiegelt. Und weil ihr auf ihrer Reise ein ganz anderes Deutschland begegnet als es in den – oft städtisch geprägten, für Aufregungen und Gefahren jeder Art so empfänglichen – großen Medien oft gezeichnet wird. Sie hat auch einen scharfen Blick dafür:

Irgendwie bin ich immer am falschen Ort. Oder am richtigen. Niemand hat auf meinen Zugreisen gegen den Mundschutz gemotzt, in Sachsen gibt es in der Regionalbahn für ein nacktes Gesicht einen ordentlichen Anpfiff, und mit Brandenburger Busfahrern legt man sich besser sowieso nicht an.

Am Ende besucht sie ein "Heimatmuseum" im Oderbruch.

Fischer, ein stämmiger Mittfünfziger, dem man die Magdeburger Herkunft anhört, entwirft hier mit seinem Kollegen Kenneth Anders im Programmbüro Expeditionen durch die Umbrüche und Krisen der Region. Langsam und in aller Ruhe. Die beiden haben etwas gegen die immer dramatischeren "Gefahrendiskurse" von Politik und Medien. Nicht weil die Gefahren nicht real wären. Sondern weil es Menschen abschrecke, wenn man ständig den Untergang beschwört.

Die meinen mich, denke ich.

Was macht nun das Museum aus der Corona-Krise? Seine Betreiber überlegen sich eine Leitfrage fürs kommende Jahr, das tun sie immer. 2021 könnte sie lauten:

"Was haben wir selbst noch in der Hand?"

Mit dieser Frage könnte der Text enden, wäre nicht am Dienstagnachmittag in Beirut, wo Böhm bis vor ein paar Jahren noch gelebt hat, eine verheerende Explosion geschehen.

Wenige Minuten später blinkt mein Handy-Display auf. "Are you ok?", fragt Wael (Böhms früherer Übersetzer, Anm. AE). Er hoffe, ich sei nicht gerade auf Besuch in meiner alten Heimat.

Nein, Habibi, ich bin in Deutschland. Hier ist alles ruhig.

Begleitet wird der Text von tollen Bildern der Fotografin Djamila Grossman. Auch dafür lohnt er sich. Und für alle, die kein ZEIT-Abo abschließen wollen: Noch liegt die aktuelle Ausgabe am Kiosk.

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