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Was die Korruptionsanklage gegen Netanjahu zeigt

Theresa Bäuerlein
Journalistin. Autorin. Seit (gefühlt) schon immer.
Zum Kurator'innen-Profil
Theresa BäuerleinSamstag, 02.03.2019

Über Benjamin Netanjahu wurde schon sehr viel gesagt und geschrieben – besonders in den letzten Tagen. Gerade deswegen ist es interessant, sich mal einen Kommentar in der israelischen Tageszeitung Haaretz anzusehen.

Der Autor hat die Anklageschrift des Generalbundesanwalts Avichai Mendelblit gelesen, die dem israelischen Premier am Donnerstag zugestellt wurde. Und meint: Die Lehrbücher über Politik und das bürgerliche Leben in Israel müssten nach der Lektüre dieser Anklage eigentlich umgeschrieben werden – denn es gebe offenbar eine Art Doppelherrschaft in Israel: Vordergründig agierten da das Parlament, die Regierung, die Parteien und die Medien, doch die wahre Autorität stecke hinter den Szenen.

Das könnte man sicherlich über die politischen Landschaften vieler Länder mehr oder minder zutreffend behaupten. Aber etwas sei besonders an Netanjahu, meint der Kommentator: Es sei dem Premier gelungen besonders lange an der Macht zu bleiben, weil er es geschafft habe, jedes einzelne Detail zu kontrollieren: Jede Stellungnahme für die Medien soll er selbst umgeschrieben, TV-Interviews redigiert und Schlagzeilen über sich und seine Familie formuliert haben. Kein Detail sei ihm zu klein, gleichzeitig halte er Dinge wie Interessenkonflikte für nebensächlich. Wer ihn störe, werde entthront oder neutralisiert.

Auch seine Persönlichkeit habe zwei Seiten: Auf der einen Seite der Ideologe, der für eine “stark rechte Regierung“ stehen wolle. Andererseits der politische Rüpel, der jeden, der ihm im Weg stehe, als “gefährlichen Linken” abstempele.

Netanjahu, so das Fazit, werde irgendwann gehen und ein neuer Premier kommen. Aber sein wahres Erbe bestünde darin, dass es nach ihm sehr schwer sein werde, die israelische Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass eine Regierung eigentlich transparent agieren sollte.

(Der Artikel ist Premium-Inhalt bei Haaretz, aber nach der Registrierung kann man sechs Artikel im Monat kostenlos lesen.)

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