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Warum die Physik zur Metaphysik wird

Robert Gast
Physiker, Wissenschaftsjournalist
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Robert GastFreitag, 03.08.2018

Das »Multiversum« ist eine faszinierende Idee: Im Urknall könnte nicht nur unser Universum entstanden sein, sondern auch unzählige andere. Man kann sich das Ganze vielleicht am besten wie ein Wasserglas vorstellen, in das jemand eine Brausetablette geworfen hat: Jedes Luftbläschen ist ein eigenes Universum, das sich rasant von allen anderen entfernt.

Das Problem: Alle anderen Welten haben sich von unserer bereits so weit entfernt, dass uns ihr Licht nicht mehr erreichen kann. Überprüfen lässt sich die Idee des Multiversums also vermutlich nicht. Ist das Ganze also noch Physik? Oder eher Metaphysik? Darüber streiten Experten seit Jahren. 

Befürworter des Multiversums verweisen darauf, dass das Konzept sich wunderbar aus der Stringtheorie ergibt, der derzeit besten Kandidatin für eine Synthese von Allgemeiner Relativitätstheorie und Quantenphysik (den beiden Säulen der modernen Physik). Mag ja sein, dass man das nicht mehr überprüfen könne, sagen ihre Fans. Aber andererseits erscheine die Theorie so schlüssig und smart, dass sie einfach wahr sein muss.

Ein lesenswerter Essay in der NZZ kritisiert diese Entwicklung, und stellt die Möglichkeit in den Raum, dass die Frage vielleicht einfach eine Nummer zu groß für uns Menschen sein könnte:

Hier stehen wir vor einem wirklich fundamentalen Hindernis. Die herkömmlichen Naturgesetze können wir lokal im Labor überprüfen. Aber die Gesetze des Kosmos, die Gesetze eines Multiversums? Was wäre das Labor dafür? 
Warum die Physik zur Metaphysik wird

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Kommentare 3
  1. Frederik Fischer
    Frederik Fischer · vor 6 Jahren

    Ein wirklich großartiger Text. Die Autobiographie des Indie-Folk-Sänger Mark Oliver Everett bietet einen sehr persönlichen Zugang zur Mulitversen-Theorie. Er ist der Sohn des "Erfinders" Hugh Everett III
    https://www.kiwi-verla...
    https://en.wikipedia.o...

    1. Robert Gast
      Robert Gast · vor 6 Jahren

      Danke für den Hinweis! Aber Achtung, es gibt verschiedene Multiversums-Theorien. ;-) Die von Hugh Everett III ist eine andere als die, um die es in der Stringtheorie geht. Laut Everett spaltet sich das Weltall immer dann in ein neues Universum auf, wenn sich ein Quantenobjekt für einen Zustand entscheiden muss (also in jeder Sekunde unzählige Male). Dabei sollen dann jeweils Universen entstehen, die mit unserem identisch sind, bis auf den Ausgang dieser einen Quantenentscheidung.

      Laut Stringtheorie könnten ganz andere Paralleluniversen entstehen, die jeweils ganz eigene Naturgesetze hätten. Bei diesen Universen handelt es sich jeweils um eine Möglichkeit, wie sich die sieben unsichtbaren Raumdimensionen der Stringtheorie aufrollen ließen - insgesamt gibt es rund 10^500 (eine 10 mit fünfhundert Nullen...) solcher Möglichkeiten. Ob eine dieser denkbaren Welten auch unsere ist, weiß man bisher nicht. Dennoch wird diese Form von Paralleluniversen unter Physikern eher etwas ernster genommen als die Idee von Hugh Everett, auch wenn die natürlich auch ziemlich cool ist...

    2. Frederik Fischer
      Frederik Fischer · vor 6 Jahren

      @Robert Gast Darüber muss ich noch mal ein eigenes Buch lesen - dann vielleicht nicht von einem Indie-Musiker. Dank dir vielmals für die ergänzenden Informationen und die Unterscheidung.

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