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Fundstücke

Wie eine gute Pflege aussehen sollte

Daniela Becker
Autorin

"Wie kann die Klimakrise gelöst werden?" ist die Frage, die mich am meisten beschäftigt. Ich bin Mitglied von RiffReporter, einem Autorenkollektiv und einer Genossenschaft für freien Journalismus.

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Daniela BeckerMittwoch, 28.12.2022

Jeder von uns hat schon eine Gruselgeschichte aus Pflegeheimen gehört und allzu oft sind sie leider wahr. Alte Menschen, die vor sich hinvegetieren und nur noch auf den Tod warten; Pflegende, die keinerlei Zeit für Zuwendung haben und permanent überarbeitet sind.

Dass alte Menschen nur noch wegverwaltet werden, ist von unserem Pflegesystem leider so induziert – eine Reform wäre dringend nötig, doch die lässt auf sich warten.

Es gibt aber Menschen, die sich gegen dieses menschenverachtende System stellen.

Dieser sehr lange Text in der SZ am Wochenende stellt die beiden Häuser Ruhrblick und Ruhrgarten und drei von 113 Menschen vor, die dort betreut werden. Für viele von ihnen ist das nicht die letzte Lebensstation. Denn das Ziel der Pfleger:innen ist, auch gebrechliche Menschen nach Krankheit oder Unfall wieder so fit zu bekommen, dass sie nach Möglichkeit wieder nach Hause gehen können, um dort noch einige Jahre eigenverantwortlich und selbstständig in der vertrauten Umgebung zu leben.

Das gelingt durch intensive Bewegungs- und Körpertherapie. Was selbstverständlich sein sollte, ist es leider in den allermeisten Pflegebetrieben nicht. Dass diese beiden Häuser anders funktionieren, dass Pflegende Zeit für die Heilung von Menschen haben, dass sie die Bewohner vor Ort wohl und gut aufgehoben fühlen, ist dem Engagement Oskar Dierbachs zu verdanken, der die beiden Häuser umgebaut und ein neues Pflegesystem etabliert hat. Und zwar gegen massiven und Jahrzehnte andauernden Widerstand von Kranken- und Pflegekassen und dem zuständigen Landschaftsverband Rheinland. Heute finden das Konzept alle gut, denn sie haben festgestellt, dass das, was den Menschen guttut, auch den Kassen und damit der Gesellschaft Geld spart. Die beiden Heime verursachen 40 Prozent weniger Krankenhausaufenthalte, haben wesentlich weniger Medikamentenverordnungen und Menschen, die wieder zu Hause wohnen, benötigen weniger hohe Zuschüsse vom Sozialamt.

Möglich macht das alles ein Förderverein, der im Jahr Tausende Stunden Physio-, Musik-, Bewegungs- und Ergotherapien bezahlt, für die im Pflegesystem kein Budget vorgesehen ist.

Bislang sind die beiden Heime die Ausnahme. Ein Lichtblick: Seit dem Sommer wird das Konzept in elf weiteren Pflegeeinrichtungen getestet und finanziell vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses unterstützt. Das Projekt läuft bis 2026. Die Hoffnung besteht, dass die Ergebnisse in eine Neugestaltung der Pflegeversicherung fließen.

Dieser Text wurde für den Theodor-Heuss-Preis nominiert. Auf der Webseite des Preises findet sich nun auch eine frei zugängliche Version des Textes.

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